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EAM 06/2024 - Dezember/Januar
Geländewagenhersteller und Elektro – passt das zusammen? „Definitiv nicht!“, würden viele Offroad-Fans entrüstet behaupten, doch Jeep scheint da anderer Meinung zu sein.
Nachdem sich die amerikanische Traditionsmarke anhand diverser PHEV-Derivate behutsam an die Elektromobilität herangetastet hat, erscheint mit dem Jeep Avenger nun endlich ihr erstes vollelektrisches Modell. Das Mini-SUV mit dem Superheldennamen will an den Erfolg seiner großen Brüder anknüpfen, aber dennoch vieles anders machen als bisher.
Seinem modern klingenden Namen entsprechend wurde zunächst die Zielgruppe für den Avenger angepasst. Jeep möchte in Zukunft verstärkt jüngere Leute erreichen und die Marke vor allem für die weibliche Kundschaft attraktiver machen. Das kleine Elektro-SUV soll für jene Zielgruppe eine ideale Kombination aus Geländewagen und urbanem Flitzer darstellen. Doch kann man beim Avenger überhaupt noch von einem SUV sprechen? Mit seinen 4,08 Metern ist er etwa gleich lang wie ein Opel Corsa-e und könnte somit eigentlich im Kleinwagensegment verortet werden. Dennoch fällt das Kofferraumvolumen von 380 Litern für das Segment sehr großzügig aus.
Optisch reiht sich der Avenger nahtlos in die Reihe der anderen Modelle des stark umkämpften Crossover-Segments ein, ohne die Designmerkmale zu verlieren, die ihn unverkennbar zu einem Jeep machen. Sieben vertikale Schlitze zieren die Front, sie dienen aber zum ersten Mal lediglich dem Wiedererkennungswert und haben darüber hinaus keine Funktion. Die kastige Form unterstreicht den Offroadcharakter des Fahrzeugs und hebt den Avenger sowohl von seinen Stellantis-internen als auch von seinen externen Mitbewerbern ab. 18 Zoll große Felgen und eine zweifarbige Lackierung, beispielsweise in den Kommunikationsfarben „Sun“ und „Volcano“, vervollständigen den eigenständigen Look des elektrischen Mini-Jeep.
Der schlicht gestaltete Innenraum wird von einem breiten Panel in Wagenfarbe aufgewertet und weist erwartungsgemäß einen sehr hohen Hartplastikanteil auf. Der Avenger will allerdings nicht mit luxuriöser Materialanmutung, sondern mit Praktikabilität überzeugen. Das Interieur bietet ganze 34 Liter Stauraum, da an jeder freien Stelle kleine Mulden und sonstige Ablagemöglichkeiten geschaffen wurden – mehr Platz für Handy, Schlüssel und sonstigen Kleinkram braucht niemand. Jeep setzt zudem nicht krampfhaft auf möglichst viele Touchflächen, wie es bei einigen Mitbewerbern der Fall ist, sondern bemüht sich um eine ausgewogene Balance zwischen analogen und digitalen Elementen.
Das Interieur verfügt zwar über ein großes Zentraldisplay und ein digitales Cockpit, aber die wichtigsten Funktionen wie Klimatisierung, Heizung und Lautstärke werden weiterhin über reguläre Knöpfe bedient. Das wird jenen potenziellen Kunden freuen, die beispielsweise das Bedienungskonzept eines Volkswagen ID.3 als misslungen empfanden.
Mit dem Avenger schickt Stellantis einen neu entwickelten Motor ins Rennen, der auch im überarbeiteten Peugeot e-208 und im Opel Astra Electric zum Einsatz kommen wird. Dieser leistet 115 kW und liefert ein maximales Drehmoment von 260 Nm. Kombiniert mit dem für ein Elektroauto relativ geringen Gewicht von rund 1.500 Kilogramm verspricht der Avenger flotten Fahrspaß und eine Beschleunigung von 0 auf 100 in glatten 9 Sekunden.
Der Akku verfügt über eine Kapazität von 54 kWh, davon 51 kWh nutzbar, und bringt den Mini-Jeep im WTLP-Zyklus etwa 400 Kilometer weit. Am Schnelllader lädt der Avenger wie seine französischen Konzernbrüder mit maximal 100 kW, wodurch der Akku in lediglich 24 Minuten von 20 auf 80 Prozent gebracht werden kann. An der städtischen AC-Ladesäule oder heimischen Wallbox sind hingegen maximal 11 kW abrufbar.
Der Avenger kann seit dem 17. Oktober in der 1st Edition reserviert werden. Bislang sind über 3.000 Reservierungen in Deutschland allein und über 10.000 in Europa eingegangen – die Nachfrage nach einem elektrischen Mini-Jeep ist also definitiv vorhanden. Die 1st Edition glänzt mit zahlreichen Fahrassistenzsystemen, Ambientebeleuchtung, Voll-LED-Scheinwerfern und Rückleuchten, elektrischer Heckklappe und weiteren serienmäßigen Features, die den Newcomer gleich zu Beginn von der Konkurrenz abheben sollen.
Bemerkenswert ist der vergleichsweise niedrige Einstiegspreis: Die 1st Edition wird ab 39.999 Euro bzw. ab 349 Euro monatlicher Leasingrate zu erhalten sein, günstigere Konfigurationen sollen kurze Zeit später folgen. Die ersten Auslieferungen sind für das zweite Quartal 2023 veranschlagt.
Obwohl die Kunden sehr lange auf den ersten vollelektrischen Jeep warten mussten, plant Stellantis nun, die amerikanische Kultmarke mithilfe einer regelrechten Flut an Elektromodellen als „global leader in SUV electrification“ zu positionieren. Der Avenger ist nur eins von vier vollelektrischen Modellen, das Jeep bis 2025 auf den Markt bringen möchte.
Nach dem City-SUV wird zunächst ein Wrangler-artiges Offroadfahrzeug namens Recon erscheinen, das mit dem Ford Bronco konkurrieren soll, gefolgt von einem großen, luxuriösen SUV mit dem vorläufigen Namen Wagoneer S. Zum Wechsel des Jahrzehnts schließlich sollen alle von Jeep in Europa angebotenen Modelle vollelektrisch sein. Bleibt abzuwarten, wie die Jeep-Fans die Elektrifizierung der Marke aufnehmen – der sympathische kleine Superheld im gelben Kostüm verfügt jedenfalls über sämtliche Voraussetzungen, um ein europäischer Verkaufsschlager zu werden.
Fotos: Jeep
Technische Daten | Jeep Avenger |
---|---|
Fahrzeugbeschreibung: | fünftüriger, fünfsitziger Kleinwagen-SUV |
ANTRIEB | |
Bauart: | permanenterregte Synchronmaschine, Vorderradantrieb |
Leistung: | 115 kW |
Drehmoment: | 260 Nm |
BATTERIE & LADESTANDARD | |
Energieinhalt (brutto/netto): | 54 kWh/51 kWh |
Wärmemanagement: | Flüssigkeitskühlung |
Ladestandard AC: | Typ 2 11 kW 3p |
Ladestandard DC: | CCS 100 kW |
Ladezeit AC 11-kW-Ladestation: | 5 h 30 min (0–100 %) |
Ladezeit DC 150-kW-Ladestation: | 24 min (20–80 %) |
FAHRLEISTUNGEN | |
Höchstgeschwindigkeit: | voraussichtlich 150 km/h |
Beschleunigung (0–100 km/h): | 9,0 s |
REICHWEITE & VERBRAUCH | |
Verbrauch (WLTP): | 16,5–15,7 kWh/100 km |
Reichweite (WLTP): | 385–400 km |
ABMESSUNGEN & GEWICHT | |
Länge: | 4,08 m |
Radstand: | N/A |
Wendekreis: | N/A |
Gepäckraum: | 380 l |
Frunk: | — |
Leergewicht: | ca. 1.500 kg |
Zuladung: | N/A |
Anhängelast (gebremst/ungebremst): | — |
cW-Wert: | N/A |
Luftwiderstandsfläche (cW x A): | N/A |
PREIS | |
Verfügbarkeit: | reservierbar; Auslieferungsstart Q2/23 |
Deutschland: | ab 39.900 € |
Österreich: | ab 39.900 € |
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EAM 06/2024 - Dezember/Januar
150 km/h sind einfach zu langsam. Mein Ioniq fährt 180 Tacho. Und seine Nachfolger rund 190. Das passt. Und ich sage das, obwohl ich meistens zwischen 90 und 110 km/h unterwegs bin. Aber auf Kurzstrecken um die 100 km fahre ich auch gerne mal schneller, wenn die Autobahn frei ist. Da komme ich dann auf relativ hohe Verbräuche, was mich nicht stört. Dann benötigt der Wagen, Karlsruhe – Heidelberg und zurück halt mal 17 bi 18 kw/h anstatt 11 bis 12. Das ist überschaubar und vertretbar.