Weltpremiere des Toyota bZ4X

29.10.2021 von Marcus Zacher

Besser spät als nie

Toyota, der größte Autobauer der Welt, hat sich sehr viel Zeit mit ihrem ersten, dedizierten Elektroauto gelassen. Doch jetzt legen die Japaner endlich los und haben nun ihr erstes Elektroauto auf einer reinen E-Plattform vorgestellt, das SUV bZ4X.

In dem Mittelklasse-SUV wird der Hersteller zum ersten Mal auf die e-TNGA-Plattform zurückgreifen, die speziell für reinelektrische Fahrzeuge entwickelt wurde und auf der neben dem bZ4X noch mindestens drei weitere Stromer basieren werden. Auch der Subaru Solterra wird sich dieser Plattform bedienen, ist er doch technisch identisch mit dem bZ4X.

Batterie mit hoher Lebensdauer

Der neue Elektro-Toyota ist mit einer Außenlänge von 4,69 Meter rund fünf Zentimeter länger als ein Škoda Enyaq iV und etwa elf Zentimeter länger als ein VW ID.4. Der Radstand von 2,85 Meter schafft Platz für die wassergekühlte, 71,4 kWh große Batterie, die natürlich platzsparend im Unterboden untergebracht ist. Der Akku soll mit einer sehr hohen Lebensdauer aufwarten. Der Hersteller stellt hier eine Restkapazität von 90 Prozent nach 10 Jahren oder 240.000 Kilometern in Aussicht. Von der Haltbarkeit der Batterien scheint man also überzeugt zu sein.

Der Speicher kann entweder per Wechselstromladung mit zunächst nur einphasigen 6,6 kW oder per Gleichstrom mit bis zu 150 kW aufgeladen werden. Die Ladedauer bis 80 Prozent soll bei den mittlerweile üblichen 30 Minuten liegen. Ab Ende des kommenden Jahres soll es auch einen dreiphasigen 11-kW-Bordlader geben.

Zwei Antriebsvarianten wird Toyota für den bZ4X anbieten. Beim Basismodell wird eine permanenterregte Synchronmaschine (PSM) mit 150 kW Leistung an die Vorderachse montiert, die ein Drehmoment von 265 Newtometern bereitstellt. Der Sprint auf 100 km/h ist in 8,4 Sekunden absolviert, die Höchstgeschwindigkeit bei 160 km/h begrenzt. Die Allradvariante (AWD, All Wheel Drive) wurde zusammen mit den Spezialisten von Subaru entwickelt und setzt auf zwei PSM mit jeweils 80 kW an Vorder- und Hinterachse. Mit den 160 kW Systemleistung ist der Allradler nur nominell stärker motorisiert, punktet jedoch mit dem höheren Drehmoment (336 Newtonmeter), der etwas besseren Beschleunigung (7,7 Sekunden auf 100 km/h) und natürlich dem besseren Grip.

Der Fronttriebler soll auf rund 500 Kilometer Reichweite nach WLTP kommen, der Allradler schafft 40 Kilometer weniger.

Vorstellung des Toyota bZ4X (engl.)

Aber auch sonst hat Toyota an viele wichtige und elektroautospezifische Funktionen gedacht. So wird es ein optionales Solardach geben (wie auch schon beim Wettbewerber Hyundai Ioniq 5), mit dem die Fahrzeugbatterie aufgeladen werden kann. Immerhin 1.800 Kilometer soll man so im Jahr generieren können, was einem Ertrag von rund 300 bis 400 Kilowattstunden entspräche. Gut 100 Euro Stromkosten ließen sich somit jährlich sparen.

Außerdem ist der bZ4X für das bi-direktionale Laden vorbereitet und unterstützt Vehicle-to-Load (V2L) und sogar Vehicle-to-Grid (V2G). Zur weiteren Effizienzsteigerung wird der Innenraum über ein ausgefeiltes Heizsystem aufgewärmt und eine Wärmepumpe wird ebenfalls verbaut. Freunde des One-Pedal-Drivings werden mit einem speziellen Reku-Modus bedient.

Steer-by-Wire und Yoke-Lenkrad

Ein weiterer Hingucker ist das Lenkrad. Hier wird es, ähnlich wie beim überarbeiteten Tesla Model S, ein oben und unten „abgeschnittenes“  Yoke-Lenkrad als Extra geben, das Toyota „One Motion Grip“ nennt. Möglich macht dies ein Steer-by-Wire-System, bei dem es keine direkte mechanische Kopplung mehr zwischen Lenkrad und der Vorderachse gibt. Nur 150 Grad Lenkeinschlag benötigt man für den vollen Lenkwinkel der Räder, ein Umgreifen wird so obsolet und man kann die Hände immer am Lenkrad behalten. Toyota wird den bZ4X jedoch serienmäßig mit einem klassischen Lenkrad und ohne Steer-by-Wire-System ausliefern. Der Wendekreis liegt übrigens bei guten 11,4 Metern.

Fazit: Ein Riese legt los

Auf die Frage nach Elektromobilität hat Toyota sehr lange auf den in homöopathischen Dosen produzierten Mirai (Fahrbericht) und ihre große und weltweit erfolgreiche Hybrid-Fahrzeugflotte verwiesen. Doch jetzt legt der größte Autobauer der Welt endlich mit einer richtigen BEV-Architektur nach. Die ersten Infos klingen vielversprechend, offenbar nimmt der Auto-Riese das Thema wirklich ernst. Nun bleibt es abzuwarten, in welchem Preisbereich der bZ4X positioniert wird und natürlich, wie sich das Fahrzeug in der Praxis schlägt. Diese Punkte werden wir in den nächsten Monaten erfahren, denn der Marktstart soll zur Mitte des kommenden Jahres erfolgen.

Fotos: Toyota

Update - 30.10.2021:

Der Artikel wurde am 30.10.2021 umfangreich überarbeitet und mit weiteren Daten ergänzt.

Technische Daten
Fahrzeugbezeichnung: Toyota bZ4X FWD Toyota bZ4X AWD
Fahrzeugbeschreibung: fünftüriges, fünfsitziges Mittelklasse-SUV
ANTRIEB
Antrieb: permanenterregte Synchronmaschine, Vorderradantrieb je eine permanenterregte Synchronmaschine an VA und HA, Allradantrieb
Leistung: 150 kW 160 kW
Drehmoment: 265 Nm 336 Nm
BATTERIE & LADESTANDARD
Energieinhalt (brutto/netto): 71,4 kWh/—
Batteriegarantie: 10 Jahre oder 240.000 km
Garantierte Batteriekapazität: N/A N/A
Wärmemanagement: Flüssig-Thermalmanagement
Ladestandard AC: Typ 2 6,6 kW 1p (opt. 11 kW 3p)
Ladestandard DC: CCS 150 kW
Ladezeit DC 150-kW-Ladestation 0-80 %: ca. 30 min
FAHRLEISTUNGEN
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h): 8,4 s 7,7 s
REICHWEITE & VERBRAUCH
WLTP: bis zu 513 km bis zu 461 km
NEFZ: N/A N/A
EPA: N/A N/A
Verbrauch (WLTP): 16,7–14,4 kWh/100 km 18,0–16,2 kWh/100 km
ABMESSUNGEN & GEWICHT
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: 4,69 m x 1,86 m x 1,65 m
Breite (mit Spiegel): N/A N/A
Radstand: 2,85 m
Wendekreis: 11,40 m
Laderaum: 452 l
Frunk: N/A N/A
Leergewicht: 1.920 kg 2.005 kg
Anhängelast (gebremst/ungebremst): 750 kg/750 kg 750 kg/750 kg
cW-Wert: N/A N/A
cW x A: N/A N/A
PREIS
Verfügbarkeit: Markteinführung Mitte 2022, Reservierungen möglich
Deutschland: ab 47.490 € ab 53.210 €
Österreich: ab 59.990 € ab 56.090 €
  1. AS sagt:

    Woher stammt die Aussage dass der BZ4X V2L oder V2G unterstützen soll?

    1. Marcus Zacher sagt:

      Aus einer Pressemitteilung von Toyota. Nach neueren Informationen wird es diese Funktion aber nur für Japan geben, da hierzu offenbar die CHAdeMO-Ladedose für den japanischen Markt verwendet wird.

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