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EAM 06/2024 - Dezember/Januar
Kia hat den EV6 GT und Hyundai den Genesis GV60 Sport Plus. Doch wo bleibt der elektrische Performance-Hyundai? Der kommt 2023 in Form des Ioniq 5 N. Doch vorher präsentieren die Koreaner als Vorgeschmack zwei spektakuläre Sportwagen-Studien.
Es war abzusehen, dass Hyundai es nicht lange auf sich sitzen lassen kann, dass die Geschwistermarken bereits äußerst performante Sportableger ihrer 800-Volt-Stromer vorgestellt haben. Allen voran den 430 kW starken Kia EV6 GT (erster Mitfahrbericht), der noch im Laufe des Jahres zu den Kunden rollen soll, und der 360 kW starke Genesis GV60 Sport Plus (Vorstellung, Fahrbericht in EAM 03/2022), der bereits erhältlich ist.
Hyundai wird dazu mindestens mit dem Ioniq 5 (Fahrbericht) als N-Modell gegenhalten, eventuell folgt auch ein Sportableger des gerade erst vorgestellten Ioniq 6. Denn darauf deutet die erste der beiden Sportwagen-Studien hin.
Der Hyundai RN22e tritt jedoch deutlich krawalliger auf, als die auf Effizienz und Aerodynamik optimierte Mittelklasse-Limousine. Ein großer Lufteinlass vorne, die breit ausgestellten Kotflügel und der unübersehbare Heckflügel samt Diffusor deuten auf das Potential des Performance-Stromers hin. Die beiden E-Maschinen schieben die 4,92 Meter lange Power-Limo mit der Wucht von 740 Newtonmetern und 430 Kilowatt Leistung an.
Die Daten kommen Ihnen bekannt vor? Richtig, denn die Technik scheint sich der RN22e eins zu eins mit dem Kia EV6 GT zu teilen. Damit dürfte dann auch die 77,4 kWh große Batterie gesetzt sein. Die Höchstgeschwindigkeit gibt Hyundai mit über 250 km/h an, der EV6 GT darf 260 km/h rennen. Ein Wunder, wenn Hyundai hier früher die Reißleine ziehen würde. Die Beschleunigung verrät Hyundai zwar noch nicht an, aber auch hier darf man sich wohl an den Werten des Kias orientieren und dieser absolviert den Standardsprint in 3,5 Sekunden.
Natürlich geht auch das Laden schnell vonstatten. Dank der 800-Volt-Technik soll sich der Akku im Idealfall in 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent laden lassen.
Technische Daten | Hyundai RN22e |
---|---|
Fahrzeugbeschreibung: | Sportwagen-Studie |
Antrieb: | je eine PSM je Achse, AWD |
Leistung: | 430 kW |
Drehmoment: | 740 Nm |
Energieinhalt Batterie: | 77,4 kWh |
Spannungsklasse: | 800 V |
Ladezeit 10-80 % (350-kW-Ladestation): | 18 min |
Höchstgeschwindigkeit: | > 250 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h): | 3,5 s (geschätzt) |
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: | 4,915 m x 2,023 m x 1,4791 m |
Radstand: | 2,950 m |
Die zweite Studie lehnt sich optisch an das Hyundai Pony Coupé von 1974 an, das auch Pate für das Design des Ioniq 5 stand. Mit den scharfen Kanten und dem großen Heckflügel erinnert der N Vision 74 ein wenig an den Audi Sport quattro, doch natürlich verweist Hyundai an dieser Stelle auf die eigene Historie.
Mit 4,95 Meter ist das Retro-Coupé noch einmal ein Stück länger, als der RN22e. Die Technik ist jedoch komplett anders. Der N Vision 74 setzt auf eine Mischung aus Brennstoffzelle und Batterie und verfügt gleich über zwei E-Motoren an der Hinterachse, was ein optimales Torque-Vectoring verspricht. Über 500 Kilowatt und 900 Newtonmeter leisten die beiden E-Maschinen zusammen, auf eine angetriebene Vorderachse verzichtet die Studie.
Für die nötige Power sorgt eine 62,4 kWh große und schnellladefähige Batterie mit 800-Volt-Technik. Dazu gibt es einen 4,2 Kilogramm fassenden Wasserstoff-Tank, der sich binnen Minuten füllen lassen soll. Die Brennstoffzelle ist mit 85 bis 95 Kilowatt vergleichsweise schwach und entstammt möglicherweise dem Brennstoffzellen-SUV Hyundai Nexo. Sie liefert jedoch eine konstante Grundleistung und lädt damit die Batterie auf oder treibt bei niedrigeren Lastbereichen direkt die E-Maschinen an. Für die volle Power arbeiten Batterie und Brennstoffzelle jedoch zusammen. Mit der Kraft der zwei Energiespeicher steigt auch die Reichweite, die Hyundai mit über 600 Kilometern beziffert. Die Spitzengeschwindigkeit soll auch bei dieser Studie bei über 250 km/h liegen.
Technische Daten | Hyundai N Vision 74 |
---|---|
Fahrzeugbeschreibung: | Sportwagen-Studie mit Batterie-Brennstoffzellen-Antrieb |
Antrieb: | zwei E-Motoren, RWD |
Leistung: | > 500 kW |
Drehmoment: | > 900 Nm |
Energieinhalt Batterie: | 62,4 kWh |
Spannungsklasse: | 800 V |
Leistung Brennstoffzelle: | 95 kW (Spitze) |
Wasserstoff-Tankgröße: | 4,2 kgH2 |
Höchstgeschwindigkeit: | > 250 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h): | N/A |
Reichweite: | > 600 km |
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: | 4,952 m x 1,995 m x 1,331 m |
Radstand: | 2,905 m |
Die Chancen, dass der RN22e als zumindest optisch etwas gezähmterer Ioniq 6 N auf den Markt kommt, erscheinen uns als ziemlich hoch. Die Technik ist vorhanden, das Basisfahrzeug ebenfalls, viel dürfte daher nicht dagegen sprechen, zumal der Ioniq 5 N bereits für 2023 bestätigt wurde.
Die Marktchancen für den Hyundai N Vision 74 fallen dagegen geringer aus. Zwar dürfte der Sportler mit einer etwas zivilisierteren Optik durchaus seine Freunde finden, doch ob sich die teure Brennstoffzellentechnik darin bezahlt macht, ist eher fraglich. Wenn, dann könnte das Retro-Coupé als exklusiver Sportwagen auf den Markt kommen. Doch eines ist auch klar: Zu Hyundais Elektromobilitäts-Strategie gehört auch die Brennstoffzelle. Daher steckt der Neuheitswert vielleicht eher unterm Blech und die Studie zeigt uns, mit welcher Kombination aus Batterie und Brennstoffzelle man den Kunden die Technik schmackhaft machen möchte.
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