Vorstellung: Maserati GranTurismo Folgore

24.10.2022 von Marcus Zacher

Der Taycan-Killer mit dem Dreizack?

Der erste Elektro-Sportwagen von Maserati klotzt anstatt zu kleckern: drei E-Maschinen, 320 km/h schnell und ein 800-Volt-Bordnetz fordern den Porsche Taycan Turbo S heraus.

Schon vor einiger Zeit hat Maserati einen E-Ableger des GranTurismos angekündigt. Nun hat Maserati die jüngste Modellgeneration der traditionsreichen GT-Serie vorgestellt, die es erstmals auch in der Elektroversion Folgore gibt. Und die hat es in sich.

Tri-Motor mit 900 kW – theoretisch

Denn Maserati spendiert dem GranTurismo Folgore gleich drei Elektromotoren mit jeweils 300 kW, die vollkommen unabhängig voneinander agieren können. Zwei E-Maschinen befinden sich an der Hinterachse und steuern jeweils ein Rad, womit sich ein hochdynamisches Torque-Vectoring umsetzen lässt, was wiederum eine extrem sportliche Kurvenlage verspricht. Ein weiterer E-Motor befindet sich an der Vorderachse und macht den Maserati zum Allradler. Die Wechselrichter, die ihren Ursprung in der Formel E haben sollen, verwenden effiziente Siliziumkarbid-Technologie. Ein Resultat hieraus: Die maximale Rekuperationsleistung soll bei bis zu 400 kW liegen, was einer Verzögerung von bis zu 0,65 g entsprechen soll.

Doch die volle Power werden alle drei Motoren nie gleich gleichzeitig ausschöpfen können, denn die Batterie liefert maximal 560 kW – was wiederum genau der Boost-Leistung des Porsche Taycan Turbo S entspricht. Dennoch sollen die Leistungsreserven vor allem zu einem exzellenten Handling führen, da die Leistung bedarfsgerecht an das jeweilige Rad abgegeben werden kann. Das maximale Drehmoment liegt übrigens bei bis zu 1.350 Newtonmeter und damit noch einmal 300 Newtonmeter über dem des Porsche.

Auch so scheint man sich den Taycan in Modena – dem Sitz von Maserati – genau angeschaut zu haben. Denn der Elektro-Italiener soll in nur 2,7 Sekunden auf 100 km/h beschleunigen können, und damit exakt eine Zehntel schneller sein. Auf 200 km/h sollen nur 8,8 Sekunden vergehen, womit der Maserati den Porsche zumindest auf dem Papier um 0,8 Sekunden hinter sich lässt.

Maserati GranTurismo Folgore und Porsche Taycan Turbo S im Vergleich
Maserati GranTurismo Folgore Porsche Taycan Turbo S
Antrieb: Tri-Motor, Allradantrieb Dual-Motor, Allradantrieb
Batterie (brutto/netto): 92,5 kWh/83 kwh 93,4 kWh/83,7 kWh
Leistung: 560 kW 560 kW
Drehmoment: 1.350 Nm 1.050 Nm
Beschleunigung (0-100 km/h): 2,7 s 2,8 s
Beschleunigung (0-200 km/h): 8,8 s 9,6 s
max. Rekuperationsleistung: bis zu 400 kW bis zu 290 kW
max. Ladeleistung: bis zu 270 kW bis zu 270 kW
Länge x Breite x Höhe: 4,96 m x 1,96 m x 1,35 m 4,96 m x 1,97 m x 1,38 m
cW-Wert: 0,26 0,25
Leergewicht: 2.260 kg 2.370 kg
Preis DE: N/A ab 189.668 €
Preis AT: N/A ab 193.090 €

Doch spätestens auf einer sehr, sehr freien Autobahn zieht der Maserati beim Porsche vorbei. Denn während beim Taycan bei spätestens 260 km/h Schluss ist, soll der Folgore bis zu 320 km/h schnell fahren können. Ob das heute noch ein relevanter Wert ist, sei dahingestellt, doch geht es hier wohl darum, dass Gefühl zu vermitteln, dass man könnte, wenn man dürfte.

800 Volt für schnelles Laden

Wie auch Porsche setzt Maserati beim GranTurismo auf ein 800-Volt-Bordnetz. Damit sollen Ladeleistungen von bis zu 270 kW möglich sein – auch dieser Wert erinnert stark an den Zuffenhausener Wettbewerber. Eine genaue Ladezeit gibt Maserati zwar nicht an, doch 100 Kilometer (vermutlich WLTP) sollen in nur fünf Minuten nachgeladen werden können. Für das Wechselstromladen installieren die Italiener einen dreiphasigen 22-kW-Bordlader.

Der 92,5 kWh große Akku (davon 83 kWh nutzbar) selber ist in Form eines Knochens im Fahrzeug integriert, was den Vorteil hat, dass die Fahrzeughöhe mit 1,35 Meter exakt auf dem Niveau der Verbrenner liegt – schließlich müssen die Passagiere nicht auf dem Batteriepaket sitzen. Laut Maserati soll der GranTurismo Folgore das flachste Serien-Elektroauto sein. Das mag stimmen, wenn man den nicht mehr produzierten Tesla Roadster oder andere Exoten wie den Pininfarina Battista außen vor lässt.

2+2-Sitzer mit kleinem Kofferraum

Natürlich spielen Platzverhältnisse und Kofferraumvolumen bei einem Sportwagen keine ganz so große Rolle, doch versteht sich der Maserati schließlich als echter GT, weshalb man dieses Kapitel nicht gänzlich ignorieren darf. Laut Maserati soll der zweitürige und fast fünf Meter lange GranTurismo ein „echter Viersitzer“ sein. Der Kofferraum fällt mit 270 Litern dann doch vergleichsweise bescheiden aus. Hier kann der viertürige Taycan punkten, bietet er doch 366 Liter hinten und 84 Liter vorne an Stauvolumen. Einen Frunk gibt es im Maserati offenbar nicht.

Wichtige Softwarefeatures: Routenplaner und Vorkonditionierung

Damit die große Reise (dafür steht schließlich der Modellname) auch elektrisch zum Vergnügen wird, hat Maserati einen Routenplaner integriert, der automatisch die Ladestopps einplant und die Batterie entsprechend vorkonditioniert, damit anschließend mit voller Leistung geladen werden kann. An einen App-Zugriff für Vorklimatisierung oder die Statussabfrage hat Maserati selbstredend ebenfalls gedacht.

Darüber hinaus gibt es vier Fahrmodi: Der Standard-Modus ist der „GT Mode“, bei dem 80 Prozent der maximalen Leistung zur Verfügung stehen. Wenn es mal knapp wird mit der Reichweite, kann in den „Max Range“-Modus gewechselt werden, bei dem die Geschwindigkeit auf 130 km/h gedrosselt wird. Die volle Leistung gibt es im „Sport“-Modus und für die Rennstrecke wurde der „Corsa“-Modus programmiert. Das Ganze soll von einem eigens komponierten Sounddesign innen und außen untermalt werden, wobei noch nicht klar ist, ob dieser auch deaktiviert werden kann.

Marktstart 2023, Preise unbekannt

Im Laufe des kommenden Jahres soll der Maserati GranTurismo Folgore zu den Händlern rollen. Einen exakten Termin sowie die Preise sind uns Maserati noch schuldig. Ob man sich auch hier am Porsche Taycan Turbo S orientiert hat? Der startet derzeit bei rund 190.000 Euro.

Neben dem Coupé GranTurismo Folgore hat Maserati auch eine Cabrio-Version angekündigt, die GranCabrio Folgore heißen wird. Wir rechnen damit, dass sich diese die Technik mit dem Coupé teilen wird. Außerdem steht die Elektroversion des SUVs Grecale in den Startlöchern, die ebenfalls 2023 in den Verkauf gehen soll.

Fotos: Maserati

Quelle(n): Pressekit Maserati GranTurismo Folgore

Technische Daten Maserati GranTurismo Folgore
Fahrzeugbeschreibung: zweitüriger, viersitziger Sportwagen, Allradantrieb
ANTRIEB
Bauart: 1x permanenterregte Synchronmaschine (PSM) an VA, 2x PSM an HA
Leistung: 560 kW
Drehmoment: 1.350 Nm
BATTERIE & LADESTANDARD
Energieinhalt (brutto/netto): 92,5 kWh/83 kWh
Wärmemanagement: Flüssigkeitskühlung
Ladestandard AC: Typ 2 22 kW 3p
Ladestandard DC: CCS 270 kW
Ladezeit AC 11-kW-Ladestation: ca. 8 h 45 min (geschätzt)
Ladezeit AC 22-kW-Ladestation: ca. 4 h 30 min (geschätzt)
Ladezeit DC 350-kW-Ladestation: N/A
FAHRLEISTUNGEN
Höchstgeschwindigkeit: 320 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h): 2,7 s
Beschleunigung (0-200 km/h): 8,8 s
REICHWEITE
WLTP: N/A
ABMESSUNGEN & GEWICHT
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: 4,959 m x 1,957 m x 1,353 m
Breite (mit Spiegel) 2,113 m
Radstand: 2,929 m
Wendekreis: 12,4 m
Gepäckraum: 270 l
Frunk:
Leergewicht: 2.260 kg
Anhängelast (gebremst/ungebremst):
cW-Wert: 0,26
Luftwiderstandsfläche (cW x A): N/A
PREIS
Verfügbarkeit: Marktstart 2023
Deutschland: N/A
Österreich: N/A

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