Unterwegs im MG5

13.04.2022 von Thomas Geiger

Einfach mal ein Kombi

Sind Sie der immer weiter wachsenden Anzahl an (Elektro-)SUVs überdrüssig? Dann könnte der MG5 der Richtige für Sie sein. Denn ausgerechnet die Chinesen zeigen erstmals, wie ein bezahlbarer Kombi mit Akku aussehen kann.

Von wegen, die (E-)Autowelt ist nur im SUV zu ertragen: MG beweist mit seinem Fünfer das Gegenteil. Denn als wäre eine britische Traditionsmarke in den Händen eines gesichtslosen chinesischen Großkonzerns nicht schon skurril genug, stemmt sich der bi-polare Sonderling jetzt auch noch gegen den Trend zum Crossover und SUV und feiert mit dem MG5 den Einstand des ersten E-Kombis.

Als Akku-Alternative zu Handwerker-Lieblingen und Familien-Freunden wie dem VW Golf Variant, dem Ford Focus Turnier und dem Opel Astra Sports Tourer kommt der chinesische Lademeister je nach Schiffsfahrplan und Chip-Versorgung im späten Frühjahr oder im frühen Sommer in den Handel und will dort vor allem mit einem Kampfpreis punkten. Denn wer von den 35.490 Euro Grundpreis noch die Förderung abzieht, fährt mit dem Stromer aus Fernost billiger als mit den meisten Kombis der konventionellen Konkurrenz.

Ein E-Kombi auf Verbrenner-Plattform

Allerdings hat der MG5 nicht viel mehr zu bieten, als der erste seiner Art zu sein. Das Design jedenfalls ist eher von der unauffälligen Sorte und schreit der Welt nicht eben ins Gesicht, dass hier ein Elektro-Kombi kommt, der all die Diesel oder Benziner vor dem Baumarkt ins Museum schicken will. Wie auch, wenn der MG5 doch nur ein Umbau ist, der andernorts auch noch mit Verbrennern angeboten wird?

Auch das Kofferraumvolumen ist nicht eben konkurrenzlos. Denn 479 Liter bei aufrechter und 1.367 Liter bei umgelegter Rückbank, die schlucken andere Autos von 4,60 Metern Länge auch – egal ob SUV oder Kombi. Und was man gegenüber dem SUV an Ladehöhe spart, das macht die tiefe Stufe hinter der flachen Ladekante wieder zunichte: So oder so braucht es ein paar Muskeln im Umgang mit Koffern oder Kabeltrommeln.

Mehr Reichweite oder mehr Leistung?

Doch einen großen Vorteil kann der MG5 für sich verbuchen: Die 230 Volt-Dose im Kofferraum ist eine ausgesprochen praktische Eigenheit. Nicht nur, weil der Besitzer so unterwegs sein E-Bike aufladen oder die Pool-Party beschallen kann. Sondern vor allem Handwerker und deren Auftraggeber werden es schätzen, wenn die Kreissäge oder der Schwingschleifer damit auf dem Parkplatz betrieben werden können statt erst im Wohnzimmer oder der Küche.

In Fahrt bringt den MG5 in der Basisversion ein 130 kW starker E-Motor, der aus einem 50 kWh großen Akku mit LFP-Zellen gespeist und erst ungewöhnlich spät bei 185 km/h abgeregelt wird. Wie alle E-Autos leise und antrittsstark, rollt der MG5 dabei sauber ab und macht einen sehr komfortablen Eindruck, verleitet aber mit seinem kompromissorientierten Setup keineswegs zu einer sportlichen Gangart. Deshalb ist es auch kein Schaden, wenn die knapp 3.000 Euro teurere Top-Version zwar einen größeren Akku mit dann 61 kWh und NMC-Zellen hat, sich allerdings mit weniger Leistung begnügen muss.

Aber keine Sorge: Weil beide Motoren 280 Newtonmeter entwickeln und ohnehin elektronisch eingebremst werden, misst der Sprintwert hier wie dort 8,3 Sekunden und das Spitzentempo von 185 km/h erreicht man auch mit 115 kW. Und wenn man schon nicht schneller fährt, kommt man damit zumindest weiter. Denn statt 320 werden dann 400 Kilometer als Normreichweite angegeben. Spätestens an der Ladesäule hat das Topmodell die Nase dann doch vorne. Während die Basisversion nur mit bis zu 70 kW lädt, sind hier dann immerhin 87 kW möglich.

Streng genommen die Nummer 2

Zwar rühmt MG den Fünfer als ersten elektrischen Kombi der Welt und kommt damit Lademeistern wie dem angekündigten Opel Astra-e Sports Tourer und dem nächsten Audi A6 Avant tatsächlich zuvor. Doch bei ganz strenger Betrachtung nehmen die Chinesen den Mund damit ein bisschen zu voll. Denn im Grund gebührt diese Ehre dem Taycan Sport Turismo, der schließlich auch ein flaches Dach und eine steile Heckklappe hat. Doch selbst wenn sogar das Ladevolumen vergleichbar ist, werden die Schwaben den Chinesen diesen Titel kaum streitig machen. Denn erstens will der Taycan alles sein – aber bloß kein Kombi –, und zweitens ist die Verwechslungsgefahr denkbar gering. Denn viel weiter als MG und Porsche können zwei Marken kaum auseinanderliegen.

Fotos: MG Motors

Technische Daten
Fahrzeugbezeichnung: MG5 Standard Reichweite MG5 Maximale Reichweite
Fahrzeugbeschreibung: fünftüriger, fünfsitziger Mittelklasse-Kombi
ANTRIEB
Bauart: Vorderradantrieb
Leistung: 130 kW 115 kW
Drehmoment: 280 Nm 280 Nm
BATTERIE & LADESTANDARD
Energieinhalt (brutto/netto): 50,3 kWh/– 61,1 kWh/–
Batteriegarantie: 8 Jahre oder 160.000 km
Garantierte Batteriekapazität:
Wärmemanagement: Flüssig-Thermalmanagement
Ladestandard AC: Typ 2 11 kW 3p
Ladestandard DC: CCS 70 kW CCS 87 kW
Ladezeit AC 11-kW-Ladestation 0-100 %: ca. 5 h (geschätzt) ca. 6 h (geschätzt)
Ladezeit DC 150-kW-Ladestation 0-80 %: 40 min
bidirektionales Laden: ja, V2L (2,2 kW)
FAHRLEISTUNGEN
Höchstgeschwindigkeit: 185 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h): 8,3 s
REICHWEITE & VERBRAUCH
WLTP: 310–320 km 380–400 km
NEFZ: N/A N/A
EPA: N/A N/A
Verbrauch (WLTP): 18,4–17,9 kWh/100 km 17,9–17,5 kWh/100 km
ABMESSUNGEN & GEWICHT
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: 4,600 m x 1,818 m x 1,521 m
Radstand: 2,665 m
Wendekreis: N/A N/A
Gepäckraum: 479–1.367 l
Frunk:
Leergewicht: 1.562 kg
Zuladung: 455 kg
Anhängelast (gebremst/ungebremst): 500 kg/500 kg
Stützlast: 50 kg
cW-Wert: N/A N/A
cW x A: N/A N/A
PREIS
Verfügbarkeit: bestellbar ab Q4/2022 ab sofort bestellbar
Deutschland: ab 35.490 € ab 38.490 €
Österreich: ab 35.390 € ab 38.490 €
  1. Andreas Eisl sagt:

    Eine kleine Anregung für zukünftige Tests und Fahrberichte: Ich fände es toll, wenn ihr zukünftig nicht nur die Anhänge- sondern auch die Stützlast angeben würdet, dann würde man nämlich sehen, ob sich ein Radträger mit Fahrrädern bzw. E-Bikes ausgeht. Immerhin ist im Artikel ja auch ein Bild mit Radträger und Fahrrädern drauf zu sehen. Besten Dank!

    1. Marcus Zacher sagt:

      Hallo Andreas,
      dein Feedback nehmen wir gerne auf.
      Zur Info: Beim MG5 Electric beträgt die Stützlast 50 kg.
      Herzliche Grüße,
      Die EAM-Redaktion

      1. Andreas Eisl sagt:

        Sehr gut, bin als Abonnent schon gespannt auf die nächsten Testberichte mit Angabe der Stützlast (vielleicht überarbeitet ihr ja auch die Tabelle mit den Autos mit Anhängekupplung?).

        PS.: Eine Stützlast von 50 kg wie beim MG5 reicht leider nicht für einen Radträger plus 2 E-Bikes (auch mit 2 normalen Trekking Bikes zu je 18 kg wird es schon eng, weil dann dürfte der Träger nur mehr 14 kg wiegen, aber ich sehe Chancen für Rennradler 😉).

        Da lob ich mir den Hyundai Kona, der bietet als Kompakter stolze 100 kg Stützlast und ist zudem sehr ökonomisch unterwegs (hat dafür leider einen knapperen Innen- und Kofferraum – auf die „eierlegende Wollmilchsau“ muss ich also weiter warten).

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