Die aktuelle Ausgabe!
EAM 06/2024 - Dezember/Januar
Der Škoda Enyaq ist vom Start weg zu einem Erfolgsmodell mutiert: Über 75.000 Bestellungen wurden für das Elektro-SUV in Europa bereits getätigt. Damit es dabei bleibt, hat Škoda nicht nur im Sommer eine Allradversion nachgeschoben, sondern wird den Enyaq auch in weiteren Details verbessern und eine zusätzliche Karosserievarianten an den Start rollen.
Der Škoda Enyaq mit 82-kWh-Batterie (davon 77 kWh nutzbar) ist in Deutschland der absolute Verkaufsschlager. Über 75 Prozent der Bestellungen entfallen auf die Varianten mit dem größten Akku, wobei die meisten Kundinnen und Kunden den Hinterradantrieb bevorzugen, den wir in der aktuellen Ausgabe der Elektroautomobil (05/2021) dem Konzerngeschwister VW ID.4 Pro Performance (Vorstellung) gegenübergestellt haben.
Im Test zeigte sich der Enyaq iV 80 mit seinen 150 kW und 310 Newtonmetern zwar als völlig ausreichend motorisiert, doch manchmal darf es eben auch etwas mehr sein – mehr Leistung und mehr Traktion. Diesem Wunsch kommt Škoda mit dem 195 kW starken Enyaq iV 80x nach, der bis zum Erscheinen der sportlichen RS-Topversion im nächsten Jahr das Spitzenmodell der Baureihe markiert.
Der Allradler kostet etwa 3.000 Euro Aufpreis, wofür die Tschechen einen zweiten E-Motor in Form einer Asynchronmaschine an der Vorderachse verbauen, während die permanenterregte Synchronmaschine im Heck gleich bleibt. Neben der um 45 Kilowatt gestiegenen Leistung führt dies zu einem von 310 auf 425 Newtonmetern gestiegenen Drehmoment, einer besseren Beschleunigung (6,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h), einer etwas verringerten Reichweite (mit maximal 496 Kilometern etwa 40 Kilometer weniger nach WLTP) – und einem höheren Gewicht. Leer bringt der Allradler 2,2 Tonnen auf die Waage und damit 100 Kilogramm mehr, als das ebenfalls nicht gerade leichte Modell mit Hinterradantrieb. Immerhin darf der Allrad-Tscheche 200 Kilogramm zusätzlich an den Haken nehmen und in Summe bis zu 1.200 Kilogramm schwere Anhänger ziehen.
So viel zu den nackten Zahlen. Doch wie äußert sich der Traktions- und Leistungsbonus in der Praxis? Dazu waren wir mit einem Enyaq iV 80x in der sportlichen Sportline-Ausstattungslinie im verregneten Taunus unterwegs. Für schöne Fotos war das Wetter zwar nicht ideal, doch konnten wir so noch besser die Traktionsreserven des Enyaqs ausloten.
Nun ist es so, dass bereits der Enyaq mit Heckantrieb keineswegs unter Traktionsproblemen leidet. Daher muss man schon sehr zügig aus engen Kurven herausbeschleunigen, damit der Traktionsvorteil zum Tragen kommt. Beim flotten Anfahren spürt man, wie schnell die Elektronik den Vorderradmotor hinzuschaltet, wobei man dennoch einen leichten Schlupf der Vorderräder detektieren kann. Das höhere Drehmoment will eben auch auf die Straße gebracht werden.
Zugegeben, damit man die Unterschiede wirklich herausfahren kann, muss man schon ziemlich sportlich unterwegs sein, was dank der höheren Leistung natürlich leichter fällt. Bei normaler, entspannter Fahrweise oder bei Trockenheit reicht allerdings locker der Hecktriebler. Wer jedoch regelmäßig auf matschigem, rutschigem oder sehr nassen Untergrund unterwegs ist oder in bergigen und schneereichen Gegenden wohnt, wird den Traktionsbonus sicherlich mit Freude annehmen – alle anderen können getrost beim 80 ohne „X“ bleiben und das Geld stattdessen in die umfangreiche Auswahl an Sonderausstattungen investieren.
Immerhin: Während sich Škoda für den 80er die erhöhte DC-Ladeleistung von 125 kW mit 500 Euro vergolden lässt, erspart man den Kundinnen und Kunden des Allradmodells diese Unverschämtheit und gibt diese Option serienmäßig mit rein. Doch das wird sich – glücklicherweise – bald grundsätzlich ändern.
Denn zum Jahreswechsel wird Škoda im Zuge einiger Modellpflegemaßnahmen alle Enyaqs serienmäßig mit der erhöhten DC-Ladeleistung ausrüsten, wobei sich das auch in einem leicht erhöhten Preis widerspiegeln wird. Allerdings belässt es Škoda nicht nur bei dieser Änderung, sondern wird darüber hinaus weitere Detailverbesserungen einbringen. Eines dieser kleinen, aber feinen Details ist die prozentuale SoC-Anzeige, die zukünftig dauerhaft im Kombiinstrument eingeblendet werden wird. Bislang wurde sie nur bei unter 10 Prozent angezeigt.
Mit dem Jahreswechsel wird auch die Over-the-Air-Updatefähigkeit (OTA) implementiert, über die zukünftig weitere Verbesserungen (auch in die Bestandsfahrzeuge) eingespielt werden können. Bereits verkaufte Enyaqs müssen dafür allerdings einmalig in die Werkstatt, damit die OTA-Funktion freigeschaltet werden kann. Danach wird es auch Functions-on-Demand (FOD) geben, also Zusatzfunktionen, die man per Softwareupdate freischalten lassen kann. Dazu gehören beispielsweise der Abblendassistent oder auch zusätzliche Assistenzsysteme. Auch eine weitere Erhöhung der DC-Ladeleistungen wird bereits vorbereitet.
Noch im ersten Quartal soll dann der sportliche Coupé-Ableger vorgestellt werden, der vom Start weg auch als RS-Modell mit 225 kW und 460 Newtonmeter angeboten werden soll. Technisch ist er eng mit dem hier vorgestellten 80x verwandt, darf jedoch noch sportlicher auftreten. Auch der „klassische“ Enyaq iV wird dann mit dem RS-Kürzel angeboten werden.
Fotos: Škoda
Technische Daten | |
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Fahrzeugbezeichnung: | Škoda Enyaq iV 80x |
Fahrzeugbeschreibung: | fünftüriges, fünfsitziges Mittelklasse-SUV |
ANTRIEB | |
Bauart: | 1 Asynchronmaschine an der VA, 1 permanenterregte Synchronmaschine an der HA, Allradantrieb |
Leistung: | 195 kW |
Drehmoment: | 425 Nm |
REKUPERATION | |
maximale Reku-Leistung: | 145 kW |
One-Pedal-Driving: | ja |
Reku-Modi: | 6 (Stufe 0 bis 3, Automatisch, B) |
BATTERIE & LADESTANDARD | |
Energieinhalt (brutto/netto): | 82 kWh/76,6 kWh |
Batteriegarantie: | 8 Jahre oder 160.000 km |
Garantierte Batteriekapazität: | SOH: > 70 % |
Wärmemanagement: | Flüssig-Thermalmanagement |
Ladestandard AC: | Typ 2 11 kW 3p |
Ladestandard DC: | CCS 125 kW |
Ladezeit AC 11-kW-Ladestation 0-100 %: | 7h 30 min |
Ladezeit DC 350-kW-Ladestation 5-80 %: | 38 min |
FAHRLEISTUNGEN | |
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h): | 6,9 s |
REICHWEITE & VERBRAUCH | |
WLTP: | bis 496 km |
Reichweite mit Testverbrauch: | 337 km |
Verbrauch (WLTP): | 18,5-17,4 kWh/100 km |
Testverbrauch: | 22,7 kWh/100 km |
ABMESSUNGEN & GEWICHT | |
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: | 4,653 m x 1,879 m x 1,604 m |
Breite (mit Spiegel): | 2,147 m |
Radstand: | 2,765 m |
Wendekreis: | 10,8 m |
Gepäckraum: | 585-1.710 l |
Frunk: | nein |
Leergewicht: | 2.195-2.380 kg |
Zuladung: | 445-630 kg |
Anhängelast (gebremst/ungebremst): | 1.200 kg/750 kg |
cW-Wert: | 0,258-0,280 |
cW x A: | 0,722 m² |
PREIS | |
Deutschland: | ab 47.000 € |
Österreich: | ab 50.330 € |
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EAM 06/2024 - Dezember/Januar
Warum ist er um 3.330 € teurer
Die Preisunterschiede in den Ausführungen für Deutschland und Österreich lassen sich zum einen um die ein Prozent höhere Mehrwertsteuer, zum anderen auch durch unterschiedliche Basisausstattungen oder lokale Marktgegebenheiten (Förderungen, Beliebtheit/Verfügbarkeit eines Modells auf einem bestimmten Markt) erklären und sind nicht ungewöhnlich.
Hallo Herr Zacher,
können Sie ein paar Eckdaten zu dem Test angeben (Geschwindigkeit, Nutzung der Klimanalage / Heizung , sportlicher oder zurückhaltender Fahrstil – beim Anfahren / Überholen, vorausschauendes Fahren oder Fahren bis an die Kreuzung und dann bremsen)? Den Unterschied zwischen WLTP und Test finde ich schon enorm.
Herzlichen Dank.
Hallo,
wir fahren im Test grundsätzlich mit eingeschalteter Heizung bzw. Klimaanlage. Bei der Fahrt mit dem Enyaq iV 80x ging es bei regnerischen, windigen Wetter und Temperaturen um die 10 Grad überwiegend über Landstraßen mit gemischter, auch mal sportlicher Fahrweise, um die Leistungs- und Traktionsreserven zu testen (wie im Bericht beschrieben).
Für genauere und vergleichbarere Verbrauchsmessungen haben wir unsere standardisierte Messrunden, die wir allerdings nur bei den ausführlichen Tests abfahren können.
Viele Grüße,
Marcus Zacher