Škoda Enyaq iV 80x im Fahrbericht

14.10.2021 von Marcus Zacher

Auf allen vieren läuft’s besser

Der Škoda Enyaq ist vom Start weg zu einem Erfolgsmodell mutiert: Über 75.000 Bestellungen wurden für das Elektro-SUV in Europa bereits getätigt. Damit es dabei bleibt, hat Škoda nicht nur im Sommer eine Allradversion nachgeschoben, sondern wird den Enyaq auch in weiteren Details verbessern und eine zusätzliche Karosserievarianten an den Start rollen.

Der Škoda Enyaq mit 82-kWh-Batterie (davon 77 kWh nutzbar) ist in Deutschland der absolute Verkaufsschlager. Über 75 Prozent der Bestellungen entfallen auf die Varianten mit dem größten Akku, wobei die meisten Kundinnen und Kunden den Hinterradantrieb bevorzugen, den wir in der aktuellen Ausgabe der Elektroautomobil (05/2021) dem Konzerngeschwister VW ID.4 Pro Performance (Vorstellung) gegenübergestellt haben.

Im Test zeigte sich der Enyaq iV 80 mit seinen 150 kW und 310 Newtonmetern zwar als völlig ausreichend motorisiert, doch manchmal darf es eben auch etwas mehr sein – mehr Leistung und mehr Traktion. Diesem Wunsch kommt Škoda mit dem 195 kW starken Enyaq iV 80x nach, der bis zum Erscheinen der sportlichen RS-Topversion im nächsten Jahr das Spitzenmodell der Baureihe markiert.

Mehr Leistung und mehr Traktion – bei etwas höherem Verbrauch

Der Allradler kostet etwa 3.000 Euro Aufpreis, wofür die Tschechen einen zweiten E-Motor in Form einer Asynchronmaschine an der Vorderachse verbauen, während die permanenterregte Synchronmaschine im Heck gleich bleibt. Neben der um 45 Kilowatt gestiegenen Leistung führt dies zu einem von 310 auf 425 Newtonmetern gestiegenen Drehmoment, einer besseren Beschleunigung (6,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h), einer etwas verringerten Reichweite (mit maximal 496 Kilometern etwa 40 Kilometer weniger nach WLTP) – und einem höheren Gewicht. Leer bringt der Allradler 2,2 Tonnen auf die Waage und damit 100 Kilogramm mehr, als das ebenfalls nicht gerade leichte Modell mit Hinterradantrieb. Immerhin darf der Allrad-Tscheche 200 Kilogramm zusätzlich an den Haken nehmen und in Summe bis zu 1.200 Kilogramm schwere Anhänger ziehen.

So viel zu den nackten Zahlen. Doch wie äußert sich der Traktions- und Leistungsbonus in der Praxis? Dazu waren wir mit einem Enyaq iV 80x in der sportlichen Sportline-Ausstattungslinie im verregneten Taunus unterwegs. Für schöne Fotos war das Wetter zwar nicht ideal, doch konnten wir so noch besser die Traktionsreserven des Enyaqs ausloten.

Der Enyaq für Bergbewohner und Nasse-Wiesen-Befahrer

Nun ist es so, dass bereits der Enyaq mit Heckantrieb keineswegs unter Traktionsproblemen leidet. Daher muss man schon sehr zügig aus engen Kurven herausbeschleunigen, damit der Traktionsvorteil zum Tragen kommt. Beim flotten Anfahren spürt man, wie schnell die Elektronik den Vorderradmotor hinzuschaltet, wobei man dennoch einen leichten Schlupf der Vorderräder detektieren kann. Das höhere Drehmoment will eben auch auf die Straße gebracht werden.

Zugegeben, damit man die Unterschiede wirklich herausfahren kann, muss man schon ziemlich sportlich unterwegs sein, was dank der höheren Leistung natürlich leichter fällt. Bei normaler, entspannter Fahrweise oder bei Trockenheit reicht allerdings locker der Hecktriebler. Wer jedoch regelmäßig auf matschigem, rutschigem oder sehr nassen Untergrund unterwegs ist oder in bergigen und schneereichen Gegenden wohnt, wird den Traktionsbonus sicherlich mit Freude annehmen – alle anderen können getrost beim 80 ohne „X“ bleiben und das Geld stattdessen in die umfangreiche Auswahl an Sonderausstattungen investieren.

Immerhin: Während sich Škoda für den 80er die erhöhte DC-Ladeleistung von 125 kW mit 500 Euro vergolden lässt, erspart man den Kundinnen und Kunden des Allradmodells diese Unverschämtheit und gibt diese Option serienmäßig mit rein. Doch das wird sich – glücklicherweise – bald grundsätzlich ändern.

Update für die Enyaq-Baureihe

Denn zum Jahreswechsel wird Škoda im Zuge einiger Modellpflegemaßnahmen alle Enyaqs serienmäßig mit der erhöhten DC-Ladeleistung ausrüsten, wobei sich das auch in einem leicht erhöhten Preis widerspiegeln wird. Allerdings belässt es Škoda nicht nur bei dieser Änderung, sondern wird darüber hinaus weitere Detailverbesserungen einbringen. Eines dieser kleinen, aber feinen Details ist die prozentuale SoC-Anzeige, die zukünftig dauerhaft im Kombiinstrument eingeblendet werden wird. Bislang wurde sie nur bei unter 10 Prozent angezeigt.

Mit dem Jahreswechsel wird auch die Over-the-Air-Updatefähigkeit (OTA) implementiert, über die zukünftig weitere Verbesserungen (auch in die Bestandsfahrzeuge) eingespielt werden können. Bereits verkaufte Enyaqs müssen dafür allerdings einmalig in die Werkstatt, damit die OTA-Funktion freigeschaltet werden kann. Danach wird es auch Functions-on-Demand (FOD) geben, also Zusatzfunktionen, die man per Softwareupdate freischalten lassen kann. Dazu gehören beispielsweise der Abblendassistent oder auch zusätzliche Assistenzsysteme. Auch eine weitere Erhöhung der DC-Ladeleistungen wird bereits vorbereitet.

Modellfamilie wächst Anfang 2022

Noch im ersten Quartal soll dann der sportliche Coupé-Ableger vorgestellt werden, der vom Start weg auch als RS-Modell mit 225 kW und 460 Newtonmeter angeboten werden soll. Technisch ist er eng mit dem hier vorgestellten 80x verwandt, darf jedoch noch sportlicher auftreten. Auch der „klassische“ Enyaq iV wird dann mit dem RS-Kürzel angeboten werden.

Fotos: Škoda

Technische Daten
Fahrzeugbezeichnung: Škoda Enyaq iV 80x
Fahrzeugbeschreibung: fünftüriges, fünfsitziges Mittelklasse-SUV
ANTRIEB
Bauart: 1 Asynchronmaschine an der VA, 1 permanenterregte Synchronmaschine an der HA, Allradantrieb
Leistung: 195 kW
Drehmoment: 425 Nm
REKUPERATION
maximale Reku-Leistung: 145 kW
One-Pedal-Driving: ja
Reku-Modi: 6 (Stufe 0 bis 3, Automatisch, B)
BATTERIE & LADESTANDARD
Energieinhalt (brutto/netto): 82 kWh/76,6 kWh
Batteriegarantie: 8 Jahre oder 160.000 km
Garantierte Batteriekapazität: SOH: > 70 %
Wärmemanagement: Flüssig-Thermalmanagement
Ladestandard AC: Typ 2 11 kW 3p
Ladestandard DC: CCS 125 kW
Ladezeit AC 11-kW-Ladestation 0-100 %: 7h 30 min
Ladezeit DC 350-kW-Ladestation 5-80 %: 38 min
FAHRLEISTUNGEN
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h): 6,9 s
REICHWEITE & VERBRAUCH
WLTP: bis 496 km
Reichweite mit Testverbrauch: 337 km
Verbrauch (WLTP): 18,5-17,4 kWh/100 km
Testverbrauch: 22,7 kWh/100 km
ABMESSUNGEN & GEWICHT
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: 4,653 m x 1,879 m x 1,604 m
Breite (mit Spiegel): 2,147 m
Radstand: 2,765 m
Wendekreis: 10,8 m
Gepäckraum: 585-1.710 l
Frunk: nein
Leergewicht: 2.195-2.380 kg
Zuladung: 445-630 kg
Anhängelast (gebremst/ungebremst): 1.200 kg/750 kg
cW-Wert: 0,258-0,280
cW x A: 0,722 m²
PREIS
Deutschland: ab 47.000 €
Österreich: ab 50.330 €
  1. Herbert Binder sagt:

    Warum ist er um 3.330 € teurer

    1. Marcus Zacher sagt:

      Die Preisunterschiede in den Ausführungen für Deutschland und Österreich lassen sich zum einen um die ein Prozent höhere Mehrwertsteuer, zum anderen auch durch unterschiedliche Basisausstattungen oder lokale Marktgegebenheiten (Förderungen, Beliebtheit/Verfügbarkeit eines Modells auf einem bestimmten Markt) erklären und sind nicht ungewöhnlich.

  2. Wolfgang sagt:

    Hallo Herr Zacher,
    können Sie ein paar Eckdaten zu dem Test angeben (Geschwindigkeit, Nutzung der Klimanalage / Heizung , sportlicher oder zurückhaltender Fahrstil – beim Anfahren / Überholen, vorausschauendes Fahren oder Fahren bis an die Kreuzung und dann bremsen)? Den Unterschied zwischen WLTP und Test finde ich schon enorm.
    Herzlichen Dank.

    1. Marcus Zacher sagt:

      Hallo,
      wir fahren im Test grundsätzlich mit eingeschalteter Heizung bzw. Klimaanlage. Bei der Fahrt mit dem Enyaq iV 80x ging es bei regnerischen, windigen Wetter und Temperaturen um die 10 Grad überwiegend über Landstraßen mit gemischter, auch mal sportlicher Fahrweise, um die Leistungs- und Traktionsreserven zu testen (wie im Bericht beschrieben).
      Für genauere und vergleichbarere Verbrauchsmessungen haben wir unsere standardisierte Messrunden, die wir allerdings nur bei den ausführlichen Tests abfahren können.
      Viele Grüße,
      Marcus Zacher

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