Die aktuelle Ausgabe!
EAM 04/2024 - August/September
Auf 5 und 6 folgt Seven: Hyundai gibt mit der Studie Seven einen Ausblick auf den dritten Stromer der Ioniq-Submarke. Wir waren bereits zu einer ersten Ausfahrt eingeladen.
Mit dem Ioniq 5 (Fahrbericht) hat Hyundai mehr als einen Achtungserfolg erzielt. Denn seit die Koreaner ihre eigene Elektro-Plattform samt 800-Volt-Technik haben, rangieren sie noch vor VW & Co. ganz vorne im Rennen gegen Tesla und die aussichtsreichen Newcomer der Elektromobilität. Doch jetzt geht es darum, den Schwung zu halten und die E-GMP-Plattform schnell auszurollen. Deshalb steht darauf auch schon das Schwestermodell von Kia, der EV6 (Fahrbericht), der erste Genesis ist schon angekündigt (Vorstellung) und auch bei Hyundai selbst schreitet die Familienplanung voran: Während die Koreaner noch dabei sind, die Studie Prophecy für das übernächste Jahr in den Ioniq 6 zu verwandeln, rollen sie jetzt auf der Autoshow in Los Angeles mit dem Seven bereits das nächste Schaustück ins Rampenlicht.
Mit den für die Ioniq-Modelle typischen Pixel-Leuchten vorn und hinten sehr markant und unverwechselbar, ansonsten aber überraschend clean und schnörkellos gezeichnet, soll der koreanische Siebener als ebenso großes wie luxuriöses SUV von 5,30 Metern binnen zwei Jahren die Ioniq-Familie krönen und mit schon jetzt über 600, später dann vielleicht sogar über 1.000 Kilometern Reichweite Lust auf lange Strecken machen.
Dafür reicht es heute allerdings noch nicht. Denn viel mehr als ein paar Kilometer sind mit dem handgefertigten und millionenteuren Einzelstück noch nicht drin. Und auch die schafft der Seven nicht wie künftig mal mit über 200 Sachen, sondern allenfalls mit besserer Schrittgeschwindigkeit.
Doch tut das dem Reiz des Riesen keinen Abbruch. Im Gegenteil: Weil der grüne Zukunftsbote für eine Zeit konzipiert ist, in der die Elektronik das Kommando hat und wir längst mit Level 4 oder vielleicht sogar Level 5 autonom unterwegs sind, wird fahren zur Nebensache. Kein Wunder, dass die Pedale und das Lenkrad aus dem Cockpit verbannt worden und nur noch ein beleuchteter Joystick aus der Armlehne des Fahrersitzes ragt, über den sich der Kaventsmann mit ein bisschen Übung und dem nötigen Weitblick tatsächlich ganz vernünftig steuern lässt.
Wo früher ein Armaturenbrett war, gibt es zur besseren Unterhaltung während der Fahrt unter der Frontscheibe nun einen Cinemascope-Bildschirm über die gesamte Fahrzeugbreite. Vor dem Beifahrer lockt eine Ottomane, der mit aufklappbarem Flatscreen auch zur TV-Konsole wird. Und für beide Sitze in der ersten Reihe haben die Koreaner einen Drehmechanismus entwickelt, mit dem sich die vorderen Passagiere auch während der Fahrt den Hinterbänklern zuwenden können. Die sitzen nicht auf Sesseln oder gar einer schnöden Rückbank, sondern lümmeln auf einer Liege, die Hyundai wie eine Chaiselongue schwungvoll ins Heck gezimmert hat.
Weil Lack und Leder irgendwie von gestern sind und nicht mehr in eine nachhaltige Welt passen, hat Hyundai den Luxus in dieser Lounge neu definiert und mit anderen Materialien experimentiert. Wer durch die für den ungetrübten Einblick auf dem Messestand gegenläufig angeschlagenen Portaltüren steigt, betritt deshalb eine Welt aus Bambus-Holz, kuscheliger Wolle und Zierelemente aus Marmorstaub in Bio-Harz.
Und weil selbst in Kalifornien der Himmel nicht immer blau ist, haben die Koreaner kein Panoramafenster ins Dach geschnitten, sondern formatfüllend einen riesigen OLED-Bildschirm unters Blech geschraubt. Egal ob Downtown oder draußen in der Wüste, auf Knopfdruck flimmert deshalb über den Köpfen der Passagiere das Blätterdach eines Frühjahrswaldes. Und wer Sehnsucht nach der Stadt hat, lässt sich ein paar Hochhausschluchten einspielen.
Zwar dient die Ioniq-Familie vordringlich dem Klimaschutz, doch sind die letzten zwei Jahre auch an den Ingenieurinnen und Ingenieuren in Korea nicht spurlos vorbeigegangen und die Pandemie hat nachhaltig ihre Arbeit beeinflusst. Das betrifft nicht nur den Zeitplan, sondern auch den Themenplan für das Showcar. Denn plötzlich ging es nicht nur um Emissionen, sondern auch um Viren und neben dem Umweltschutz war der Gesundheitsschutz auf einmal ein wichtiges Thema.
Aus diesem Grund hat Hyundai zum Beispiel eine technische Lösung für das Social Distancing auf engem Raum gefunden und die Klimaanlage so konstruiert, dass sich die Umgebungsluft nicht vermischt und jeder Passagier in seiner eigenen Blase bleibt. Natürlich wird der Wagen vor jeder Fahrt automatisch desinfiziert. Und damit man sich keinen virologischen Dreck von draußen in den luxuriösen Reinraum holt, gibt’s im Cockpit eine Desinfektionsschublade fürs Smartphone und den Mundschutz und unter den Sitzen zwei Boxen, in denen die Schuhe während der Fahrt virologisch und olfaktorisch gereinigt werden. So wird die elektrische Reise zu einer vollständig sauberen Sache – und ganz nebenbei sind damit neben den Abgasen auch alle anderen Ausdünstungen Geschichte.
Text: Thomas Geiger, Fotos: Hyundai
Technische Daten | |
---|---|
Fahrzeugbezeichnung: | Hyundai Seven |
Fahrzeugbeschreibung: | Oberklasse-SUV |
Bordnetzspannung: | 800 Volt |
Ladezeit DC 350-kW-Ladestation 10-80 %: | ca. 20 min |
Höchstgeschwindigkeit: | >200 km/h |
Reichweite: | 480-600 km |
Länge: | 5,30 m |
Radstand: | 3,20 m |
voraussichtlicher Marktstart: | 2023-2024 als Hyundai Ioniq 7 |
Die aktuelle Ausgabe!
EAM 04/2024 - August/September