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EAM 01/2025 – Februar/März
Ein weiterer Hersteller aus China bereitet den Markteintritt vor und nimmt diese Mal das Luxussegment ins Visier. HiPhi startet mit gleich zwei Edelmodellen und packt so ziemlich alles an Technik in die Stromer, was derzeit vorstellbar ist. Erster Fahrbericht der beiden Erstlingsmodelle HiPhi X und HiPhi Z.
Bei uns kennen sie zwar nur ein paar Insider, doch daheim in China sind sie die Stars unter den „New Energy Vehicles“. Denn kein anderer Hersteller verkauft dort mehr Oberklasse-Stromer als Human Horizon – selbst Tesla hat mit Model X und Model S keine Chance gegen HiPhi X und Z – von BMW iX, Porsche Taycan oder Mercedes EQS ganz zu schwiegen.
Dafür hat das vor gerade einmal fünf Jahren in Shanghai gegründete Unternehmen allerdings auch in die Vollen gegriffen und so ziemlich alles in seinen Autos eingebaut, was man bislang meist nur in Designstudien oder allenfalls als abgespeckte Einzellösung bei besonders exklusiven Modellen jenseits der 200.000-Euro-Grenze gesehen hat.
Der X ist deshalb eine Art in die Zukunft gebeamte Mercedes R-Klasse: Eine Mischung aus SUV und Großraumlimousine von imposanten 5,20 Metern Länge, die nicht nur gegenläufige Türen bekommt wie ein Rolls-Royce, sondern bei der sich über der zweiten Reihe auf Knopfdruck bei schönem Wetter und freiem Luftraum auch noch zwei Dachelemente aufstellen wie die Flügel eines Schmetterlings. So kann man tatsächlich aufrecht ins Auto steigen, statt sich in den Fond zu falten. Dagegen wirken selbst die Falcon-Doors des Tesla Model X irgendwie altmodisch.
Und auch der Z ist ein Blickfang, selbst wenn ihn die geteilten Flügeltüren fehlen und es nur bei der Scheunentor-Show zum Einsteigen bleibt, für die man nicht mal einen Knopf drücken muss, weil das Auto seinen Fahrer erkennt und ihn quasi mit offenen Armen, äh, Türen willkommen heißt. Als Gran Turismo ist der 5,04 Meter lange Exot zugeschnitten auf Modelle wie den Porsche Taycan oder den Audi e-tron GT, die im direkten Vergleich allerdings erschreckend brav und bieder wirken.
Als wären das eigenwillige Design und vor allem die Türkonzepte nicht schon auffällig genug, gibt es obendrein noch jede Menge aufwendig inszenierte Spoiler und Shutter für den Fahrtwind und beim Z zudem eine Zweifarblackierung sowie für beide ein schlicht spektakuläres Beleuchtungskonzept.
Die beiden China-Stromer überraschen mit einem digitalen Matrixlicht, das selbst im Stand auch individuelle Schriftzüge, Grafiken oder gar Videoclips auf die Straße oder an die Garagenwand projiziert. Dazu gibt es unter den Scheinwerfern und Rückleuchten noch Pixel-Felder, über die X und Z mit den anderen Verkehrsteilnehmern kommunizieren können.
Hier mal ein Herzchen, da mal ein Daumen hoch und dort mal ein Augenzwinkern – ein Fingerzeig genügt, schon laufende die unterschiedlichsten Grafiken übers Display. Und wer lieber schreibt, dem bietet der Z in dem flanken noch jeweils ein Leuchtband, über das die Insassen ihre individuellen Textbotschaften in Laufschrift in die Welt schlecken können.
Innen geht es munter weiter mit der Aufschneiderei, denn beide Modelle haben Cockpits, die den Mercedes-Hyperscreen zum museumsreifen Relikt stempeln. Im X besteht das aus einem großen Bildschirm hinter dem Lenkrad, einem senkrechten vor der Mittelkonsole und einem noch größeren vor den Knien des Beifahrers, auf dem auch während der Fahrt Netflix & Co. laufen dürfen.
Im Z haben die Chinesen ihren „Bot“ eingebaut – einen digitalen Assistenten, der sich auf einem drehbaren Touchscreen in der Mitte materialisiert und sich jeweils dem Insassen zuneigt, der ihn gerade anspricht. Und als wäre das noch nicht genug, gibt es natürlich eine Ambientebeleuchtung in mehr Farben als überall sonst, die selbstredend mit der Musik pulsiert. Und eine Duftorgel mit mehreren Raumparfüms haben ist ebenfalls an Bord.
Dazu wurde eine Sitzlandschaft auf S-Klasse-Niveau verbaut – mit handschuhweichem Leder, Klima und Massage für alle und im Fond zwei einzelnen Liegen, zwischen denen auf Knopfdruck eine Flasche Champagner aus dem Kühlschrank surrt. Alternativ allerdings kann der X auch mit dritter Reihe und dann vier eher konventionellen Sesseln bestellt werden.
Während den Chinesen bei Auftritt und Ambiente keiner das Wasser reichen kann, bieten sie beim Antrieb allerdings nur gehobenen Durchschnitt. Ja, die beiden Motoren des HiPhi X leisten zusammen imposante 440 kW und 820 Newtonmeter und beim HiPhi Z sind es sogar 494 kW, so dass der Sprint bei beiden Modellen in weniger als vier Sekunden gelingt. Doch bei 200 km/h ziehen die Chinesen schon den Stecker.
Und die Akkus kommen zwar auf 97 kWh und 460 Kilometer im X und sogar 120 kWh und für 555 Kilometer im Z, aber geladen wird mit vergleichsweise bescheidenen 100 kW, so dass sich der Ladestopp ein bisschen ziehen kann.
Und auch wenn beide Autos mit adaptiven Dämpfern und Hinterachslenkung beim Fahrwerk über alle gängigen Finessen verfügen, sind sie lange nicht so engagiert und verbindlich wie europäische Edel-Elektriker. Da haben Porsche, Mercedes, BMW & Co. die Nase dann doch noch vorn.
Dafür allerdings führt HiPhi die Europäer auch bei der Elektronik vor. Denn schon der X hat alle aktuellen Assistenzsysteme an Bord und kann zum Beispiel alleine Ein- und Ausparken, während der Fahrer schon zum nächsten Termin läuft. Und im Z haben sie bereits einen Lidar-Sensor montiert, mit dem autonomes Fahren nach Level 4 nur eine Frage des Software-Updates ist.
Zwar stehlen die chinesischen Newcomer allen anderen (nicht nur elektrischen) Oberklassemodellen spielend die Schau und dafür sind sie mit Preisen ab 105.000 Euro für den Z und 109.000 Euro für den X fast schon geschenkt. Doch will Europachef Kjell-Arne Wold, der sein Geschäft erst bei Tesla und dann bei Audi gelernt hat und so die neue Welt genauso gut kennt wie die alte, die Marke langsam aufbauen. Lieber einer Handvoll Kunden einen einzigartigen Service wie kostenloses Parken, Laden und Waschen an ausgewählten Flughäfen bieten, als sie wie die etablierten Hersteller beim Händler abzuspeisen, so die Verkaufsstrategie,
Deshalb plant er erst einmal mit bescheidenen Zielen: Viel mehr als 500 bis 600 Autos sollen über die beiden Hubs in München und Oslo und ein paar Pop-Up-Stores bei Events in ganz Europa in diesem Jahr gar nicht verkauft werden. Und Wold wäre schon froh, wenn er diese Zahl im nächsten Jahr verdoppeln könnte.
Aber das ist ja auch nur das Vorspiel, sagt der Norweger: Denn Ende nächsten Jahres kommt mit dem gerade enthüllten HiPhi Y ein sehr viel erschwinglicheres Modell auf den Markt, das als SUV der gehobenen Mittelklasse gegen Teslas Model Y und den Audi Q6 positioniert ist. Und wen die Chinesen jetzt mit X und Z das richtige Fundament legen, könnten sie darauf mit dem Y in luftige Höhen bauen.
Fotos: HiPhi
Technische Daten | HiPhi X | HiPhi Z |
---|---|---|
Fahrzeugbeschreibung: | Luxusklasse-Crossover | Oberklasse-Limousine |
Sitze: | 4–6 | 4–5 |
Türen: | 5 | 4 |
ANTRIEB | ||
Bauart: | Allradantrieb | Allradantrieb |
Leistung: | 440 kW | 494 km |
Drehmoment: | 820 Nm | 820 Nm |
BATTERIE & LADESTANDARD | ||
Energieinhalt (brutto/netto): | 97 kWh/— | 120 kWh/— |
Wärmemanagement: | Flüssig-Thermalmanagement | Flüssig-Thermalmanagement |
Ladestandard AC: | Typ 2 11 kW 3p | Typ 2 11 kW 3p |
Ladestandard DC: | CCS 100 kW | CCS 100 kW |
Ladezeit AC 11-kW-Ladestation: | 9 h (0–100 %) | 12 h (0–100 %) |
bidirektionales Laden: | V2L, max. 3.3 kW | V2L, max. 3.3 kW |
FAHRLEISTUNGEN | ||
Höchstgeschwindigkeit: | 200 km/h | 200 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h): | 3,9–4,0 s | 3,8 s |
REICHWEITE & VERBRAUCH | ||
Reichweite (WLTP): | 460 km | 555 km |
Verbrauch (WLTP): | N/A | N/A |
ABMESSUNGEN & GEWICHT | ||
Länge x Breite (Spiegel gekl.) x Höhe: | 5,200 m x 2,062 m x 1,618 m | 5,036 m x 2,018 m x 1,439 m |
Radstand: | 3,15 m | 3,15 m |
Wendekreis: | 11,6 m | 11,4 m |
Gepäckraum: | 204–587 l | 316–684 l |
Frunk: | 29 l | — |
Leergewicht: | 2.580–2.650 kg | 2.539 kg |
cW-Wert: | 0,27 | 0,27 |
PREIS | ||
Verfügbarkeit: | bestellbar in DE und NO, Auslieferungen ab 08/2023 | ← |
Deutschland (6-/5-Sitzer): | ab 109.000 € | ab 105.000 € |
Deutschland (4-Sitzer): | ab 123.000 € | ab 107.000 € |
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