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EAM 06/2024 - Dezember/Januar
Es dauert nicht mehr lange, dann stellt Volkswagen das neueste Mitglied seiner elektrischen ID.-Modellreihe vor – den ID. Buzz. Auf kaum ein anderes Modell der Marke haben Fans so lange gewartet. Wir durften bereits hinter dem Steuer des regenbogenbunten Prototyps Platz nehmen.
Sie sind technisch auf der Höhe der Zeit und mittlerweile auf Monate ausverkauft – doch so gut VW mit ID.3, ID.4 und bald auch ID.5 voran kommt, fehlt es den Stromern bisweilen ein bisschen an Sex-Appeal und so richtig wollen sie uns das Herz nicht erwärmen. Aber damit ist es jetzt bald vorbei. Denn aus unterkühlt wird ultra-cool, wenn fünf Jahre nach dem Debüt des Showcars nun endlich der ID. Buzz in Serie geht. Im März wird er enthüllt, ab Sommer verkauft und im Herbst ausgeliefert, sagt Kai Grünitz, der als Entwicklungschef der Nutzfahrzeugsparte schon vor der Premiere zur ersten Fahrt im Prototypen bittet.
Mit der ersten elektrischen Großraumlimousine auf einer dezidierten Akku-Architektur wollen die Niedersachen aber nicht einfach nur die bemannte Raumfahrt in die Zukunft fortschreiben und nebenbei mit einer Cargo-Version auch noch der Gewerbekundschaft einen Weg ins Grüne weisen. Sondern zugleich schlagen sie mit dem Maxi-Modell ihres Modularen Elektrifizierungsbaukastens (kurz: MEB) den Bogen zurück zum guten, alten Bulli, der 1950 seinen Einstand gab und binnen 70 Jahren zum Traumwagen ganzer Generationen geworden ist.
Erst Motor des Wirtschaftswunders, dann Ikone der Hippies und bis heute blech gewordenes Fernweh für Campingfans, Studienräte und Familien. Es gibt neben dem Käfer kaum ein anderes VW-Modell, an das so viele unterschiedliche Generationen so viele Erinnerungen haben. Und spätestens nachdem uns VW immer und immer wieder die Studie (Vorstellung) vor Augen gehalten hat, sind die auch alle wieder frisch und lebendig.
Dumm nur, dass die Studie viel charmanter und detailverliebter war, als es in der Serie je durch die Kostenkontrolle hätte gehen können. Von Gimmicks wie dem versenkbaren Lenkrad oder dem Sofa im Fond ganz zu schweigen. Von außen mag der sentimentale Gedankensprung dabei noch klappen, weil der ID. Buzz wie der originale Bulli ein extra großes VW-Logo trägt, weil das Serienmodell genau wie die Studie eine süße Stupsnase hat und weil die Proportionen einfach passen.
Doch drinnen gibt es weder Retro-Charme, noch Augenzwinkern und den schwebenden Buddha aus dem Showcar sucht man genauso vergebens wie das riesige Tablet im Cockpit. Stattdessen erkennt man auch unter der Tarnmatte die bekannte Bedienlandschaft aus ID.3 und ID.4 und freut sich schon daran, dass zumindest der Wählhebel für die Fahrtrichtung jetzt vom Bildschirmrand ans Lenkrad gewandert ist.
Weil es keinen Vorbau mehr gibt, muss die gesamte Klimatechnik und Steuerungselektronik unter einer schier endlosen Platte, die sich bis zur Frontschiebe erstreckt, verschwinden. Grünitz rechtfertigt das mächtige Tableau mit dem Package des Fahrzeugs – und Platz fürs Head-Up-Display mit Augmented Reality Technik brauchte sein Team schließlich auch noch.
Aber Achtung: Was dem ID. Buzz an Augenzwinkern zur Studie fehlen mag, macht er mit Alltagstauglichkeit wieder wett: Anders als beim handgeschnitzten Einzelstück gibt es für die Serie Ablagen wohin das Auge blickt und reichlich smarte Ladetechnik – nicht nur, weil man im ID. Buzz mehr Handys gleichzeitig aufladen kann, als er Sitzplätze hat. Außerdem führt VW im smarten Riesen Plug’n‘Charge ein, weshalb das leidige Authentifizieren an der Ladesäule künftig entfallen kann. Zusätzlich bringt der ID. Buzz das bidirektionales Laden mit, wodurch der Bus zum Pufferspeicher etwa für das heimische Solardach wird.
ID.-Cockpit hin, Sprachsteuerung her: Zumindest der Fahrer fühlt sich schnell zu Hause in der neuen alten Bulliwelt. Schließlich ist schon die Sitzposition näher am Bus als in jedem anderen VW-Modell, die Rundumsicht ist besser als bei allen anderen ID. und wie bei den Verbrennern schon seit über 30 Jahren nicht mehr, hat der Neuzeit-Bulli sogar wieder Heckantrieb. Und auch das Tempo erinnert an die Jugendjahre des Dauerbrenners. Denn mit Rücksicht auf die Reichweite, die dem Borddisplay zufolge bei gut 400 Kilometern liegen wird, zieht die Elektronik bei 145 km/h den Stecker. Bis dahin aber beschleunigt der ID. Buzz so schneidig und seidig wie jeder andere Stromer.
Während man sich am Steuer tatsächlich noch fühlt wie ein Busfahrer, selbst wenn es jetzt natürlich flüsterleise ist an Bord und der ID. Buzz mit einem Wendekreis von gerade mal elf Metern plötzlich so handlich ist wie sonst allenfalls ein Golf, müssen sich die Hinterbänkler erstmal umstellen. Ja, sie haben dem großen Radstand sei Dank jede Menge Beinfreiheit. Denn obwohl der ID. Buzz mit 4,70 Metern rund 20 Zentimeter kürzer ist als der Multivan, stehen die Achsen ebenfalls fast drei Meter weit auseinander.
Bei genauem Hinschauen entdeckt man auch ein paar liebevolle Details, wie die Halteschlaufen anstelle der Griffe über den Schiebetüren, die seit 70 Jahren zum Bulli gehören wie der Golfball auf dem Schaltknauf zum GTI. Doch sitzt man im Fond auf einer konventionellen Bank wie sonst im Touran und mit der Variabilität ist es nicht allzu weit her. Ja, das Sofa ist geteilt und man kann es um zwei handbreit verschieben, und natürlich lässt sich die Lehne umklappen. Doch weder verschwindet die Bank für maximalen Stauraum im Boden, noch kann man sie umdrehen oder gar ausbauen.
„Geduld, Geduld“ sagen da die Niedersachsen. Schließlich kommt im nächsten Jahr ein XL-Buzz mit nochmal 25 Zentimetern mehr Radstand und dann auch Platz für eine dritte Sitzreihe. Außerdem soll es bis dahin für den Fond auch vier Captain-Chairs geben, mit denen man dann wie eh und je Stühlerücken spielen kann.
Auch beim Antrieb ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Im Gegenteil. Während es zum Start erst mal nur den 77 kWh-Akku mit der bekannten 150-kW-E-Maschine im Heck gibt, kommen später noch mindestens zwei weitere Varianten: Der „Pure“ mit etwas mehr als 50 kWh für runde 300 Kilometer und das Top-Modell mit einer zweiten E-Maschine für den Allradantrieb und mindestens 220 kW. Und wahrscheinlich werden die Ingenieure den größeren Bauraum des XL-Modells auch mit mehr Batteriezellen zu füllen wissen, so dass dann auch die 500 Kilometer-Marke zu knacken ist.
All das spreizt natürlich auch das Preisband. Los geht es erst einmal bei etwa 63.000 Euro für die erste Auflage. Später sollen die Preise mit einem Einstiegsmodell auf 55.000 und dem Cargo auf 45.000 Euro sinken. Auch darin steht der ID. Buzz ganz in der Tradition des Bulli, der zumindest in den letzten Generationen nie ein günstiges Auto war. Und die Elektromobilität macht ihn sicher nicht erschwinglicher. Aber andererseits bringt der ID. Buzz seine Insassen nicht nur von A nach B, sondern schickt sie auch auf eine Zeitreise – und die führt sogar in beide Richtungen – und zwar gleichzeitig. Während die Erinnerungen in der Vergangenheit schwelgen, ist die Phantasie auf dem Weg in die Zukunft.
Fotos: Volkswagen
Technische Daten | |
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Fahrzeugbezeichnung: | VW ID. Buzz |
Fahrzeugbeschreibung: | fünftürige, fünfsitzige Großraum-Limousine |
ANTRIEB | |
Bauart: | permanenterregte Synchronmaschine an HA, Hinterradantrieb |
Leistung: | 150 kW |
Drehmoment: | 310 Nm |
BATTERIE & LADESTANDARD | |
Energieinhalt (brutto/netto): | 82 kWh/76,6 kWh |
Batteriegarantie: | voraussichtlich 8 Jahre oder 160.000 km |
Garantierte Batteriekapazität: | SOH: > 70 % |
Wärmemanagement: | Flüssig-Thermalmanagement |
Ladestandard AC: | Typ 2 11 kW 3p |
Ladestandard DC: | voraussichtlich CCS 125-135 kW |
FAHRLEISTUNGEN | |
Höchstgeschwindigkeit: | 145 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h): | N/A |
REICHWEITE & VERBRAUCH | |
WLTP: | ca. 400 km |
NEFZ: | N/A |
EPA: | N/A |
Verbrauch (WLTP): | NA |
ABMESSUNGEN & GEWICHT | |
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: | 4,712 m x 1,985 m x 1,937 m |
Radstand: | 2,988 m |
Wendekreis: | ca. 11 m |
Gepäckraum: | bis 1.121 l (bei aufrechten Sitzen) |
Frunk: | nein |
Leergewicht: | N/A |
Zuladung: | N/A |
Anhängelast (gebremst/ungebremst): | N/A |
cW-Wert: | N/A |
cW x A: | N/A |
PREIS | |
Verfügbarkeit: | Verkaufsstart im Sommer, Auslieferungen ab Herbst 2022 |
Deutschland: | ca. 63.000 € |
Österreich: | N/A |
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