Fahrbericht: Maxus Euniq 6

25.07.2024 von Reinhold Hennig

Gelingt der Durchbruch mit dem SUV?

Bisher hauptsächlich durch Transporter und einen Pick-up bekannt, will sich Maxus im Pkw-Sektor etablieren. Nach dem Van MIFA 9 folgt nun das Mittelklasse-SUV Euniq 6.

Maxus ist – wie auch MG – eine Marke des chinesischen SAIC-Konzerns, der unter anderem als Lizenznehmer der Volkswagen AG jährlich rund drei Millionen Volkswagen für den chinesischen Markt produziert. In Deutschland kennen wir bis jetzt von Maxus nur Transporter, den Pick-up T90 EV und den siebensitzigen Van MIFA 9, die bislang auf eher bescheidene Stückzahlen kamen. Doch ab sofort gehört auch ein Mittelklasse-SUV zum Portfolio der Chinesen. Hat er das Zeug dazu, die Marke stärker in den Fokus der Kunden zu rücken?

Das erste SUV der Marke in Europa bzw. Deutschland ist der Euniq 6. Mit knapp 4,74 Meter Länge tritt er unter anderem gegen den Platzhirsch Tesla Model Y, den Škoda Enyaq aber auch Exoten wie den KGM Torres EVX an. Ein Radstand von 2,76 Metern sorgt dabei für viel Platz im Innenraum. Besonders auf der Rückbank überrascht der Euniq 6 mit mehr als ausreichend Kopf- und Beinfreiheit. Dazu kommt ein Kofferraumvolumen von überraschenden 754 Litern, der sich durch Umklappen der im Verhältnis 60:40 teilbaren Rückbank auf bis zu 1.388 Liter vergrößern lässt. Gar nicht passen will zu dem üppigen Platzverhältnis die Zuladung von nur 325 Kilogramm. Im voll besetzten SUV bleibt da nichts mehr für das Gepäck übrig.

Hochwertige Optik

Rein optisch macht der Euniq 6 schon Eindruck. Eine hohe Fronthaube zusammen mit ausgestellten Radkästen und mattschwarzen Verkleidungen an Stoßfängern und den Radausschnitten bringen die nötige SUV-Optik mit. Seitlich im Stoßfänger platzierte LED-Scheinwerfer und schmale LED-Tagfahrleuchten lassen die Vorderansicht wuchtig aussehen. Gut, dass die Designer die oft bei SUVs üblichen Grill-Attrappen wegließen. Im Heck kommen dreidimensional ausgestaltete LED-Leuchten zum Einsatz, die sich in einem durchgängigen Band über die gesamte Breite ziehen.

Angetrieben wird der Euniq 6 von einem an der Vorderachse angeflanschten 130 kW starken Elektromotor mit 310 Nm Drehmoment. Der Spurt auf 100 km/h dauert 10,5 Sekunden, dann geht es weiter, bis bei 160 km/h abgeregelt wird. Die Reichweite des neuen SUVs ist nicht berauschend. Im Datenblatt stehen 354 Kilometer bei einem Verbrauch von 21,5 kWh/100 km. Das kann ein Škoda Enyaq oder Tesla Model Y besser, die beide weit unter 20 kWh/100 km benötigen. Auf unserer Testrunde mit überwiegend Landstraße und einem kurzen Autobahnabschnitt lagen wir dicht an den Herstellerangaben. Bei der Übergabe des voll geladenen Testwagens zeigte das Fahrdisplay eine Reichweite von 355 Kilometern an, unser Testverbrauch lag bei etwa 22 kWh/100 km, womit rechnerisch etwa 300 Kilometer möglich gewesen wären.

Das Fahr- und Ansprechverhalten lässt sich mittels dreier Fahrmodi (Normal, Sport und Eco) anpassen: Während „Normal“ ein optimales Gleichgewicht zwischen Leistung und Reichweite bietet, ist der „Eco“-Modus auf höchste Effizienz ausgelegt. „Sport“ sorgt für ein unmittelbares Ansprechen des Motors und ein direktes Lenkgefühl. Der Euniq 6 reagiert zwar spontan auf das Stompedal, die Beschleunigung ist aber immer moderat und liegt, selbst im Sport-Modus, unter dem, was wir von einem Elektroauto mit 130 Kilowatt Leistung erwarten würden.

Ladeleistung nur 75 kW

Im Unterboden steckt die 70 kWh starke Lithium-Ionen-Batterie, die an einer 75-kW-Schnellladestation innerhalb von rund 35 Minuten von 30 auf 80 Prozent aufgeladen werden kann. Das ist eine Ladeleistung, die nicht mehr mit vergleichbaren Mittelklasse-SUVs mithalten kann. Zusammen mit der niedrigen Zuladung qualifiziert sich der Euniq 6 deshalb leider nicht als Reisewagen für die Familie. Auch das Wechselstromladen erfolgt nur mit nicht mehr zeitgemäßen, einphasigen 6,6 kW, womit die der komplette Ladevorgang um die zwölf Stunden dauern soll. Immerhin gibt Maxus auf die Batterie eine Garantie von acht Jahren oder 200.000 Kilometer. Auf das Fahrzeug selbst gewährt der Hersteller eine Garantie von fünf Jahren bzw. 100.000 Kilometer.

Im Interieur des Euniq 6 geht es nobel zu. Sitze, Türverkleidungen und Mittelkonsole sind mit Leder bezogen, das durch farblich abgesetzte Ziernähte den edlen Charakter unterstützt. Hinter dem Lenkrad zeigt eine 12,3 Zoll große digitale Instrumentenanzeige alle wichtigen Fahrinformationen an. Damit vernetzt ist der vertikal positionierte Touchscreen mit 10,4 Zoll Diagonale. Darunter sind haptische Knöpfe für die Bedienung wichtiger Funktionen wie Klimaautomatik, Gebläse und Heckscheibenheizung. Viele Aufgaben lassen sich auch über die Bedientasten am Lenkrad steuern.

Für Sicherheit sorgen zahlreiche serienmäßige Assistenzsysteme, wie adaptive Geschwindigkeitsregelung, Notbremssystem, ein Spurverlassenswarner, ein Spurhalte- und ein Totwinkelassistent. Die 360-Grad-Kamera liefert zudem ein dreidimensionales Abbild der Fahrzeugumgebung und unterstützt beim Einparken und Rangieren.

Kein Navi an Bord

Überraschenderweise hat der Euniq 6 keine eingebaute Navigationssoftware an Bord. Stattdessen soll das eigene Smartphone mit dem Fahrzeug verbunden werden. Für das iPhone steht Apple CarPlay zur Verfügung. Über Kabel angebunden hat das auch funktioniert. Aber Android Auto gibt es nicht. Als Ersatz soll über die App QDLink der Android Bildschirm auf das Fahrzeugdisplay gespiegelt werden. Trotz mehrerer Versuche konnten wir unser Android-Handy nicht mit dem Euniq 6 verbinden. Später haben wir dann erfahren, dass die Verbindung über QDLink nur zustande kommt, wenn der Zugriff auf Fotos und Kontakte des Handys erlaubt wird. Das wollten wir dann doch nicht und haben unser Mobilfunk-Navi ohne Screen-Mirroring benutzt.

Das Fahrwerk des Euniq 6 ist eher weich abgestimmt. Im normalen Fahrbetrieb ist das sehr angenehm, aber in etwas schneller gefahrenen Kurven neigt sich der Wagen schon mehr als wir erwartet hätten. Dafür lässt es sich auf den serienmäßigen Lederstühlen gut sitzen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Euniq 6 zwar neu in Deutschland ist, aber die aktuellen, zeitgemäßen Anforderungen nicht erfüllt. Die geringe Zuladung, die schwache Ladeleistung und die fehlende Navigationssoftware sind Punkte, die mit einem Verkaufspreis von über 50.000 Euro nicht so recht zusammenpassen. Immerhin könnte Maxus die Software nachträglich verbessern. Dazu wäre aber ein Werkstattbesuch nötig, denn Over-the-Air-Updates bietet das SUV nicht. Damit dürfte es der Euniq 6 schwer haben, nennenswerte Verkaufserfolge für die Marke Maxus zu generieren.

Für den Import und Vertrieb in zwölf von 16 Bundesländern ist die Maxomotive Deutschland GmbH mit Sitz in Köln, ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der international agierenden Mobilitätsgruppe Astara, zuständig. Für die Kundenbetreuung setzt der Importeur auf die Kompetenz von derzeit 72 Partnerbetrieben mit 126 Standorten.

Der Maxus Euniq 6 wird in Deutschland zu Preisen ab 53.491 Euro angeboten. Zur Einführung steht nur die Ausführung Limited in der Preisliste. Die einzig wählbare Zusatzoption ist die Farbe, wobei für die Metallic-Lackierung 800 Euro extra aufgerufen werden.

Fotos: Maxus

Technische Daten Maxus Euniq 6
Fahrzeugklasse: Mittelklasse-SUV
Sitze/Türen: 5/5
ANTRIEB
Antriebsart: Vorderradantrieb
Leistung: 130 kW
Drehmoment: 310 Nm
BATTERIE & LADESTANDARD
Energieinhalt (brutto/netto): 70 kWh/—
Ladestandard AC: Typ 2 6,6 kW 1p
Ladestandard DC: CCS 75 kW
Ladezeit AC (5–100 %): ca. 12 h
Ladezeit DC (30–80 %): ca. 35 min
FAHRLEISTUNGEN
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Beschleunigung (0–100 km/h): 10,5 s
REICHWEITE & VERBRAUCH
Reichweite (WLTP): 354 km
Verbrauch (WLTP): 21,5 kWh/100 km
ABMESSUNGEN & GEWICHT
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: 4,735 m x 1,86 m x 1,736 m
Radstand: 2,76 m
Wendekreis: 11,4 m
Gepäckraum: 754–1.388 l
Frunk:
Leergewicht: 1.960 kg
Zuladung: 325 kg
Anhängelast (gebremst/ungebremst): 750 kg/750 kg
PREIS
Verfügbarkeit: bestellbar in Deutschland
Deutschland: ab 53.491 €
Österreich:

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