Wave Trophy 2016: „Hey, Elektromobilität funktioniert“

20.06.2016 von Redaktion Elektroautomobil

Der Vorschlag des Bochumer „ruhrmobil-E“-Netzwerkers klang etwas spinnert, war aber 2012 durchaus ernst gemeint: Jeden Samstagmittag, also zur schönsten Shoppinghour, sollte ein Pulk von zwanzig bis dreißig Elektroautos auf dem Innenstadtring durch Formations-Cruisen für Aufsehen sorgen. Und für Aufhorchen. Der Mann riet: „Bindet am besten hinten an jedes Mobil noch eine Konservendosenkette dran. Dann merken die Leute, wie leise E-Mobilität ist.“ So ungefähr kann man sich – wenn auch ohne Dosengeklapper – die „6. Wave-Trophy“ vorstellen.

Ersonnen von dem Schweizer Tüftler Louis Palmer, der schon 2007/08 mit einem Solartaxi um die Welt fuhr, um auf Klimawandel und Sonnenpower aufmerksam zu machen. Getragen von 65 Elektromobilteams und Einzelfahrern aus zehn Ländern, die sich von Bremerhaven mit Tagesetappen bis zu 310 Kilometern auf den Kurs über das Elsass bis in die Schweiz machten. Acht Tage und 1800 Kilometer unterwegs – durch traumhafte Landschaften und über öde Hinterhöfe, bei Kaiserwetter und Regengüssen wie aus Kübeln. Das alles – wie Palmer sagt – um ein Zeichen zu setzen: „Hey, Elektromobilität funktioniert. Es gibt keinen Weg mehr zurück.“

Mit dabei: E-Mobile jedweder Herkunft und Leistungsklasse – vom Pedelec über den „Kumpan“-E-Roller mit Anhänger, originellen Umbauten und schließlich Serienfahrzeugen. Vierzehn Tesla auf einem Haufen sieht man schon selten. Beliebte Hingucker bei jedem Start, Ziel und Ladestopp waren aber jene „Oldies“, die unter altem Blech moderne E-Antriebe vorzeigten: ein 1953er Buick Sedan des Teams Julius Wächter & Bernd Klinksieck zum Beispiel, der zum Wohn-Pick-up umgerüstete DDR-Framo-Transporter von Hanno Otzen und Ralf Schmidt sowie die „E-Ente 2 CV“ von Vater und Sohn Wangart aus Freiburg, deren verrostbare Hülle auch schon über 50 Jahre alt ist. Darunter: eine Batterie mit 12 kWh Speichervolumen, die für eine Reichweite von nur 100 Kilometern sorgt, aber per Drehstrom in 45 Minuten wieder gefüllt ist. „Wir wollten zeigen, dass eine solche Tour auch für kleine Fahrzeuge machbar ist“, grinst Konrad Wangart, „für uns war es die Feuertaufe. Aber nach (mit Anfahrt) knapp 3000 Kilometern muss man sagen: kein Aussetzer, nicht mal ein lockeres Schräubchen.“ Nur eines der Teilnehmerfahrzeuge blieb unterwegs kurz liegen. Mit einer Reifenpanne.

Mehr als 50 Gemeinden waren zwischenzeitlich stunden- oder nächteweise Gastgeber der Wave-Trophy 2016. Sie stellten Ladepunkte und öffentliche Plätze bereit, wobei man in Dörentrup sogar einen Rekord aufstellte: 76 E-Fahrzeuge wurden zeitgleich von einer größeren Photovoltaik mit Sonnenstrom beliefert. Und in Pratteln konnten die Wave-Teams sogar in einem geöffneten Zivilschutzbunker übernachten. Für Aufsehen sorgte schließlich auch eine Aktion in Genf, wo die „Wave“ offiziell vor dem UN-Gebäude empfangen wurde: Mit den Autokörpern wurde auf der Place des Nations das Kürzel „1,5 C“ als Synonym für das Ziel für maximale Erderwärmung gebildet.

Darf man sagen: Je kleiner die Stadt, umso begeisternder der Empfang? Wer das Jubelspalier in Pratteln miterlebte, war auch nach Tagen noch gerührt. An der Fachhochschule Dortmund wurde der Teilnehmerpulk dagegen, wohl wegen der Ladeanschlüsse, in einem Innenhof fast versteckt. Auch auf der Strecke, sagt Teilnehmer Konrad Wangart, sei die Aufmerksamkeit „nicht so wahnsinnig groß“ gewesen. Vielleicht ist das mit den Konservendosenketten für die Neuauflage im kommenden Jahr doch keine ganz so blöde Idee … (Von Tom Jost | Fotos: Luis Palmer/Wave Trophy)

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