Studie: Audi Urbansphere Concept

13.05.2022 von Reinhold Hennig

Selbstfahrende Sänfte

Mit der Studie Audi Urbansphere Concept stellen die Ingolstädter ein Fahrzeug der Zukunft besonders für Megacitys in China, aber auch weltweit vor.

Für Autoentwickler und -designer ist es jedes mal ein Highlight, wenn sie eine Konzeptstudie auf die Räder stellen dürfen, können sie doch ihrer Kreativität freien Lauf lassen, ohne sich kaufmännischen Zwängen unterwerfen zu müssen. So haben die Designstudios von Audi in Peking und Ingolstadt zusammen ein 5,51 Metern langes Stadtauto entwickelt, das dafür den bislang größten Innenraum eines Audi vorweist.

Nach europäischen Vorstellungen ist das schon sehr groß für ein Fahrzeug für die City, aber dafür haben die Insassen jede Menge Platz zum Filme schauen oder arbeiten, wenn sie im Stau stehen. Deshalb wird die Studie auch nach Level 4 selbst fahren können. Zusammen mit CARIAD, dem Software-Unternehmen des Volkswagen-Konzerns, soll das in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts möglich sein. Dann wird der automatisiert fahrende Audi seine Passagiere zu Hause abholen und sich selbstständig um einen Parkplatz und das Laden der Batterie kümmern.

Eingebauter „roter Teppich“

Der Radstand von 3,40 Metern bietet jede Menge Platz in der rollenden Lounge oder dem mobilen Arbeitszimmer. Wie heute schon bei fast jeder Studie sind die Türen des Audi Urbansphere Concept gegenläufig, vorn und hinten angeschlagen; eine B-Säule gibt es nicht und kann damit auch nicht beim Ein- oder Aussteigen hindern. Noch einfacher geht das mit den nach außen drehbaren Sitzen. Ein auf den Boden neben dem Fahrzeug projiziertes rotes Lichtband („Red Carpet Light“) rollt dem Besitzer oder Mitfahrenden einen virtuellen roten Teppich aus.

Die vier „First-Class-Komfort-Einzelsitze“ sind drehbar, so dass die Passagiere sich im Gespräch gegenüber sitzen können. Bei den hinteren Stühlen lässt sich die Rücklehne um bis zu 60 Grad neigen, während gleichzeitig Beinauflagen ausfahren. Jeder Sitz verfügt zudem über eine eigene Soundzone mit Lautsprechern im Kopfstützenbereich. In die Rücklehnen der Vordersitze sind individuelle Monitore integriert.

Ein die gesamte Innenbreite einnehmender, transparenter OLED- Bildschirm („Cinema Screen“) kann vom Dachbereich herunter geschwenkt werden. Auf diesem können die beiden Fahrgäste der hinteren Reihe gemeinsam an einer Videokonferenz teilnehmen oder auch einen Film anschauen.

Im Innenraum dominiert hochwertiges Holz und Wolle sowie synthetische Textilgewebe als Verkleidungen, Sitzbespannung und als Bodenteppiche. Anzeigen gibt es nur in Form von Projektionen auf die Holzflächen unterhalb der Frontscheibe. In hoher Auflösung finden sich alle Informationen, die während der Fahrt benötigt werden.

Ein Elektroauto braucht keinen Kühlergrill. In dem Zukunftsfahrzeug von Audi ist er trotzdem vorhanden und bildet eine Verkleidung für die große digitale Lichtfläche an der Front, die auch zur Kommunikation dient. Fahr- und Fernlicht werden über Leuchtsegmente in den äußeren Partien des Singleframes realisiert. Im Heckbereich gibt es eine analog funktionierende Matrix LED-Fläche.

Bekannte Skateboard-Plattform im Zukunftsauto

Der technische Unterbau bietet dagegen keine Überraschung. Die Daten der Plattform kommen uns jedenfalls sehr bekannt vor, wartete die Studie Grandsphere Concept doch mit ähnlichen Werten auf. Die Premium Platform Electric (PPE) hat ein flaches, 120 Kilowattstunden großes Batteriemodul zwischen den Achsen. Zwei Elektromotoren (einer pro Achse) mit einer Gesamtleistung von 295 Kilowatt und ein Systemdrehmoment von 690 Newtonmetern treiben das Concept Car an. Mit 800 Volt Systemspannung und bis zu 270 Kilowatt Ladeleistung sollen zehn Minuten genügen, um weitere 300 Kilometer fahren zu können. Nach WLTP-Standard sollen bis zu 750 Kilometern möglich sein.

Audi interpretiert das Thema „Citycar“ einmal komplett anders und denkt hier in Richtung einer autonomen Lounge. Der Platzbedarf des Fahreugs ist jedoch riesig. Einen positiven Effekt auf die Verkehrsprobleme der Megacitys wird das Fahrzeug daher nur haben, wenn die selbstfahrende Sänfte auch geteilt genutzt wird, denn ansonsten wird man mit dem Urbansphere genauso im Stau stehen, wie mit einem nicht autonomen Fahrzeug. Aber immerhin kann man die Zeit dann sinnvoller nutzen. Warten wir es ab, was von der Studie in der Zukunft Realität werden wird.

Fotos: Audi

Technische Daten
Fahrzeugbezeichnung: Audi Urbansphere Concept
Fahrzeugbeschreibung: fünftüriger, viersitziger Oberklasse-Crossover
ANTRIEB
Plattform: Premium Platform Electric (PPE)
Bauart: je ein E-Motor an VA und HA, Allradantrieb
Leistung: 295 kW
Drehmoment: 690 Nm
BATTERIE & LADESTANDARD
Energieinhalt: ca. 120 kWh
Ladestandard AC: N/A
Ladestandard DC: CCS 270 kW
Ladezeit DC 350-kW-Ladestation 5-80 %: < 25 min (10 min für 300 km)
REICHWEITE & VERBRAUCH
WLTP: ca. 750 km
ABMESSUNGEN & GEWICHT
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: 5,51 m x 2,01 m x 1,78 m
Radstand: 3,40 m

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