Fahrbericht: Opel Corsa Electric Facelift

24.10.2023 von Vanessa Lisa Oelmann

Schatz, ich habe den Astra geschrumpft

Das Facelift des Opel Corsa Electric überzeugt mit modernem Design und allerhand technischen Neuerungen, die überlegen lassen, ob es denn wirklich ein Astra Electric sein muss.

Nanu, ist das wirklich ein Corsa? Wenn man den frisch überarbeiteten 4,06 Meter langen Kleinwagen direkt von vorne sieht und die Größenverhältnisse nicht einschätzen kann, könnte es sich glatt um ein größeres Modell handeln. Optisch reiht sich der neue Corsa jetzt nahtlos in die Designsprache seiner großen Brüder Astra und Mokka ein. Die Front wird vom Opel Vizor geziert, in der GS-Ausstattung ist dieser mitsamt Logo in schwarz gehalten. Die Scheinwerfer erhalten eine neue Lichtsignatur und kommen nun endlich serienmäßig in LED-Ausführung – ciao, Halogen! Auch am Heck debütieren überarbeitete Rückleuchten und ein auffälliger, breitgezogener Corsa-Schriftzug.

Serienmäßig gibt es den Corsa Electric mit 16-Zoll-Alufelgen, richtig schick sieht der Kleinwagen allerdings erst mit den optionalen, 17 Zoll großen, schwarzen Leichtmetallrädern aus. Bei der Farbpalette hat sich ebenfalls einiges geändert. Bereits vom Astra bekannte Farben wurden dem Konfigurator hinzugefügt und der knallige Farbton „Power Orange“ durch das deutlich unauffälligere „Grafik Grau“ ersetzt. Der Wagen wirkt in der neuen Kommunikationsfarbe weniger quirlig und stattdessen deutlich reifer. Vermutlich ist es aber genau das, was die Rüsselsheimer bezwecken wollten, denn der neue Corsa nähert sich in vielerlei Aspekten stark dem Astra an.

Großer Unterschied durch dezente Veränderungen

Das zeigt sich auch im Interieur, welches geschickt anhand kleiner Details modernisiert wurde. Das Lenkrad hat ein dezentes Refresh erhalten und der riesige, joystickartig geformte Gangwahlhebel wurde durch ein zierliches Element, nicht größer als die elektrische Parkbremse, ersetzt. Die Sprachbedienung lässt sich mit einem „Hey Opel“ aktivieren, sowohl Apple CarPlay als auch Android Auto können kabellos verbunden werden.

Dies wird aber kaum nötig sein, denn das Infotainmentsystem auf dem 10-Zoll-Touchscreen ist sehr übersichtlich aufgebaut und läuft auch ziemlich flüssig. In puncto Digitalisierung und Software haben die Rüsselsheimer definitiv aufgeholt, allerdings erfährt die Opel-Connect-App noch immer heftige Kritik – ob sich diesbezüglich etwas zum Positiven verändert hat, konnten wir vor Ort nicht überprüfen.

Ansonsten ist der Corsa ein Paradebeispiel dafür, wie man trotz der Verwendung von viel Hartplastik ein wohnliches Ambiente schaffen kann. Das schnörkellose Cockpit wird durch eine minimalistisch gestaltete Türverkleidung ergänzt, die Sitze sind mit einem neuen Chevron-Muster bezogen. Der Beifahrer kann sich problemlos ausstrecken und eine komfortable Position finden. Hinten wird es klassentypisch etwas enger – auf dem Rücksitz finden zwei Personen bequem und eine dritte eher gequetscht Platz, lange Strecken zu fünft sollten tendenziell vermieden werden. Das Kofferraumvolumen beträgt 267 und bei umgeklappter Rückbank 1.042 Liter.

Technische Daten weitestgehend vom Astra Electric bekannt

Auch unter dem Blech teilt sich der neue Corsa Electric jetzt einen Teil der Technik mit dem Astra Electric. Es gibt in der Basisausstattung zwar weiterhin den vom Vor-Facelift bekannten 100-kW-Motor, mit der GS-Version erhält man jetzt aber automatisch den spritzigeren 115-kW-Motor und einen 51-kWh-Akku mit völlig neuer Zellchemie und höherer Effizienz. Die WLTP-Reichweite für letztere Motorisierung beziffert Opel mit 402 Kilometern. Geladen werden kann serienmäßig am Wechselstromlader mit 7,4 kW, das Upgrade zum 11 kW-Lader lässt Opel sich noch immer saftig bezahlen (1.190 Euro Aufpreis). An der Schnellladestation sind 100 kW maximal möglich.

Komfortabler Cruiser

Den Sprint von 0 auf 100 soll der Corsa in 8,1 Sekunden schaffen, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 150 km/h. Opel gibt einen Verbrauch von 14,2 kWh auf 100 Kilometer an, auf unserer 90 Kilometer langen Teststrecke mit hohem Landstraßen- und Autobahnanteil kommen wir bei recht entspannter Fahrt auf lediglich 12,5 kWh/100 km. Generell fährt sich der Corsa wirklich sehr laufruhig und wie ein Großer: Komforteinbußen gegenüber dem Astra Electric, welchen wir Mitte des Jahres erstmals in Berlin testen durften und kürzlich einem ausgiebigen Alltagstest unterzogen haben, gibt es fast nicht. Was uns allerdings stört, ist die Rekuperation, die selbst im B-Modus ziemlich verhalten ausfällt – gut für Verbrennerfahrer, die sich nicht großartig umgewöhnen wollen, aber frustrierend für eingefleischte Elektromobilisten, die One-Pedal-Driving gewöhnt sind.

Nicht günstig, überzeugt aber trotzdem

Die Preise starten in Deutschland für die Basisvariante mit 100 kW und 50-kWh-Akku wie bisher bei 34.650 Euro (in Österreich 33.999 Euro). Für den Corsa Electric GS Long Range mit 115 kW und überarbeitetem 51-kWh-Akku geht es erst ab 38.045 Euro los (in Österreich 38.199 Euro). Inbegriffen sind hier eine Klimaautomatik und LED-Scheinwerfer, gegen Aufpreis gibt es ein Komfortpaket mit beheizbarem Lenkrad, ein Tech-Paket mit Matrix-LED-Licht und zahlreichen Assistenzsystemen, sowie ein Infotainment-Paket inklusive Navigationssystem, Einparksensoren vorne und hinten und 180-Grad-Rückfahrkamera.

Addiert man die optionalen Pakete auf den Grundpreis, wird schnell klar, dass der Corsa Electric sicherlich kein Schnäppchen ist. Allerdings erhält man für den saftigen Preis den zurzeit besten Elektro-Kleinwagen, der auch seinen größeren Konzernbrüdern in so gut wie nichts nachsteht. Wer also nicht unbedingt den zusätzlichen Platz des Astra Electric Fünftürers benötigt, wird mit dem neuen Corsa Electric mehr als ausreichend bedient sein.

Fotos: Opel

Technische Daten Opel Corsa Electric GS Long Range
Fahrzeugklasse: Kleinwagen
Sitze/Türen: 5/5
ANTRIEB
Antriebsart: Vorderradantrieb
Bauart: permanenterregte Synchronmaschine
Leistung: 115 kW
Drehmoment: 260 Nm
BATTERIE & LADESTANDARD
Energieinhalt (brutto/netto): 51 kWh/48,1 kWh
Wärmemanagement: Flüssigkeitskühlung
Ladestandard AC: Typ 2 7,4 kW 1p, opt. 11 kW 3p
Ladestandard DC: CCS 100 kW
Ladezeit AC 11-kW-Ladestation: ca. 5 h 30 min (0–100 %)
Ladezeit DC 150-kW-Ladestation: 30 min (0–80 %)
FAHRLEISTUNGEN
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Beschleunigung (0–100 km/h): 8,1 s
REICHWEITE & VERBRAUCH
Verbrauch (WLTP): 14,6–14,2 kWh/100 km
Reichweite (WLTP): max. 402 km
ABMESSUNGEN & GEWICHT
Länge x Breite (exkl. Spiegel) x Höhe: 4,060 m x 1,765 m x 1,435 m
Breite (inkl. Spiegel): 1,960 m
Radstand: 2,538 m
Wendekreis: 10,74 m
Gepäckraum: 267–1.042 l
Frunk:
Leergewicht: 1.544 kg
Zuladung: N/A
Anhängelast (gebremst/ungebremst):
cW-Wert: 0,31
Luftwiderstandsfläche (cW x A): N/A
PREIS
Verfügbarkeit: ab sofort bestellbar
Deutschland: ab 34.650 € (Basis)/ab 38.045 € (GS Long Range)
Österreich: ab 33.999 € (Basis)/ab 38.199 € (GS Long Range)
  1. Stefan sagt:

    Wir haben einen Opel Händler im Dorf, deswegen kommen die immer mal in Betracht. Der Preis liegt aber schon fast in ID 3 Gefilden, was ich dann ehrlich gesagt überhaupt nicht verhältnismässig finde. Da es auch „sorry“ nur ein Opel ist und kein BMW, Mercedes, Audi et al würde ich den Preis dafür wohl nicht bezahlen.

    1. Vanessa Lisa Oelmann sagt:

      Im Augenblick gibt es ja leider noch kaum elektrische Kleinwägen – außer der Zoe und den anderen Stellantis-Modellen ist das Angebot in Europa quasi nicht vorhanden. Es bleibt spannend, zu sehen, wie sich die Preise entwickeln, wenn der ID.2, der Zoe-Nachfolger und andere Konkurrenzmodelle auf den Markt kommen!

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