BMW CE 02 im Fahrbericht

27.02.2024 von Marcus Zacher

Cooler City-Cruiser

BMW Motorrad setzt seine Elektrifizierungsstrategie fort und rollt pünktlich zur Zweiradsaison mit der CE 02 ein neues E-Moped in die Schauräume. Als „50er“ und „125er“ erhältlich, will der Hersteller damit neue Kundengruppen ansprechen.

Nach der großen CE 04 erweitert BMW Motorrad das elektrische Modellprogramm um die neue CE 02, die sich auch als Serienversion erfrischend nahe am mutigen Designkonzept orientiert. Irgendwo zwischen Moped und Motorrad verorten die Münchner das Konzept und nennen es daher „eParkourer“.

Die Zielgruppe ist schnell ausgemacht: Junge Leute im urbanen Umfeld sollen sich für die CE 02 begeistern. Das auffällige Zweirad zeichnet sich durch vergleichsweise große Räder (14 Zoll) und die reduzierte Optik aus, die es ein wenig wie eine kleine Supermoto-Maschine wirken lassen.

Mit 45 oder 95 km/h Spitze

Zur Wahl stehen zwei Ausführungen: Der Einstieg erfolgt mit der „50er“-Variante, also der Version mit 4 kW Leistung und einer zulassungsbedingten Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h. Diese Version darf bereits von 15 jährigen Personen mit AM-Führerschein gefahren werden, alternativ reicht die normale Pkw-Fahrlizenz. Mit dieser Variante waren wir erstmalig unterwegs – doch dazu gleich mehr.

Darüber rangiert die Ausführung mit 11 kW Spitzenleistung („125er“-Klasse), die auf eine Endgeschwindigkeit von 95 km/h kommt. Für diese Version sind entweder mindestens der Führerschein A1 oder die Führerscheinerweiterungen B196 (Deutschland) bzw. Code 111 (Österreich) erforderlich.

Ungewöhnliche Sitzposition

Zur ersten Ausfahrt ging es mit der „kleinen“ Maschine, allerdings in der umfangreicher ausstaffierten und optisch auffälligeren „Highline“-Version. Gestartet wird das E-Moped per Knopfdruck, der Schlüssel kann in der Tasche bleiben. Ein kleines, aber gut ablesbares 3,5-Zoll-TFT-Display informiert über die wichtigsten Fahrdaten, die Bedienung ist kinderleicht und selbsterklärend.

Speziell ist die Sitzposition auf der ebenen, schmalen Sitzbank, auf der tatsächlich zwei Personen Platz nehmen dürfen. Die Sitzhöhe ist mit 75 Zentimetern ungewöhnlich niedrig, was jedoch gerade kleineren Personen mit wenig Zweiraderfahrung den Umstieg erleichtern dürfte. Die vier Fußrasten sind außerdem dauerhaft ausgeklappt, sodass man – bei einer Tour alleine – die Sitzposition zwischen lässig und sportlich variieren kann.

Angetrieben wird die Maschine von einem luftgekühlten, fremderregten Synchronmotor, der das Hinterrad über einen Zahnriemen antreibt und ein deutlich wahrnehmbares, surrendes Geräusch von sich gibt. Das hat immerhin den Vorteil, dass man von Passanten nicht so leicht überhört wird.

Drei Fahrmodi und einfache Handhabung

Serienmäßig stehen zwei Fahrmodi zur Verfügung: „Flow“ eignet sich zum Mitschwimmen im Stadtverkehr und bremst mit einer relativ starken Schubrekuperation beim Loslassen des Stromgriffs ab, während sich der Modus „Surf“ für Fahrten außerhalb der Innenstadt empfiehlt. Hier ist die Schubreku deaktiviert. Der im Highline-Paket enthaltene Fahrmodus „Flash“ sorgt wiederum für ein schnelleres Ansprechverhalten und stärkere Rekuperation. Bei 4 kW Leistung fallen die Unterschiede zwischen den Modi allerdings nicht allzu stark ins Gewicht, in der Stadt ist das Fahren mit Rekuperation aber natürlich vorteilhaft, um Energie zurückgewinnen zu können.

Dank der geringen Sitzhöhe und dem geringen Gewicht von 119 Kilogramm mit einem Akku bzw. 132 Kilogramm mit zwei Akkus lässt sich die CE 02 spielerisch dirigieren, es gibt sogar einen Rückwärtsgang. Für Sicherheit sorgen eine Stabilitätskontrolle, die präzise ansprechenden Bremen und ein ABS am Vorderrad – leider immer noch eine Seltenheit unter den kleineren, elektrischen Zweirädern.

4 kW reichen zum Mitschwimmen – für mehr aber auch nicht

Bei der limitierten Leistung darf man sich freilich nicht zu viel vom Beschleunigungsvermögen erwarten, zum Mitschwimmen im Stadtverkehr reicht der Antrieb allerdings aus. Laut Tacho schafft die CE 02 immerhin sogar 48 km/h und bei leichtem Gefälle knackt man auch mal die 50-km/h-Marke. Ja, die CE 02 sieht nach mehr aus, weshalb der Blick auf die stärkere Variante lohnenswert erscheint, so man die entsprechende Fahrerlaubnis vorweisen kann.

Ausstattungsbereinigt kostet die 11-kW-Version nicht einmal mehr: Während im Basismodell serienmäßig nur ein Akku mit 2 kWh Kapazität verbaut ist, sind es bei der „125er“ derer zwei. Der zweite Akku lässt sich allerdings für 1.000 Euro auch in der schwächeren Variante nachrüsten, dann kosten beiden Ausführungen exakt 8.500 Euro.

Ob man die größere Reichweite überhaupt benötigt, muss freilich jede Person selbst anhand des Fahrprofils wissen. Gut 45 Kilometer gibt BMW für den Einzelakku an, entsprechend doppelt so viele Kilometer sollen mit zwei Akkus möglich sein, was nach unserer ersten Testfahrt realistisch erscheint.

Geladen werden die Batterien über die Schuko-Steckdose mit einem externen Ladegerät mit lediglich 900 Watt. In Verbindung mit dem Highline-Paket gibt es für die 11-kW-Variante ein 1,5 kW starkes Ladegerät, doch drei bis vier Stunden muss man für eine Vollladung dennoch einplanen.

Empfehlenswertes Highline-Paket

Der Aufpreis für das vielfach zitierte Highline-Paket beträgt moderate 700 Euro (bzw. 905 Euro bei der 11-kW-Version). Darin enthalten sind u. a. beheizbare Handgriffe, eine Bluetooth- und Connectivity-Schnittstelle, der erwähnte „Flash“-Fahrmodus und die auffälligere Optik mit petrol-farbenen Elementen. Dazu gibt es reichlich Zubehör, etwa zwei verschiedene Cockpitverkleidungen, Gepäcktaschen oder ein Topcase. Stauraum bietet die CE 02 nämlich keinen, lediglich in den Varianten mit einem Akku kann der freigewordene Platz zum Verstauen von etwas Kleinkram genutzt werden.

Bestellungen nimmt BMW bereits entgegen, die Auslieferungen der in Indien gebauten Maschine sollen in Kürze starten. In Österreich ist die CE 02 grundsätzlich wenige Euro teurer.

Fazit: Günstiger BMW-Einstieg, aber teures E-Moped

Cooles Styling, einfaches Handling und eine adäquate Sicherheitsausstattung zeichnen die BMW CE 02 aus. Als reines Citymoped sind 7.500 Euro jedoch eine Ansage, schlüssiger wird das Preiskonzept bei der stärkeren 11-kW-Version. Dennoch: Elektrische Marken-Zweiräder für die urbane Nutzung sind noch Mangelware. Hier hat BMW Motorrad eine Lifestyle-geprägte Nische besetzt.

Fotos: BMW Motorrad, Daniel Kraus

Technische Daten BMW CE 02 (4 kW) BMW CE 02 (11 kW)
Fahrzeugklasse: Moped der Klasse L1e Moped der Klasse L3e-A1
Sitze: 2 2
ANTRIEB
Antriebsart: Hinterradantrieb Hinterradantrieb
Bauart: FSM als Mittelmotor FSM als Mittelmotor
Leistung (Spitze/Nenn): 4 kW/3,2 kW 11 kW/6 kW
Drehmoment: 55 Nm 55 Nm
BATTERIE & LADESTANDARD
Energieinhalt (brutto/netto): 1,96 kWh (3,92 kWh optional) 3,92 kWh
Wärmemanagement: Luftkühlung Luftkühlung
Ladestandard AC: Schuko 0,9 kW Schuko 0,9 kW (1,5 kW optional)
Ladestandard DC:
Ladezeit AC 0,9-kW-Ladestation: 3 h 2 min (0–100 %) 5 h 12 min (0–100 %)
Ladezeit AC 1,5-kW-Ladestation: 3 h 30 min (0–100 %)
FAHRLEISTUNGEN
Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h 95 km/h
Beschleunigung (0–50 km/h): 3,0 s
REICHWEITE & VERBRAUCH
Verbrauch (WMTC): < 6 kWh/100 km < 6 kWh/100 km
Reichweite (WMTC): > 45 km 95 km
ABMESSUNGEN & GEWICHT
Länge x Breite (exkl. Spiegel) x Höhe: 1,970 m x 0,845 m x 1,140 m 1,970 m x 0,845 m x 1,140 m
Breite (inkl. Spiegel): 0,876 m 0,876 m
Radstand: 1,353 m 1,353 m
Reifen vorne: 120/80 R14 120/80 R14
Reifen hinten: 150/70 R14 150/70 R14
Sitzhöhe: 0,750 m 0,750 m
Gepäckfach:
Fahrzeuggewicht: 119 kg 132 kg
Zuladung: 192 kg 180 kg
PREIS
Verfügbarkeit: bestellbar, Auslieferungen ab Q2/2024 bestellbar, Auslieferungen ab Q2/2024
Deutschland: ab 7.500 € ab 8.500 €
Österreich: ab 7.550 € ab 8.550 €

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