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EAM 02/2024 - April/Mai
Eigentlich ist der Opel Corsa-e ein braver, zuverlässiger Alltagsgefährte. Doch er kann auch anders: Im Rallye-Dress mit ausgeräumten Innenraum, Überrollkäfig und Rennsitzen wandelt er sich zum waschechten Rennwagen und gibt sein Debut im ersten, vollelektrischen Rallye-Markenpokal. Wir waren mit dem Rallye-Corsa bereits auf der Piste unterwegs.
04.06.2021 – Für Opel war viel Pionierarbeit nötig, um den ersten vollelektrischen Rennwagen und das erste Elektro-Rallyefahrzeug auf einer Serienplattform zu entwickeln. Sicherheitsbedenken, vor allem die Batterie betreffend, machten es lange unmöglich, ein Rallye-Auto zu elektrifizieren. Denn anders als auf der Rennstrecke mit klar abgegrenzten Bereichen, Auslaufzonen und Reifenstapeln geht es im Rallye-Sport nun einmal kreuz und quer durch die Prärie und nicht selten warten Stock und Stein direkt neben der Piste.
Daher hat Opel alle Register gezogen und zusammen mit dem Deutschen Motorsportbund (DMSB) ein Konzept entwickelt, das Veranstalter und Teilnehmer ruhig schlafen lässt. Rennauto und Batterie mussten diverse Crashtests erfüllen und ein zusätzlicher Unterfahrschutz für die Synchronmaschine an der Vorderachse, das Ein-Gang-Getriebe und die 50-kWh-Hochvolt-Batterie (allesamt identisch mit dem Serienfahrzeug) schützen die Elektrotechnik vor Aufsetzern. Einen obligatorischen Überrollkäfig gibt es natürlich ebenfalls und zusätzlich wurde eine spezielle Alarmanzeige entwickelt, über die von außen leicht erkennbar ist, ob die Karosserie des Fahrzeugs nach einem Unfall eventuell unter Spannung steht. Ein weiteres Sicherheitselement ist das künstliche Außenfahrgeräusch, das während des Rennens noch einmal deutlich verstärkt wird, damit die Rallyefans, die sich gerne nah an der Rennstrecke aufhalten, die Corsas bereits aus der Ferne hören können und entsprechend vorgewarnt sind.
Das fertige Rennfahrzeug geht nun im ADAC Opel E-Rally Cup, so der offizielle Name des Markenpokals, an den Start. Bis zu 18 Teams mit jungen Fahrerinnen und Fahrern können hier gegeneinander wetteifern. Der Rallye-Cup dient als Talentschmiede und Sprungbrett in weitere Rennserien. In der ersten Saison stehen acht Rennen auf dem Programm, das erste startet am 11. Juni in Stemwede.
So viel zur Theorie. Doch jetzt dürfen wir uns selber hinter das Sparco-Sportlenkrad klemmen, uns in die engen Rennschalensitze mit Hosenträgergurten fallen lassen und dem Corsa-e Rallye auf abgesperrter Piste auf den Zahn fühlen. Einige Bedienelemente, wie Tachoanzeige, Gangwahlhebel oder den Fahrmodusschalter, kennt man aus dem Serienfahrzeug. Anderes Equipment, wie der Rallyeauto-typische Handbremshebel oder die Gegensprechanlage für den Co-Piloten, sind dagegen neu.
Startknopf drücken, Gangwahlhebel auf „D“ stellen und schon rollt der Corsa-e los. Zunächst behutsam, doch von Runde zu zügiger jagen wir über den asphaltierten Parcours. Die direkte Lenkung, das Bilstein-Rennfahrwerk und das Torsendifferential verwandeln den Corsa-e vom Biedermeier zur Rennsemmel. Während die 100 kW und 260 Newtonmeter des Rallye-Corsas einen nicht vor große Herausforderungen stellen, ist das Bremsen mangels Fahrassistenten (ESP, ABS, Traktionskontrolle und Bremskraftverstärker sind allesamt deaktiviert) eine andere Hausnummer.
Die Auslaufzonen sind auch auf dem Test-Track nicht allzu üppig und so bedarf es eines beherzten Tritts auf die Bremse, um den Corsa vor den Kurven so stark wie nötig zu verzögern. Da es natürlich auch keinen zusätzlichen Rettungsanker – alias ESP – gibt, müssen wir es heute auch nicht übertreiben, auch wenn das Vertrauen ins Fahrzeug von Runde zu Runde wächst und der Rallye-Corsa selbst für Neulinge gut zu beherrschen ist.
Dennoch kann man nur den Hut vor den Teilnehmenden des Markenpokals ziehen, die bald über Schotterpisten und schmale Asphaltstraßen um den Titel des Marken-Cups wetteifern. Die haben zuvor mindestens 49.900 Euro netto für den Rennwagen und rund 6.000 Euro Startgebühr gezahlt. Das mag zwar viel für einen Corsa-e sein, doch für einen Rennwagen ist es relativ wenig, zumal der Unterhalt des Elektro-Corsas deutlich günstiger ist, als es bei einem vergleichbaren Rennwagen mit Benzinmotor der Fall wäre. Denn auch der Rallye-Corsa soll nicht nur in ökologisch, sondern auch kostenseitig nachhaltig sein. Der Grundstein für den elektrischen Rallyesport ist damit jedenfalls gelegt.
Den vollständigen Track-Test und weitere Infos zum Opel Rallye-Markenpokal lesen Sie in der kommenden Ausgabe 04/2021 der Elektroautomobil. Ab 22. Juli 2021 im Handel.
Text: Marcus Zacher / Fotos: Opel
Technische Daten | |
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Fahrzeugbezeichnung: | Opel Corsa-e Rallye |
Fahrzeugbeschreibung: | seriennahes Rallyefahrzeug |
ANTRIEB | |
Bauart: | 1 fremderregte Synchronmaschine, Vorderradantrieb, Torsen-Differential |
Leistung: | 100 kW |
Drehmoment: | 260 Nm |
BATTERIE & LADESTANDARD | |
Energieinhalt (brutto/netto): | 50 kWh/46 kWh |
Batteriegarantie: | N/A |
Wärmemanagement: | Flüssig-Thermalmanagement |
Ladestandard AC: | Typ 2 11 kW 3p |
Ladestandard DC: | CCS 100 kW |
Ladezeit DC 150-kW-Ladestation 0-80 %: | ca. 30 min |
FAHRLEISTUNGEN | |
Höchstgeschwindigkeit: | 150 km/h |
Beschleunigung (0-100 km/h): | N/A |
ABMESSUNGEN & GEWICHT | |
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: | 4,060 m x 1,765 m x 1,435 m |
Breite (mit Spiegel): | N/A |
Radstand: | 2,538 m |
Leergewicht: | ca. 1.475 kg |
PREIS | |
Deutschland: | 49.900 € (netto) |
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