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EAM 05/2024 - Oktober/November
Seit der Internationalen Automobilmesse im September 2015 ist man der nahezu perfekten Stromlinienform des Pinguins ein Stück nähergekommen. Mercedes Benz präsentierte die Studie „Concept IAA“, wobei IAA für „Intelligent Aerodynamik Automobil seht“. Ein treffender Name im Zusammenhang mit dem Namenskürzel der Messe. Hinter den drei Buchstaben steckt ein aerodynamischer Verwandlungskünstler. Ein Fahrzeug, das seine Form der Luftströmung automatisch anpassen kann. Aber warum muss dieser enorme Aufwand in Zeiten von sparsamen Vierzylindern und Hybridantrieben unternommen werden?
Pinguin versus Papamobil
Würden wir uns nur im Stau der Großstädte, schleichend an unser Ziel quälen, könnten wir mit ruhigem Gewissen „papamobile“ Designauswüchse auf den Straßen bewegen. Gemeint sind automobile Formen, die sich eher als Bremsfallschirm eignen und keine Musterbeispiele für Windschlüpfrigkeit sind. Berechnungen und Versuche haben ergeben, dass erst ab einer Geschwindigkeit von etwa 60 km/h der Fahrtwind oder Luftwiderstand, wie ihn Fachleute auch gerne bezeichnen, alle anderen Fahrwiderstände übertreffen. Erhöht man die Geschwindigkeit auf 120 km/h, ist der Widerstand des anströmenden Fahrtwindes sogar viermal so hoch. Daraus kann man erkennen, dass eine optimierte windschlüpfrige Karosserieform schon auf der Bundesstraße und erst recht auf Autobahnen Sinn macht. Um dem gerecht zu werden, steht die aerodynamische Flunder sehr nahe über dem Asphalt. Es bleiben nur 10 cm zwischen Straße und Bodenplatte übrig. Der eigentliche Clou ist aber das Heck des Concept IAA. Ab einer Geschwindigkeit von 80 km/h verlängert sich das Heck des Fahrzeuges – ähnlich einem Teleskop – innerhalb weniger Sekunden mittels etlicher Elektromotoren um fast 40 cm. Dort wo es günstig ist, fährt eine Klappe, aus woanders zieht sich was zurück, ja sogar die Felgen schließen sich zu einer Scheibe. Das Surren der Motoren soll deutlich zu hören sein, bevor sich eine angenehme Stille im Fahrzeug einstellt. Türgriffe und Seitenspiegel sucht man ohnehin vergeblich. Die extrem glatte Außenhaut geht perfekt in die Fenster über. Da gibt es keinen Falz oder Hubbel. Es kommt einem vor wie die Verwandlung einer Spiel-Zeug-Action-Figur aus den 80er Jahren.
Kleine Zahlen mit großer Wirkung
In Zahlen ausgedrückt, verhilft diese Metamorphose von einem anfänglichen cw-Wert von 0,25 auf transformierte 0,19. Für einen reinen „Auto-Ottonormalverbraucher“, dem Widerstandsbeiwerte nur ein gelangweiltes Gähnen kosten, klingt das wie die Rabattschlacht beim Billigdiskonter. Hinter diesen fast lächerlich wirkenden sechs Hundertstel steckt aber viel mehr als man erahnt. Reduziert man diesen mysteriösen cw-Wert nämlich um nur ein Hundertstel, sinkt der Verbrauch im Mittel um etwa ein Zehntel. Auf Autobahnen sogar um bis zu einen halben Liter pro hundert Kilometer. Gelingt es wie bei diesem Fahrzeug den Wert sogar um sechs Hundertstel zu senken, ergibt sich speziell bei Überland- und Autobahnfahrten ein enormes Potential.
Mercedes Benz spricht von einem Aerodynamik-Weltrekord bei einem viertürigen Coupé. Diesen Verwandlungsaufwand zu betreiben und das Fahrzeug nicht immer im sogenannten Aerodynamik Modus zu belassen macht durchaus Sinn, denn wer will schon mit einem fast fünfeinhalb Meter langen Auto in der Stadt herumfahren. Ein „Vorsicht Heck schert aus“- Aufkleber für jene, denen das Fahrzeug in der langen Version besser gefällt, wäre eine Möglichkeit, um nachkommende Verkehrsteilnehmer beim Abbiegen zu warnen.
Ach ja, um vielleicht ein Gefühl für gute bzw. schlechte Aerodynamik zu bekommen: Das Concept IAA hat einen ungefähr vier Mal besseren cw-Wert als die Mercedes G-Klasse, aber einen sechs Mal schlechteren als ein Pinguin. Die hatten allerdings auch 60 Millionen Jahre Zeit um ihre Form zu optimieren.
Für jene, die sich mehr für Aerodynamik, cw-Wert & Co interessieren, gibt es in der Erstausgabe des Magazins „Elektroautomobil“ einen Spezialbeitrag dazu.
Eckdaten:
Antrieb: Plug-in Hybrid
Systemleistung: 279 PS
Vmax: 250 km/h
Reine elektrische Reichweite: ca. 60 km
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