Weltpremiere: Kia EV6

31.03.2021 von Marcus Zacher

Koreanische Elektro-Offensive 2.0

Mit 800-Volt-System, einer Ladezeit von 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent und zwei Batterievarianten prescht nun auch Kia hervor und gesellt sich mit dem EV6 zum Konzernbruder Hyundai Ioniq 5. Diesem hat der EV6 zusätzlich eine Sportversion mit 430 kW und 260 km/h Höchstgeschwindigkeit voraus, die in die Gefilde von Porsche vordringt.

31.03.2021 – Der Kia EV6 ist ein Zeugnis für das gestiegene Selbstbewusstsein der koreanischen Marke. Zweifelt doch kaum ein Elektroautofahrer die Qualitäten der bisherigen (E-)Modelle an, setzt das neue, vollelektrische Crossover-SUV EV6 dem ganzen noch einen drauf.

Selbstbewusste Mittelklasse

Mit dem EV6, der auf der neuen Konzernplattform E-GMP (Electric-Global Modular Platform) basiert, erweitert die Marke das Elektro-Portfolio nach oben und besetzt damit ein neues Segment. Mit einer Länge von 4,68 Meter bewegt sich der EV6 im heiß umkämpften Feld der Mittelklasse-SUV und muss sich hier gegen starke Konkurrenz (VW ID.4, Tesla Model Y, Ford Mustang Mach-E) behaupten. Der größte Wettbewerber könnte dabei das Schwestermodell Ioniq 5 von Hyundai werden.

Trotz des im Vergleich zum Ioniq 5 kürzeren Radstands von 2,90 Meter (Ioniq 5: 3,00 Meter) konnten die Ingenieure einen etwas größeren Akku mit bis zu 77,4 kWh im Unterboden unterbringen (Ioniq 5: 72,6 kWh). Dadurch sollen Reichweiten von bis zu 510 Kilometern möglich sein – auch das entsprechend mehr als beim Schwestermodell.

Doch auch mit dem kleineren 58-kWh-Akku liegt der Preis höher als beim Hyundai. Mit 44.990 Euro kostet der EV6 in der Basisversion in Deutschland rund 3.000 Euro mehr als der Ioniq 5. In Österreich startet der EV6 bei 43.990 Euro. Immer mit dabei sind Voll-LED-Scheinwerfer, diverse Assistenzsysteme wie ein Abstandsregeltempomat oder der Autobahnassistent (bestehend aus Spurhalteassistenz, Kollisionswarnung und automatischem Spurwechsel), Navi oder einer Zwei-Zonen-Klimaanlage.

Wie ein Jaguar

Das Design des Crossovers lässt sich dabei nicht so richtig klar einer Karosserieform zuordnen. Es ist eine Mischung aus Fließhecklimousine, ein bisschen Kombi und die nötige Portion SUV, die der heutige Zeitgeist offenbar mit sich bringt. Damit erinnert er an den Jaguar I-Pace, der übrigens die gleiche Außenlänge aufweist, preislich jedoch in anderen Regionen unterwegs ist.

Schnellladung im Wortsinn

Leistungstechnisch bewegen sie die vier Varianten, die noch in diesem Jahr ausgeliefert werden sollen, allerdings deutlich unterhalb vom Jaguar I-Pace. Je nach Batteriegröße und Antriebsvariante stehen zwischen 125 und 239 Kilowatt und 350 oder 605 Newtonmeter zur Verfügung.

Durch das 800-Volt-Bordnetz, ein technisches Highlight der neuen Plattform, können alle Varianten in nur 18 Minuten von 10 auf 80 Prozent des Ladezustands geladen werden. Im Falle der kleinen Batterie (58 kWh) entspräche dies einer durchschnittlichen Ladeleistung von rund 135 kW, beim 77,4-kWh-Modell dürften es sogar über 180 kW im Durchschnitt sein, womit sich auch der Kia EV6 in die Topliga der Schnelllademeister begibt.

GT 77,4 kWh AWD 77,4 kWh RWD 58 kWh AWD 58 kWh RWD
Antrieb: AWD AWD RWD AWD RWD
Leistung: 430 kW 239 kW 168 kW 173 kW 125 kW
Drehmoment: 740 Nm 605 Nm 350 Nm 605 Nm 350 Nm
0-100 km/h: 3,5 s 5,2 s N/A 6,2 s N/A
Höchstgeschw.: 260 km/h N/A N/A N/A N/A
Batterie: 77,4 kWh 77,4 kWh 77,4 kWh 58 kWh 58 kWh
Reichweite: N/A N/A 510 km N/A 400 km
Preis DE: 65.990 € N/A N/A N/A ab 44.990 €
Preis AT: 69.990 € N/A N/A N/A ab 43.990 €
Auslieferungsstart: Ende 2022 Q4/2021 Q4/2021 Q4/2021 Q4/2021

Den Porsche Taycan im Blick

Doch auf für Performance-Kunden haben die Koreaner ein Modell in Vorbereitung, den Kia EV6 GT. Das GT-Modell lässt mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 3,5 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von 260 km/h problemlos den genannten Jaguar hinter sich und bewegt sich damit auf dem Niveau eines Porsche Taycan Turbo, mit dem er ebenfalls an der Ladesäule mithalten kann. Die Preise für das 430 kW starke Topmodell starten bei 65.990 Euro in Deutschland und bei 69.990 Euro in Österreich.

Wer die sportliche Optik und Ausstattung des GT-Modells schätzt, sich jedoch mit den Standard-Motorisierungen begnügen kann, kann mit der optionalen GT-Line das eine mit dem anderen verbinden. Hier starten die Preise bei 54.990 Euro (Deutschland) bzw. 48.790 Euro (Österreich). Inwiefern sich die Ländervarianten in der Ausstattung unterscheiden, steht derzeit noch nicht fest.

Luftig, modern, aufgeräumt: das Cockpit

Im Innenraum blicken die Fahrer:innen auf zwei leicht gewölbte Displays mit jeweils 12,3 Zoll Bildschirmdiagonale, die zusammen eine Einheit bilden. Weitere Infos können über das voraussichtlich optionale AR-HUD (= Augmented Reality Head-up-Display) eingesehen werden, bei dem die wesentlichen Fahrdaten in die Frontscheibe projiziert werden. Durch die AR-Funktion werden bestimmte Informationen scheinbar in der realen Umgebung eingeblendet.

Die Rekuperation kann – so, wie man es auch von aktuellen Modellen der Marke kennt ­– über Wippen hinter dem Lenkrad in mehrere Stufen variiert werden. Für das Einpedalfahren steht der „i-Pedal“-Modus zur Verfügung.

Auslieferungen ab Herbst

In den Handel kommt der in Korea produzierte Kia EV6 in der zweiten Jahreshälfte ­– und das zunächst nur in ausgewählten Märkten, wobei Deutschland und Österreich dazugehören. Daher kann der Kia EV6 bereits reserviert werden, verbindliche Bestellungen sollen ab Mai möglich sein.

Die Auslieferungen sollen ab Herbst starten. Interessenten des Spitzenmodells GT müssen sich noch länger gedulden. Zwar können Sie ebenfalls schon heute den EV6 GT reservieren, jedoch sind Auslieferungen erst für Ende 2022 avisiert.

Kias E-Auto-Offensive: 11 Stromer bis 2026

Der EV6 bildet lediglich die Speerspitze der großen Elektroauto-Offensive der Koreaner. Mit dem neuen Crossover hat die Marke derzeit drei E-Modelle im Programm (e-Niro, e-Soul). Neben dem EV6 sollen sechs weitere Elektroautos auf der neuen E-GMP-Plattform aufbauen. Vier weitere Stromer sind auf der Basis bereits vorhandener Fahrzeuge geplant. Ob diese allerdings auch alle in Europa angeboten werden, ist noch nicht klar.

Obwohl man mit der E-GMP-Plattform eine der flexibelsten und modernsten Architekturen für BEVs (= Battery Electric Vehicles) entwickelt hat, gibt man sich bei den Absatzzielen vergleichsweise konservativ. Für das Jahr 2030 rechnet Kia mit einem weltweiten Absatz von 880.000 reinen E-Fahrzeugen pro Jahr. Das entspräche einem E-Anteil von lediglich 22 Prozent. Wir sind uns sicher, dass diese Zielmarke bereits deutlich früher erreicht werden könnte, so es denn unternehmenspolitisch auch gewollt ist. Der Kia EV6 zeigt bereits eindrucksvoll, zu was die Koreaner bereits heute imstande sind.

Text: Marcus Zacher / Fotos: Kia

Technische Daten
Fahrzeugbezeichnung: Kia EV6 77,4 kWh RWD
Fahrzeugbeschreibung: fünftüriger, fünfsitziger Mittelklasse-Crossover
ANTRIEB
Bauart: 1 E-Maschine, Hinterradantrieb
Leistung: 168 kW
max. Drehmoment: 350 Nm
BATTERIE & LADESTANDARD
Energieinhalt (brutto): 77,4 kWh
Wärmemanagement: Flüssig-Thermalmanagement
Ladestandard AC: Typ 2
Ladestandard DC: CCS >180 kW
Ladezeit DC 350-kW-Ladestation 10-80 %: 18 min
FAHRLEISTUNGEN
Höchstgeschwindigkeit: N/A
Beschleunigung (0-100 km/h): N/A
REICHWEITE & VERBRAUCH
NEFZ: N/A
EPA: N/A
WLTP: 510 km
Verbrauch (WLTP): N/A
ABMESSUNGEN & GEWICHT
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: 4,680 m x 1,880 m x 1,550 m
Radstand: 2,900 m
Gepäckraum: 520-1.300 l
Frunk: 52 l
Leergewicht: N/A
PREIS & VERFÜGBARKEIT
Verkaufsstart: reservierbar ab sofort, bestellbar ab Mai 2021, Markteinführung und Auslieferungen ab Herbst 2021
Deutschland: N/A
Österreich: N/A

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