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EAM 06/2024 - Dezember/Januar
Hyundai hat sein elektrisches Topmodell vorgestellt: Der Ioniq 9 ist ein Full-Size-SUV, basierend auf der 800-Volt-Plattform E-GMP. Wir konnten uns das Dickschiff bereits aus der Nähe anschauen.
Achtung, jetzt kommts dicke: Während alle Welt auf handliche und halbwegs bezahlbare Elektroautos wartet, ködert Hyundai die Kundschaft jetzt mit einem neu entdeckten Sinn für Größe und krönt die Modellpalette mit dem Ioniq 9. Der feiert gerade seine Weltpremiere auf der Autoshow in Los Angeles und kommt bei uns im Frühsommer 2025 zu Preise ab etwa 68.000 Euro auf den Markt.
Technisch eng verwandt mit dem Kia EV9 und mit seinen 5,05 Metern ähnlich groß, macht Hyundai beim Styling allerdings den größeren Sprung. Denn während der Kia noch vergleichsweise kantig und konventionell auftritt, wird der Hyundai zu einer Mischung aus Raumschiff und Walfisch – glatt und konturlos reckt er seine riesige Karosse mit möglichst wenig Widerstand in den Wind und leistet sich zudem einen sichtlichen Einzug am Heck.
Lohn der Mühe ist ein in dieser Fahrzeugklasse vergleichsweise niedriger cW-Wert von 0,26, der vor allem auf die Reichweite einzahlen soll. Und ganz nebenbei sieht der Ioniq 9 damit ziemlich unverwechselbar aus. Dass man ihn trotzdem auf Anhieb als Teil der Ioniq-Familie erkennt, liegt deshalb vor allem an den LED-Pixeln, die das Designteam wieder großzügig an Bug und Heck verteilt hat.
Während der Ioniq 9 von außen also völlig neu erscheint und sich erstaunlich nah am Concept Seven von 2021 orientiert, kommt er dem Fahrer vergleichsweise vertraut vor – zumindest, so lange er nach vorne schaut. Denn da gibt es das bekannte Cockpit mit dem leicht gebogenen Doppel-Display, den üblichen LED-Pixeln im Lenkrad und dem immer noch viel zu großen Schaltknubbel daneben.
Auch das Ambiente mit vielen nachhaltigen Konsolen aus Recycling-Kunststoffen ist vertraut. Während die Finger über die vielen konventionelle Taster und Schalter fahren, freut sich der Allerwerteste über das neue „Dynamic Body Care System“, das die Kehrseite mit individuellen Druckpunkten und Vibrationen massiert und so langen Strecken den Schrecken nehmen soll. Das kommt davon, wenn man das Elektroauto zum Dauerläufer macht.
Der Blick in den Rückspiegel allerdings eröffnet neue Perspektiven. Denn diesseits des Staria bietet kein anderer Hyundai so viel Raum wie der Ioniq 9. Kein Wunder, er hat mit 3,13 Metern schließlich auch den größten bislang installierten Radstand. Das nutzen die Koreaner für eine variable Sitzlandschaft mit drei Reihen und in der Mitte wahlweise einer Bank oder zwei Einzelsitzen. Dass man die im Stand für den Familienzusammenhalt nach hinten drehen kann ist nicht die einzige Möglichkeit aus dem Möbelhaus. Denn natürlich lassen sich die beiden Sessel im Fond auch zusammenfalten, so dass der Kofferraum von 620 auf 2.323 Liter wächst.
Vorne zwischen den Sitzen gibt es ein „Universal Island“, das für alle zugänglich sein will. Deshalb lässt sich der Deckel der riesigen Mittelkonsole in beiden Richtungen öffnen. Darüber hinaus bietet die Universal-Insel Einschübe von vorne und hinten, zusätzlich kann sie auch um 19 Zentimeter im Wagenboden verschoben werden. Und selbstredend hat Hyundai auch wieder einen Frunk eingebaut, der im besten Fall immerhin 88 Liter fasst.
Beim Antrieb leistet sich Hyundai ein kleines bisschen mehr als die Schwester Kia – und dass, obwohl der EV9 sogar ein paar Tausender teurer ist. So hat das Basismodell des Ioniq 9 bereits einen Heckmotor mit 160 kW, die kleine Allradvariante bekommt dazu noch eine Frontmaschine mit 70 kW und wer für knapp 80.000 Euro die Performance-Variante bestellt, der fährt mit 320 kW und mobilisiert mit dem kleinen Zeh bis zu 700 Newtonmeter, denen auch die gut und gerne 2,5 Tonnen herzlich egal sind. Von 0 auf 100 geht es deshalb in 5,2 Sekunden und Schluss ist erst bei 200 km/h.
Die Energie für diesen Kraftakt liefert den Koreanern ein 800-Volt-Akku mit stolzen 110 kWh, der – da zahlt sich dann die strömungsgünstige Delfin-, nein, Walfischform aus – im besten Fall für 620 Kilometer reicht. Immerhin 10 Prozent mehr als beim Kia, der allerdings auch mit knapp 100 kWh auskommen muss.
Wie immer gehören die Koreaner an der Ladesäule zu den schnellen und versprechen 10 auf 80 Prozent in 24 Minuten und natürlich lädt auch der Ioniq 9 bidirektional, puffert zuhause den Solarstrom, speist unterwegs das E-Bike oder auf dem Campingplatz den Wohnwagen. Nicht umsonst bietet er 2,5 Tonnen Anhängelast.
Zwar fühlt sich Hyundai mit dem Ioniq 9 zu Größerem berufen und im direkten Vergleich zu Konkurrenten wie dem neuen Volvo EX90, dem Mercedes EQS, dem BYD Tang und natürlich dem Kia EV9 steht das elektrische Flaggschiff gut da. Doch genügt ein Blick auf die Zulassungszahlen des koreanischen Cousins bei Kia, um die Hyundai-Hoffnungen ein wenig einzubremsen. Denn viel mehr als 100 Autos im Monat bringen die Koreaner bei uns im Schnitt nicht auf die Straße.
Deshalb ist es gut, dass Hyundai das eine tut, ohne das andere zu lassen und für das neue Jahr einen Trumpf in der Hinterhand hat: Noch bevor der koreanische Koloss mit breiter Brust an die Ladesäulen rollt, macht Hyundai sich ganz dünne und mischt mit dem Inster für weniger als 24 000 Euro das untere Ende des Marktes auf.
Fotos: Hyundai
Die technischen Daten wurden aktualisiert.
Hyundai Ioniq 9 | |
---|---|
Fahrzeugklasse: | Luxusklasse-SUV |
Sitze: | 6–7 |
ANTRIEB | |
Antriebsart: | RWD/AWD |
Leistung: | 160 kW/230 kW/320 kW |
Drehmoment: | max. 700 Nm |
BATTERIE & LADESTANDARD | |
Spannungsklasse: | 800 V |
Energieinhalt (brutto/netto): | 110,3 kWh/— |
Ladezeit DC (10–80 %): | 24 min |
FAHRLEISTUNGEN | |
Höchstgeschwindigkeit: | 200 km/h |
0–100 km/h (Bestwert): | 5,2 s |
REICHWEITE | |
Reichweite (WLTP): | max. 620 km |
Reichweite (EPA): | 539 km |
ABMESSUNGEN & GEWICHT | |
Länge x Breite x Höhe: | 5,060 m x 1,980 m x 1,790 m |
Radstand: | 3,130 m |
Kofferraum: | 620–2.323 l |
Frunk: | 88 l |
Anhängelast: | max. 2.500 kg |
cw-Wert: | 0,26 |
PREIS & VERFÜGBARKEIT | |
Verfügbarkeit: | Markteinführung Mitte/Ende 2025 |
Preis DE/AT: | ab ca. 68.000 € (geschätzt) |
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