Welcher Stecker passt?

28.05.2017 von Redaktion Elektroautomobil

Diejenigen, die noch mit Videorecordern aufgewachsen sind, erinnern sich vielleicht daran, wie mühsam es war, Filme auszutauschen, die dann erst recht nicht anzusehen waren, da man keinen VHS-, sondern einen Video-2000-Recorder hatte. Irgendwann setzte sich schließlich ein System durch und das Problem mit der Kompatibilität war vergessen. Ähnlich verhält es sich zurzeit in der Elektromobilität. Will man sein Auto laden und der Stecker passt nicht, ist das nicht nur ärgerlich, es kostet vor allem Zeit.
Ein erster Schritt zu einer harmonisierten Lösung ist mit der Einführung des Typ-2-Steckers in Europa geschehen. Dennoch gibt es immer noch Unterschiede zwischen asiatischen, amerikanischen und europäischen E-Fahrzeugen.

Wechselstromsysteme

Typ 1 – Laden in Nordamerika und Japan
Der Stecker mit der futuristisch klingenden Bezeichnung „SAE J1772“ kommt vorwiegend in Nordamerika und Japan zum Einsatz. Dieser Typ ist für das einphasige Laden mit einer Spannung von 110 oder 230 Volt geeignet. Der Stecker besteht aus fünf Kontakten und kommuniziert mit dem Fahrzeug über zwei Stromleiter. Mit einer mechanischen Verriegelung bei zwölf Uhr wird sichergestellt, dass der Stecker mit dem Elektroauto eine solide Verbindung eingeht. Drückt man die Entriegelung, stoppt die Ladung sofort und man kann den Stecker sicher abziehen. Leider ist dieser Stecker bei den meisten Fahrzeugen nicht diebstahlsicher zu verriegeln. Kommt man zum Fahrzeug zurück, kann es schon mal passieren, dass sich jemand einen Spaß erlaubt hat und der Stecker abgezogen wurde. Die Ladekabel haben im Normalfall an jener Seite, die man in die Ladestation steckt, einen gängigen Typ-2-Stecker und nur auf der Fahrzeugseite den Typ-1-Stecker.

Typ 2 – Laden in Europa
Um ein Elektroauto schneller laden zu können, muss man auf das Drehstromnetz zurückgreifen. Die roten CCE-Stecker, die in Garagen und auf Campingplätzen oft zu finden sind, würden sich grundsätzlich eignen, weisen aber einige Nachteile auf, weswegen der Stecker Typ 2 entwickelt wurde. Dieser verfügt über sieben Kontakte und stellt ähnlich wie der Typ-1-Stecker eine Kommunikation zwischen Ladestation und Fahrzeug her. Zusätzlich wurde dieser für Tausende leichtgängige Steckvorgänge ausgelegt. Wer schon einmal unsachgemäß den Stecker einer Kreissäge gezogen und dabei beinahe die Steckdose aus der Wand gerissen hat, weiß, warum das Ein- und Ausstecken gerade bei täglichem Aufladen leicht gehen muss. Die Stecker sind so robust ausgeführt, dass man sie sogar Überfahren kann, ohne dass sie Schaden nehmen. Zusätzlich kann der Typ-2-Stecker gegen ein Ziehen während des Ladevorgangs gesichert werden. Dies funktioniert auch stationsseitig. Somit kann der Ladevorgang weder von unbefugten Personen abgebrochen noch –schlimmstenfalls – das Ladekabel gestohlen werden. Mit dem Typ-2-Stecker kann man zudem über Adaptierung am einphasigen Netz anschließen. Diese Funktion ist meist im mitgelieferten Ladekabel integriert.

Typ 3A/C – Laden in Italien & Frankreich
Dieser Steckertyp entstand praktisch parallel zum Typ 2. Da der Typ-2-Stecker anfänglich keine Schutzklappe hatte, entschieden sich hauptsächlich Länder wie Italien und Frankreich für den Typ 3A/C. Grundsätzlich sind die Kontakte ohnehin spannungsfrei, wenn keine Verbindung zum Fahrzeug hergestellt wird. Dazu gibt es eben die schon angesprochenen Kommunikationskontakte. Somit ist die Schutzklappe, auch Shutter-Stecker genannt, eher ein Back-up-Schutz falls die elektronische Verriegelung einmal versagen sollte. Insofern hat dieser Shutter oder „Kindersicherung“ sicherlich seine Berechtigung. Nachdem man den Typ-2-Stecker mit einem Sicherheitsshutter modifizierte, wurde dieser schließlich als europäischer Standard für E-Fahrzeuge ausgewählt.

GB/T – Laden in China
Mit dem genormten AC-Ladestecksystem nach chinesischem GB/T-Standard ist sowohl das ein- als auch das dreiphasige Laden möglich. Ein spezielles Hebelsystem am Fahrzeugladestecker sowie Infrastrukturladestecker sorgt für sicheres Laden.
Eine Ladekommunikation wird wie bei den anderen Systemen per Steuerkontakten durchgeführt.

Gleichstromsysteme

Egal, ob man ein Elektroauto mit Wechselspannung, also der Art von Spannung, die man von der Steckdose zu Hause kennt, oder mit dem kräftigen Drehstrom, auch Kraftstrom genannt, auflädt, die Art der Spannung ist nicht geeignet, um Akkus zu laden. Sie muss gleichgerichtet werden. Jedes Elektroauto hat also einen Gleichrichter im Fahrzeug, der dies unbemerkt erledigt. Will man nun ein Fahrzeug noch schneller als mit Kraftstrom laden, muss die Gleichrichtung der Spannung extern erfolgen, da solche Geräte groß, schwer und viel zu teuer wären, um sie in jedem Fahrzeug einzeln zu verbauen.
Auch wenn es bei dieser Form nur mehr zwei unterschiedliche Stecker gibt, wäre eine Vereinheitlichung wünschenswert, zumal die Adapter ziemlich klobig ausfallen.

Combined Charging System (CCS)
Das kombinierte Ladesystem, auch Combo 2 genannt, ist im Prinzip eine Erweiterung des Typ-2-Steckers um zwei Kontakte für die Gleichstromladung. Erstmals haben sich diesbezüglich Amerikaner und Europäer auf einen gemeinsamen Steckerstandard geeinigt. Ident ist er allerdings nicht, da die Amerikaner den Typ-1-Stecker mit zwei Gleichstromkontakten kombinieren und die Europäer eben den Typ 2 verwenden, der auch Kraftstrom unterstützt. Der obere Teil des Steckers wird nur für die Kommunikation genützt. Der Vorteil dieses Steckers besteht in der einzelnen Buchse am Fahrzeug. Man kann also in den oberen Teil des CCS-Steckers je nach Ausführung, also bei der amerikanischen einen Typ-1- und bei der europäischen einen Typ-2-Stecker, zum Wechselstromladen verwenden. Aktuelle Ladestationen mit CCS-Stecker können Elektroautos mit bis zu 50 kWh laden. Ab 2017/2018 sollen Ladeleistungen von 150 kW möglich sein. Der Tesla Supercharger realisiert bereits ein Gleichstromladen mit über 120 kW, und das ohne Combo-2-Anschluss. Bei der sogenannten DC-Mild-Ladung werden Stromleiter paarweise zusammengeschaltet, um auf einen größeren Leiterquerschnitt zu kommen. Somit kann man mit dem sehr handlichen Typ-2-Stecker jetzt schon mehr als doppelt so schnell laden als mit dem CCS-System. Obendrein lässt er sich an Kraftstromdosen anstecken.

CHAdeMO
Der japanische Gleichstrom-Schnellladestandard – CHAdeMO ist ein Akronym für „CHArge de Move“ – wird hauptsächlich in E-Fahrzeugen der asiatischen Marken Nissan, Mitsubishi und KIA eingesetzt. Da der iOn von Peugeot als auch der C-Zero von Citröen baugleich zum Japaner sind, ist auch die CHAdeMo-Technik optional bei diesen Modellen erhältlich. Die typische Ladeleistung beträgt 50 kW. Ein Alleinstellungsmerkmal dieses Standards ist die Möglichkeit, sein Elektroauto quasi als Notstrombatterie für sein Zuhause zu verwenden. Allerdings ist dazu ein zusätzliches Gerät, genannt Wechselrichter, notwendig.

GB/T-Fahrzeug-Ladestecker – DC-Laden in China
Der GB/T-Standard ist der chinesische Beitrag zum schnellen Gleichstromladen an chinesischen Schnellladestationen.

  1. Neeltje Forkenbrock sagt:

    Mein Onkel hat auch ein Elektroauto. Er sagt es sei immer noch nicht so einfach den richtigen Batteriestecker zu finden. Besonders, wenn man unterwegs ist. Aber es ist gut, dass jetzt anscheinend mehr effiziente Stecker bereitgestellt werden.

  2. Jürgen Möhle sagt:

    Die Steckdosen Typ 2 in den Ladesäulen unterscheiden sich in den Buchseneinsätzen. Die einen sind längs geschlitzt und federnd, die anderen sind einfach nur Hohlstifte, in denen die preiswerteren Stecker Typ 2 keinen Kontakt finden. Dafür wären geschlitzte oder Büschel-Stifte auf der Steckerseite notwendig.
    Vorsicht beim Kauf von Ladekabeln!

  3. Rolf Schruender sagt:

    Hallo!
    Haben einen Renaud Zoe Modell 2020 mit Ladestecker Typ 2
    Habe häufiger Probleme mit den Ladestationen da die Typ 2 belegt sind.
    Die Stecker von Typ combo 2 sind aber frei!!
    Gibt es einen Adapter der von Combo auf Typ 2 umwandelt?
    Wo ist der zu bekommen?
    Danke für die Antwortzen.

    1. Marcus Zacher sagt:

      Hallo Herr Schruender,

      nein, eine Umwandlung von Typ 2 auf CCS2 (Combo 2) oder andersherum ist nicht möglich.
      Der Typ-2-Stecker ist für das Laden mit Wechselstrom gedacht, der CCS-Stecker für das Laden mit Gleichstrom.
      Beim Wechseltrom-Laden mit Typ-2-Stecker findet die Wandlung von Wechselstrom (AC) auf Gleichstrom (DC) im Fahrzeug durch den On-Board-Lader statt. Beim Gleichtromladen wandelt praktisch die Ladesäule den netzseitigen Wechselstrom auf Gleichstrom um und lädt damit direkt die Batterie, die immer mit Gleichstrom geladen wird.
      In Ausgabe 04/2020 der EAM haben wir dies in unserem Artikel über DC-Wallboxen und mobile DC-Ladestationen ebenfalls detailliert erläuert.
      Mit der Renault Zoe können Sie nur am CCS-Stecker laden, wenn Sie bei der Bestellung auch die CCS-Lademöglichkeit mitgebucht haben. Eine spätere Nachrüstung ist leider ebenfalls nicht möglich.
      Wir hoffen, dass diese Infos Ihnen geholfen haben.

      Mit freundlichen Grüßen
      Ihr EAM-Serviceteam

  4. G. Schomaker sagt:

    Moin,

    mein Volvo hat ein Typ 2 Anschlußkabel für Wallboxen.
    Gibt es Adapter, um das Kabel z.B. in meiner Garage in eine Schukosteckdose zu stecken ?
    G.Schomaker

    1. Marcus Zacher sagt:

      Hallo Herr Schomaker,

      für das Laden an einer Haushaltsteckdose benötigen Sie ein sogenanntes Mode-2-Ladekabel (auch Notladekabel oder ICCB genannt). Das erhalten Sie entweder direkt beim Volvo-Händler oder im Zubehör. Alternativ können Sie auch eine mobile Ladestationen, wie bspw. den NRGkick, verwenden, die auf höhere Ladeleistungen ausgelegt sind. Über entsprechende Adapter können hier nicht nur Schukosteckdosen verwendet werden, sondern auch Drehstromsteckdosen oder der blaue ‚Campingstecker‘.

      Herzliche Grüße
      Ihr Elektroautomobil-Serviceteam

  5. Winfried Hering sagt:

    ich habe mit einem BMW X1 xDrive 2.5e ein Mode 3 Ladekabel (Harting)
    für eine öffentliche Ladestation (hier vor Ort sind keine Kabel dran!)
    mit 2x Typ 2 Stecker erworben.
    Ich weiß auch, das der Typ 2 Stecker (weiblich) des Kabels ins Fahrzeug gehört.
    Der andere Typ 2 Stecker des Ladekabels sollte „männlich“ sein, er ist
    aber definitiv „weiblich“ !
    Ich kann mit diesem Kabel nicht hier an der öffentlichen EnBW Ladesäule laden!
    Wie kann das sein, es ist ein Original Ladekabel (Harting) von BMW ?

    1. Marcus Zacher sagt:

      Hallo Herr Hering,

      vielen Dank für Ihr Kommentar. Leider ist es schwierig, aus der Entfernung eine Diagnose zu stellen. Vielleicht können Sie uns ein Foto der Steckerenden per E-Mail an info@elektroautomobil.com schicken?

      Viele Grüße
      Ihr EAM-Serviceteam

  6. Dietmar klotz sagt:

    Liebe Leute,
    ich bekomme in Kürze einen smart eq. Diesen möchte ich meistens zuhause an meiner schoko Steckdose in der Garage aufladen. Dazu bräuchte ich wie sie schreiben ein Not Ladekabel oder ICC B Kabel.
    Da die Leitungen aber alt sind, möchte ich mit einem kW laden. Nun Suche ich ein Kabel welches ich auf Eben ein kw einstellen kann.
    Gibt es ein solches Kabel? Ich hoffe auf eure Hilfe, vielen dank und Mit freundlichen Grüßen Dietmar Klotz

    1. Markus sagt:

      Also ich würde auf jeden Fall eine neue Ladesteckdose drehstrom verlegen. Das ist sicherer. Die alte Strominstallation ist auch bei nur 1kw zu anfällig.

  7. Ulrich Abel sagt:

    Hallo,

    gibt es unterschiedliche Typ 2 Stecker an den Ladestationen mit festen Ladekabel ?

    Wenn ja gibt es hierfür einen Adapter.

    MfG

    1. Marcus Zacher sagt:

      Hallo Herr Abel,

      nein, alle Ladestationen mit einem festen Typ-2-Stecker haben einen einheitlichen Standard – nämlich Typ 2. Darüber hinaus gibt es noch AC-Ladestationen mit Typ 1 oder Typ 3, doch diese sind in Deutschland so gut wie nicht anzutreffen. In Frankreich wurden zu Beginn noch Ladestationen mit Typ 3 aufgebaut, hierfür benötigt man einen Adapter. Typ 1 ist vor allem in den USA oder Korea verbreitet.

      Mit herzlichen Grüßen
      Ihr EAM-Serviceteam

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