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EAM 06/2024 - Dezember/Januar
Krisenzeiten bei Ford: Angesichts des geplanten Stellenabbaus von rund 2.900 Arbeitsplätzen in Köln bis 2027 setzt der Autobauer auf sein bestes Pferd im Stall – oder besser gesagt, auf die beste Raubkatze im Käfig: Der Puma ist das meistverkaufte Ford-Modell auf dem europäischen Markt und ergänzt fortan mit dem Beinamen Gen-E als vollelektrische Version das bisherige Produktportfolio. In einem Kölner Filmstudio durften wir einen ersten Blick auf das Fahrzeug werfen.
Der elektrische Puma bleibt optisch seinem Verbrenner-Pendant treu, was nicht nur Kosten spart, sondern eben auch jene Käufer ansprechen soll, die ein klassisches Fahrzeugdesign bevorzugen. Immerhin soll das kompakte Crossover nicht nur eingefleischte Ford-Fans, sondern auch Elektro-Einsteiger überzeugen. Nur wenige Details, wie der angedeutete Frontgrill im Stile des Mustang Mach-E, wurden verändert, um den Look moderner zu gestalten, ohne den typischen „freundlichen“ Ausdruck des Puma zu verlieren, so Chefdesigner Murat Güler.
Mit einer Länge von 4,21 Metern positioniert sich der Puma Gen-E als Konkurrent zu Modellen wie dem Škoda Elroq, Kia EV3 und Opel Mokka Electric. Serienmäßig rollt das Modell auf 17-Zoll-Felgen, optional stehen 18- und 19-Zoll-Varianten zur Verfügung. Ein echter Hingucker ist die neue Lackfarbe „Electric Yellow Metallic“, die serienmäßig beim Gen-E dabei ist und in Kombination mit dem weißen Puma-Schriftzug für einen frischen Auftritt sorgt.
Im Interieur verbindet der Puma Gen-E Funktionalität mit zeitgemäßer Technologie. Auch wenn viel Hartplastik verwendet wird, sorgt die geschickte Kombination mit strukturierten Oberflächen und hellen Kunstleder-Elementen für ein ansprechendes Ambiente. Der Star im Cockpit ist die riesige 12,8-Zoll-Tachoeinheit – so ein riesiges Tachodisplay haben wir selbst in höheren Segmenten schon lange nicht mehr gesehen, geschweige denn in der Klasse der kompakten Crossover!
Ergänzt wird das Display-Setup durch einen 12-Zoll-Hauptbildschirm, der mit kabellosem Apple CarPlay sowie Android Auto und Amazon Alexa ausgestattet ist. Das Infotainmentsystem ist übersichtlich gestaltet, ruckelt aber hier und da ein bisschen – das könnte aber auch daran liegen, dass das ausgestellte Fahrzeug noch nicht ganz serienreif ist. Während bereits die Basisversion mit einer Soundbar überzeugt, bietet die Premium-Variante ein hochwertiges B&O-Soundsystem mit wirklich gutem Klang.
Eine der großen Stärken des Puma Gen-E ist sein großzügiger Stauraum. Mit einem Ladevolumen von 523 Litern und 1.283 Litern bei umgeklappter Rückbank setzt er im B-Segment Maßstäbe. Besonders praktisch: Unter dem Ladeboden befindet sich eine „GigaBox“ mit Wasserablauf, ideal für das Transportieren von Gartenabfällen, schmutzigen Gegenständen oder nassen Haustieren. Das Konzept ist bereits vom Verbrenner-Puma als „MegaBox“ bekannt, die Box ist im Puma Gen-E aber deutlich größer, da die Abgasanlage wegfällt. Hinzu kommt ein 43-Liter-Frunk, dessen Existenz ist leider bei Elektrofahrzeugen auf Verbrennerplattform nicht üblich, weshalb wir uns doppelt darüber freuen. Der Platz genügt problemlos für eine Anhängerkupplung sowie für ein AC-Ladekabel, letzteres muss nicht einmal perfekt zusammengewickelt werden, um in das niedrige Staufach unter der Fronthaube zu passen.
Und wie sieht es mit den Platzverhältnissen im Innenraum aus? Die Rückbank bietet zwar ausreichend Kopf- und Beinfreiheit, doch die Sitzposition ist durch den Akku im Fahrzeugboden nicht besonders bequem und die Schenkel liegen kaum auf dem Sitz auf. Legt man im Puma Gen-E eine längere Strecke zurück, wird sich die fehlende Schenkelauflage wohl bemerkbar machen.
Der Puma Gen-E bietet in puncto Ladeleistung solide, wenn auch keine beeindruckenden Werte: An der Schnellladesäule kann mit bis zu 100 kW geladen werden, was eine Ladezeit von 10 auf 80 Prozent in 23 Minuten ermöglicht. Wenngleich der Puma Gen-E offenbar eine stabilere Ladekurve hält als die 100-kW-Peak-Konkurrenz von Renault und Stellantis, hatten wir uns in Anbetracht des späten Markteintritts eine höhere Spitzenladeleistung erhofft. Der Lithium-Ionen-Akku mit einer nutzbaren Kapazität von 43 kWh – die Bruttokapazität rückt Ford selbst auf Nachfrage nicht heraus – erlaubt eine Reichweite von bis zu 376 WLTP-Kilometern. Laut Pressesprecher soll der Wagen 2 kWh/100 km weniger verbrauchen als sämtliche Konkurrenten im europäischen Markt. Das wäre beachtlich, kann aber erst bei einer Testfahrt überprüft werden. Die Fahrleistungen fallen beim Puma Gen-E ebenfalls sehr durchschnittlich aus: Der Elektromotor an der Vorderachse leistet 124 kW und beschleunigt in glatten acht Sekunden auf 100 km/h, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 160 km/h.
Damit hatten wir nicht gerechnet: Mit einem Startpreis von 36.900 Euro positioniert sich der Puma Gen-E tatsächlich noch ein ganzes Stück über Konkurrenten wie dem Škoda Elroq (33.900 Euro), Kia EV3 (35.990 Euro) oder Opel Mokka Electric (36.740 Euro). Ja, die Basisversion bietet einige Features, die bei der Konkurrenz teils nur gegen Aufpreis verfügbar sind, z. B. ein integriertes Navigationssystem, einen dreiphasigen 11-kW-Bordlader sowie die schöne gelbe Metallic-Lackierung.
Die Premium-Variante fügt weitere Annehmlichkeiten hinzu, darunter größere Felgen, Kunstledersitze, ein B&O-Soundsystem, Matrix-LED-Scheinwerfer und eine elektrische Heckklappe. Der Aufpreis beläuft sich auf 2.500 Euro. Unabhängig von der Ausstattung stehen außerdem drei Zusatzpakete sowie ein Panoramadach zur Wahl. Doch auch, wenn der Puma über eine gelungene Basisausstattung verfügt und in ein paar Kategorien glänzen kann, ist der angesetzte Preis viel zu hoch.
Die mutmaßlich hohe Effizienz und der große Stauraum dank GigaBox könnten für einige potenzielle Käufer ein entscheidendes Argument sein, der kleine Akku sowie die begrenzte Ladeleistung in Kombination mit dem dafür aufgerufenen Preis wird aber sicherlich viele Interessenten abschrecken. Daher sehen wir die kleine Raubkatze leider als Hoffnungsträger mit drei dicken Fragezeichen.
Im Leasing sieht die Sache etwas interessanter aus: Ab 299 Euro monatlich geht es da los und die Ford-Händler werden sicherlich mit attraktiven Angeboten zu locken versuchen. Gut möglich, dass der Puma Gen-E mit günstigen monatlichen Raten doch recht erfolgreich auf die Straße gebracht werden kann.
Fotos: Ford
Technische Daten | Ford Puma Gen-E |
---|---|
Fahrzeugklasse: | Kompakt-SUV |
Sitze/Türen: | 5/5 |
ANTRIEB | |
Antriebsart: | Vorderradantrieb |
Bauart: | N/A |
Leistung: | 124 kW |
Drehmoment: | 290 Nm |
BATTERIE & LADESTANDARD | |
Spannungsklasse: | 400 V |
Energieinhalt (brutto/netto): | —/43 kWh |
Ladeleistung AC: | 11 kW |
Ladeleistung DC: | 100 kW |
Ladezeit AC (0–100 %): | ca. 4 h |
Ladezeit DC (10–80 %): | ca. 23 min |
FAHRLEISTUNGEN | |
Höchstgeschwindigkeit: | 160 km/h |
Beschleunigung (0–100 km/h): | 8,0 s |
REICHWEITE & VERBRAUCH | |
Reichweite (WLTP): | 347—376 km |
Verbrauch (WLTP): | 14,5—13,1 kWh/100 km |
ABMESSUNGEN & GEWICHT | |
Länge x Breite (exkl. Spiegel) x Höhe: | 4,214 m x 1,805 m x 1,555 m |
Breite (inkl. Spiegel): | 1,930 m |
Radstand: | 2,588 m |
Gepäckraum: | 523–1.283 l |
Frunk: | 43 l |
Leergewicht: | 1.563 kg |
Anhängelast (gebremst/ungebremst): | 750 kg/750 kg |
cW-Wert: | 0,29 |
PREIS & VERFÜGBARKEIT | |
Verfügbarkeit: | ab sofort bestellbar, Auslieferung Frühjahr 2025 |
Deutschland: | ab 36.990 € |
Österreich: | ab 36.980 € |
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EAM 06/2024 - Dezember/Januar
Da hat Ford aber Schwein gehabt, dass der i3 von BMW nicht mehr zu erwerben ist. Denn dieser wies die selben Verbrauchswerte bereits vor über 10 Jahren auf, war aber mit spürbar besseren Fahrleistungen gesegnet. Sprich wo ist hier der Fort(d)schritt ?! Mal sehen wer bereit ist, für eine umgebaute oder elektrisch aufgewärmte Verbrennerplattform im Nichtpremiumsegment soviel Geld auf den Tisch zu legen. Leasing günstig hin oder her, die Raten werden aus vielerlei Gründen ansteigen und wer den Fiesta bereits zu teuer empfand, wird hier erst recht nicht zugreifen. Und demzufolge eine völlig neue Klientel zu generieren dürfte mit den Eigenschaften in Anbetracht der Konkurrenz sicherlich schwer werden. Aber bekanntlich entscheidet der Markt und man wird sehen, ob dieser diesen Verzweifelungsumbau goutieren wird.