Vorstellung: Cupra Born

26.05.2021 von Marcus Zacher

Tango für die MEB-Familie

Als erstes Elektromodell der noch jungen Marke Cupra wurde nun der Born vorgestellt. Der heißblütige Spanier kommt in vier Varianten mit bis zu 170 kW und 540 Kilometer Reichweite. Einstiegspreis: unter 33.000 Euro. Wir konnten uns den Kompaktstromer mit deutschen Wurzeln bereits live anschauen.

26.05.2021 – Der ID.3 (Fahrbericht) ist so nüchtern wie ein Golf, der Škoda Enyaq gibt den bewährten Praktiker und der Audi Q4 e-tron (Vorstellung) bringt ein bisschen premium in die elektrische Kompaktklasse – wie schon in der alten Welt hat der VW-Konzern seine Modelle in einem Segment bei identischer Technik auch bei den Stromern maximal auseinandergerückt. Und dabei diesmal etwas Entscheidendes vergessen. Denn so gut die ganzen MEB-Autos auch sein mögen, sie kommen dennoch etwas emotionslos daher. Bei Lust und Leidenschaft an der Ladesäule müssen die Niedersachsen und ihre Töchter bis dato passen.

Doch damit ist es bald vorbei. Denn in Barcelona hat jetzt Cupra als vierte Marke aus dem großen Konglomerat in den Modularen E-Baukasten gegriffen, und aus dem kollektiven Komponentenverbund den Born gezaubert. Und wenn der im August zu Preisen von nicht einmal 33.000 Euro (exklusive Förderung) an den Start geht, könnte es bei den E-Mobilisten sehr wohl zum Herzflimmern kommen. Denn kein anderes MEB-Auto ist bislang so kurz und knackig und vor allem so flach gezeichnet wie der Born, der obendrein auf provozierend breiten Rädern (bis 235 mm) von bis zu 20 Zoll Durchmesser steht. Für den Rollwiderstand und damit für die Reichweite ist das zwar Gift, aber es sieht gut aus – und es dürfte sich zudem auch noch besser fahren, als auf den Teerschneidern der nüchternen Verwandtschaft.

Sexy – aber etwas unpraktisch

Den Preis für die Schönheit zahlt man im Innenraum. Denn auch wenn der Radstand mit 2,77 Metern identisch ist wie beim ID.3 und auch die Länge mit 4,32 Metern auf dem Niveau des Wolfsburger Master-Modells liegt, duckt er sich mit 1,54 Meter etwas tiefer, so dass es in beiden Reihen naturgemäß enger zugeht. Die dunkle Innenausstattung sowie die tief ausgeschnittenen Schalensitze und die wuchtige Mittelkonsole machen die Sache nicht eben besser.

Während der Sozius und vor allem die Hinterbänkler neidisch zu den Nachbarn aus Mladá Boleslav, Ingolstadt oder Wolfsburg schauen mögen, freut sich der Fahrende diebisch über das enge Band, das allein durch dieses Layout zwischen Mensch und Maschine geknüpft wird. Endlich sitzt man bei einem Elektroauto wieder mitten drin im Geschehen und ist nicht nur Zaungast hinter dem Lenkrad.

E-Boost wie im Rennwagen

Das birgt übrigens die nächste Eigenheit des Born, der sich im Cockpit ansonsten samt Mini-Anzeigen inklusive Schaltknüppel auf Augenhöhe, Head-up-Display mit Augmented-Reality-Grafiken in der Frontscheibe und großem Touchscreen über der Mittelkonsole und all den leidigen Slidern eher an VW als an Škoda orientiert. Denn unter der Querspange des Volants gibt es zwei Taster, die so nur Cupra bietet. Der eine ist eher banal und regelt das Fahrprofil, der andere dagegen ist charakterbildend wie das Mannetino eines Ferrari. Wer das drückt, der kann zumindest im Top-Modell kurzfristig gute zehn Prozent mehr Leistung abrufen und wie ein Pilot aus der Formel E mit einem zusätzlichen E-Boost am Vordermann vorbei ziehen.

Auch damit kommt der Born allerdings leistungsmäßig nicht an den Rest der Familie heran. Denn während es den MEB bei Audi, Škoda und VW auch mit Allrad und deshalb mit über 200 kW gibt, beschränkt sich Cupra auf einen Heckmotor mit 110, 150 oder eben kurzfristig 170 kW. Mit einer Beschleunigung von 6,6 Sekunden von 0 auf 100 km/h ist das 170-kW-starke Topmodell dennoch der schnellste MEB-Stromer mit Heckantrieb.

Akkus mit 45 bis 77 kWh

Die Basisversion bietet nur eine Batteriekapazität von 45 kWh (netto) und kommt auf knapp 350 WLTP-Kilometer. Darüber rangiert ein Akku mit 58 nutzbaren Kilowattstunden für über 420 Kilometer und an der Spitze steht das 77 kWh starke Paket, das für 540 Kilometer reichen soll. Geladen wird dabei je nach Akku-Größe standardmäßig mit 50, 100 oder 125 kW, so dass der Born im besten Fall in sieben Minuten den Strom für 100 km zieht und den Akku in 35 Minuten von fünf auf 80 Prozent bringt.

Sauber will der Born allerdings nicht nur im Betrieb sein, sondern schon in der Produktion im sächsischen Zwickau. Und dabei denken die Spanier über den Energiebedarf hinaus auch an den Müll. Nicht nur, dass sie möglichst wenig neuen davon produzieren wollen, sondern vor allem wollen sie alten recyceln. Die Sitze sind deshalb mit Stoffen aus Plastikabfällen bezogen, die Cupra zum Beispiel am Strand vor Barcelona sammeln lässt.

Variante: 110 kW 150 kW e-Boost e-Boost 77 kWh
Antrieb: RWD RWD RWD RWD
Leistung: 110 kW 150 kW 170 kW 170 kW
Drehmoment: 310 Nm 310 Nm 310 Nm 310 Nm
0-100 km/h: 8,9 s 7,3 s 6,6 s 7,0 s
Höchstgeschw.: 160 km/h 160 km/h 180 km/h 180 km/h
Batterie (brutto/netto): 55 kWh/45 kWh 62 kWh/58,3 kWh 62 kWh/58,3 kWh 82 kWh/76,6 kWh
Reichweite (WLTP): 349 km 427 km ca. 420 km ca. 540 km
Verbrauch (WLTP): 15,0 kWh/100 km 15,4 kWh/100 km N/A N/A
Ladestandard AC: Typ 2 7,2 kW 2p Typ 2 11 kW 3p Typ 2 11 kW 3p Typ 2 11 kW 3p
Ladestandard DC: CCS 50 kW (opt. 100 kW) 100 kW 100 kW 125 kW
Preis DE: 32.700 € 36.770 € N/A N/A
Preis AT: N/A 35.390 € N/A N/A

Bei unter 33.000 Euro geht es los

Der Bestellstart des spanischen Kompakten erfolgt in Deutschland im August zu Preisen ab 32.700 Euro (110 kW) bzw. 36.770 Euro (150 kW). Die Produktion beginnt im September und die Auslieferungen sollen kurz darauf im Herbst starten.

In Österreich kann bereits das Sondermodell Alpha (58 kWh, 150 kW) für 35.390 Euro vorbestellt werden. Der reguläre Bestellstart ist für den Herbst avisiert. Die Topversionen mit dem 170-kW-starken e-Boost-Paket werden hier wie dort erst 2022 folgen.

Text: T. Geiger, M. Zacher / Fotos: Cupra

Technische Daten
Fahrzeugbezeichnung: Cupra Born 150 kW
Fahrzeugbeschreibung: fünftüriger, fünfsitziger Kompaktwagen
ANTRIEB
Bauart: 1 permanenterregte Synchronmaschine, Hinterradantrieb
Leistung: 150 kW
Drehmoment: 310 Nm
BATTERIE & LADESTANDARD
Energieinhalt (brutto/netto): 62 kWh/58,3 kWh
Batteriegarantie: 8 Jahre oder 160.000 km (SOH: > 70 %)
Wärmemanagement: Flüssig-Thermalmanagement
Ladestandard AC: Typ 2 11 kW 1p
Ladestandard DC: CCS 100 kW
Ladezeit AC 11-kW-Ladestation 0-100 %: 6 h 15 min
Ladezeit DC 150-kW-Ladestation 5-80 %: 34 min
FAHRLEISTUNGEN
Höchstgeschwindigkeit: 160 km/h
Beschleunigung (0-100 km/h): 7,3 s
REICHWEITE & VERBRAUCH
NEFZ: N/A
EPA: N/A
WLTP: 427 km
Verbrauch (WLTP): 15,4 kWh/100 km
ABMESSUNGEN & GEWICHT
Länge x Breite (ohne Spiegel) x Höhe: 4,322 m x 1,809 m x 1,527 m
Breite (mit Spiegel): N/A
Radstand: 2,767 m
Gepäckraum: 385 l
Frunk: -
Leergewicht: N/A
cW-Wert: N/A
cW x A: N/A
PREIS & VERFÜGBARKEIT
Verkaufsstart: Bestellstart: August 2021, Auslieferungen ab Herbst 2021
Deutschland: ab 36.770 €
Österreich: ab 35.390 € (Sondermodell Alpha)
  1. panib sagt:

    Dieses Auto kommt von Cupra, soll also für Sportlichkeit stehen. Worauf bezieht sich diese Sportlichkeit? Auf ‚Sportliches Autofahren‘ doch wohl nicht. Falls doch, was steht hinter diesem Begriff? Mehr als spätpubertäre Ampelstarts können damit doch nicht gemeint sein. Mehr kann man mit einem Auto, das bei, vernünftigen, 160 bzw. 180 km/h abriegelt, an ‚Sportlichem‘ nicht veranstalten.
    Echte Sportlichkeit im engeren Sinne das Wortes lässt dieses hübsche Auto leider nicht zu- es hat keine Anhängerkupplung zum Transport von Fahrrädern und man kann sie konstruktionsbedingt wohl auch nicht nachrüsten. Unfassbar.
    Die Irren, die das zugelassen haben, gehören sofort gefeuert.

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