Neuvorstellung: Scout Terra und Traveler Concept

25.10.2024 von Thomas Geiger

Die Scouts für den US-Markt

Um auf dem amerikanischen Markt neue Marktanteile zu gewinnen, belebt Volkswagen die Traditionsmarke Scout wieder. Ab 2027 geht es mit dem Pick-up-Truck Terra und dem Geländewagen Traveler los.

In den USA bahnt sich das nächste Großduell an – und genau wie bei der Wahl am 5. November ist das auch so etwas wie ein Glaubenskrieg. Nur, dass es dieses Mal um Autos geht und nicht um das höchste Amt im Staat. Denn VW hat jetzt die beiden seriennahen Scout-Studien Traveler und Terra enthüllt, die zu Preisen von jeweils knapp unter 60.000 Dollar für das Jahr 2027 ankündigt werden.

Die beiden Geländewagen markieren das das Comeback einer legendären US-Marke, die von 1961 bis 1980 unter dem Dach des Landmaschinen-Herstellers International Harvester schon einmal Pick-ups und Geländewagen gebaut hat. Diese waren damals so berühmt wie Ford Bronco und Ford F-150 oder Chevrolet Blazer und Jeep Cherokee.

Bildergalerien:

Der Gegenpol zum Tesla-Cybertruck?

Die Scout-Modelle sind darüber hinaus auch mehr als ein neuerlicher Versuch von VW, endlich wieder die Herzen der Amerikaner zu gewinnen. Denn deren einst von Beetle und Bus entfachte Liebe ist nach Langweilern wie Passat oder Atlas arg erkaltet, selbst wenn sie den Niedersachsen den Dieselskandal längst verziehen haben. Daher darf man die Modelle auch als Konter gegen Teslas allgegenwärtigen Cybertruck sehen, womit das Ganze am Ende fast doch ein Politikum wird: Während der Cybertruck genauso vorlaut, arrogant und aggressiv rüberkommt wie Donald Trumps Republikaner und sein Vize-Kandidat JD Vance, sind die neuen Scouts so etwas wie die automobile Entsprechung der Demokraten um Kamala Harris und mehr noch ihren Doppelpartner Tim Walz – hemdsärmelig, bodenständig, sympathisch und vielleicht ein kleines bisschen von gestern.

Für das Design gilt das allemal und ganz bewusst. Denn sowohl der Pick-up Terra als auch das davon abgeleitete SUV Traveler orientieren sich auf eine charmante Weise an den Vorbildern aus der Vergangenheit, sind kantig, glatt und schnörkellos – und tragen wie früher ihr Markenlogo weit rechts der Mitte. Einzig die umlaufende LED-Signatur an Bug und Heck holt die beiden Autos zurück ins hier und heute. Und natürlich das Interieur, das gezielt mit der Generation iPhone flirtet und auf riesige Displays setzt, sich aber trotzdem noch erfreulich viele Tasten unter dem XXL-Screen in der Mitte leistet.

Neue Elektro-Geländewagen-Plattform

Wer bei den Scout-Modellen dagegen Parallelen zu anderen Autos sucht, der schaut nach bisherigem Wissensstand vergebens. Weder hat das elektrische Workhorse irgendwelche Bauteile von MEB, PPE oder sonst einer VW-Plattform, noch ist es ein verkleideter Rivian, was viele nach dem Bekanntwerden der Kooperation zwischen VW und dem amerikanischen Start-Up vermutet hatten.

Stattdessen hat VW die neue Marke Scout unabhängig und alleine in Michigan eine neue Architektur entwerfen lassen, die altmodischer allerdings kaum sein könnte: Weil Traveler und Terra Arbeitsgeräte für Farmer, Cowboys, Bauarbeiter und Handwerker sein wollen und nicht Angeberautos für Firmenbosse, Anwälte und Banker, ist die Karosserie auf einem traditionellen Leiterrahmen verschraubt, unter der rund 1,65 Meter langen Pritsche oder dem riesigen Kofferraum dreht eine Starrachse.

Damit die Fahrt nicht dort aufhört, wo der Asphalt endet, gibt es serienmäßigen Allradantrieb und zwei mechanische Differentiale. Und weil sie es ernst meinen mit dem Arbeitsethos, versprechen sie im besten Fall rund 4,5 Tonnen Zuglast und rund eine Tonne Zuladung. Während sie sich damit an der alten Pick-Up-Welt orientieren, nehmen sie auch die Vorzüge der neuen an: Im Bug gibt es deshalb selbstredend einen Frunk, der groß genug sei für einen Werkzeugkasten, eine Kühlbox oder die Tasche fürs Gym.

Scout Terra Scout Traveler
Systemspannung: 800 V 800 V
max. Ladeleistung: 350 kW 350 kW
Ladestandard: NACS NACS
Reichweite: ca. 560 km (ca. 800 km mit REX) ca. 560 km (ca. 800 km mit REX)
Antrieb: Allrad Allrad
Drehmoment: ca. 1.350 Nm ca. 1.350 Nm
0–96 km/h: ca. 3,5 s ca. 3,5 s
L x B x H: 5,82 m x 2,33 x m x 1,96 m 5,28 m x 2,33 x m x 1,94 m
Radstand: 3,77 m 3,06 m
Zuladung: ca. 1 t ca. 1 t
Anhängelast: ca, 4,5 t ca. 3,2 t
Marktstart USA: 2027 2027
Preis USA: < $ 60.000 < $ 60.000

550 Kilometer als BEV, 800 Kilometer mit Range Extender

Der Antrieb ist natürlich ebenfalls der neuen Zeit geschuldet. Weitgehend zumindest. Denn genau wie der Cybertruck oder konventionelle Konkurrenten vom Schlage eines Rivian RT1, Ford F-150 Lightning, Ram 1500 REV oder eine Chevrolet Silverado EV fahren Traveler und Terra rein elektrisch, kommen rund 550 Kilometer weit und laden dank 800-Volt-Technik mit bis zu 350 kW. Und wie alle Elektroautos haben sie den Antritt eines Sportwagens. Kein Wunder, bei über 1.300 Newtonmeter, die sofort zupacken. Das reicht für einen Sprintwert von 3,5 Sekunden.

Aber weil die elektrische Euphorie auch in den USA merklich nachgelassen hat und sich ohnehin vor allem auf die Küsten konzentriert, die Pick-ups aber eher in der provinziellen Mitte des Landes unterwegs sind, wo das Ladenetz noch große Lücken hat, will Scout sich nicht alleine auf die Akkus verlassen. Stattdessen – und da kommt dann wahrscheinlich doch die Wolfsburger Mutter ins Spiel – soll ein kleiner Benziner auf Wunsch als Range Extender einen Generator antreiben und den Aktionsradius so auf über 800 Kilometer erweitern.

Entwicklung und Produktion in den USA

Traditionell, rustikal und mit dem Charme einer ehrlichen Haut:  Zwar passen Traveler und Terra ihrem Wesen nach eher zu Walz als Vance, weil sie viel leiser und freundlicher auftreten als der vorlaut polternde Cybertruck. Doch eine Botschaft wird jeden Präsidentschaftskandidaten freuen – egal ob am Ende nun Trump das Rennen macht oder Harris: „Wir sind unendlich Stolz darauf, eine ikonische US-Marke wiederzubeleben und dafür zugleich tausende neue US-Jobs zu schaffen,“ gibt Markenchef Scott Keogh den Patrioten und untermauert das mit konkreten Ansagen: Entwickelt wurden die Autos in Michigan und gebaut werden sie in South Carolina von mehr als 4.000 neuen Mitarbeitern.

Und der Rest der Welt schaut einfach zu? Hoffentlich nicht. Denn während die traditionellen US-Pick-ups bei uns allenfalls nur als Grauexporte gehandelt werden und nicht viel mehr sind als Exoten für verkappte Cowboys, haben sie mit der Elektrifizierung durchaus auch Chancen in Europa. Zumal Terra und Traveler im Gegensatz zum Cybertruck augenscheinlich nicht ganz so gleichgültig gegenüber den Crashnormen und Geschmacksmustern diesseits des Atlantiks entwickelt wurden. Und weil „Scout“ schließlich nichts anderes heißt als „Pfadfinder“, werden Traveler und Terra schon irgendwann ihren weg zu uns finden.

Bilder: Scout

  1. Teslajoe sagt:

    …..mit erfreulich vielen Tasten.
    Das hatte das NOKIA Handy auch.
    Ich kann nicht verstehen, wie man das immer wieder schreiben kann.
    Aber was solls die Zeit regelt das von alleine.
    Mit elektrischen Grüßen
    Joe

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