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EAM 02/2024 - April/Mai
Verbrennungsmotor mit synthetischen Kraftstoffen, Wasserstoff-Brennstoffzelle oder doch batteriebetriebenes Elektroauto? Die Diskussion um diese Frage ist in den letzten Wochen ziemlich hochgekocht und gerade in der deutschen Öffentlichkeit hört man oft Forderungen nach „Technologieoffenheit“. Laien gewinnen schnell den Eindruck, das Rennen um den PKW-Antrieb der Zukunft sei noch offen und es gebe noch eine Art Wettrennen zwischen dem Verbrennungsmotor und alternativen Antrieben. Das ist Anlass für einen kleinen Überblick zu den Ausstiegsszenarien der Automobilindustrie.
Die letzten vier Wochen waren voller Paukenschläge: General Motors, Ford und Jaguar Land Rover haben in kurzen Abständen bekanntgegeben, dass sie sich vom Verbrennungsmotor verabschieden wollen.
Am schnellsten ist die Jaguar-Kernmarke, die bereits 2025 vollelektrisch sein will, bei Land Rover bekommen Benzin und Diesel noch ihr Gnadenbrot: 2030 soll der Elektro-Anteil bei 60 % liegen.
Ebenfalls 2030 ist bei Ford Schluss für Verbrennungsmotoren – allerdings nur in Europa. Auch die Amerikaner legen sich auf vollelektrische Fahrzeuge fest, mehrere geplante Hybridfahrzeuge wurden durch reinelektrische ersetzt.
Bei GM will man sich bis 2035 Zeit lassen, dafür dann aber gleich Nägel mit Köpfen machen und global aus dem Verbrennungsmotor aussteigen. „Auspuff-Emissionen“ sollen generell eliminiert werden – eine klare Absage an Plug-In Hybride oder synthetische Kraftstoffe.
Bis vor kurzem wirkte Volkswagens Ankündigung, 2026 die letzte Plattform mit Verbrennungsmotoren an den Start zu bringen, am ambitioniertesten. Konzernchef Herbert Diess wurde öffentlich als „Einzelgänger“ innerhalb der Branche kritisiert, seine Strategie sei „zu radikal“.
Diese Aussagen hatten eine relativ kurze Halbwertszeit, gegen die konkreten Ausstiegspläne der Konkurrenz wirkt VW auf einmal fast schon wie ein Nachzügler, ein klares Enddatum wollen die Wolfsburger nicht nennen. In absoluten Zahlen gesprochen dürfte aber wohl kaum ein Autobauer mehr Elektroautos auf die Straße bringen als VW, bis zu drei Millionen reine Elektroautos sollen ab 2025 pro Jahr verkauft werden.
Im Premiumsegment traut man sich dann doch, klarer zu werden: VWs Töchter Audi und Porsche wollen entweder vor 2030 aus dem Verbrennungsmotor raus (Audi) bzw. bis dahin eine 80-prozentige Elektroquote erreichen (Porsche). Plug-In Hybride spielen dabei nur eine untergeordnete Rolle, der Fokus liegt auf reinen Elektrofahrzeugen.
Auch Daimler kündigt zwar wenig an, plant aber viel: Laut Handelsblatt-Informationen lässt Daimler-Chef Ola Källenius einen Verbrenner-Ausstieg zwischen 2031 und 2034 durchkalkulieren, die Entwicklung neuer Verbrennungsmotoren haben die Schwaben bereits eingestellt. Angeblich gibt es sogar Überlegungen, das Flaggschiff S-Klasse in der nächsten Generation nur noch elektrisch auf den Markt zu bringen.
Für Überraschung könnte BMW sorgen: Nach dem guten Start mit dem i3 war es bei denen in Sachen Elektrifizierung lange ruhig. Mittlerweile ist der i3 ein Elektro-Evergreen, aber in den Anfangsjahren brachte er nicht den gewünschten Erfolg und so waren die Bayern lange zögerlich, was neue Elektromodelle betraf.
Mittlerweile hat sich das aber geändert, Insiderberichten zufolge sind Verbrennungsmotoren in den kommenden Fahrzeugarchitekturen höchstens noch als Range-Extender vorgesehen – den man aber eben auch weglassen könnte.
Die Gründe, warum die deutschen Autobauer hier (noch) nicht so deutlich Position beziehen wie die englischsprachige Konkurrenz, sind offensichtlich und nachvollziehbar: Deutschland ist extrem konservativ und viele Menschen stehen Elektroautos immer noch skeptisch gegenüber. Ein klares Enddatum könnte sowohl in den Produktionshallen als auch bei den Autokäufern zu großer Verunsicherung führen – deswegen geht man hier lieber etwas zurückhaltender vor.
Beide Herangehensweisen haben Vor- und Nachteile: Kündigt man einen Verbrennerabschied früh an, wird man zwar als progressiv wahrgenommen, schlachtet aber möglicherweise ohne Not die Cashcow.
Ist man hingegen zu spät, steht man als unentschlossen und konzeptlos da. Meine Einschätzung: Der Überbietungswettbewerb, wer als erster den Verbrennungsmotor aus seinen Autos verbannt, wird weitergehen und auch die deutsche Autoindustrie kommt da nicht drumherum.
Gut möglich, dass die Zeit noch nicht reif dafür ist, dass für Marken wie Daimler (deren Geschichte ja sogar mit der Erfindung des Verbrenner-Automobils beginnt) noch nicht der richtige Zeitpunkt ist, sich vom Verbrennungsmotor zu verabschieden – da wird in den nächsten ein oder zwei Jahren aber sicher noch viel passieren.
Ich bin mir sicher: Zumindest in Europa werden bis 2030 über 90 % aller verkauften PKW keinen Verbrennungsmotor mehr an Bord haben.
Fotos: C. Laszlo, Hersteller
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EAM 02/2024 - April/Mai
Wie sieht denn die Prognose für Wasserstoff aus? Die Japaner sind da ja sehr aktiv.
„Sehr aktiv“ ist doch etwas übertrieben: selbst Toyota plant, vom Nachfolger seines einzigen Pkw Modells nur bis zu 30.000 jährlich zu produzieren in 2025.
Das sind ungefähr 0,3 % der bei Toyota produzierten Autos.
In Deutschland hatten wir 2020 einen Marktanteil von reinen E-Autos von 7%. EineSteigerung gegenüber 2019 von +206%.
Wasserstoffautos wurden 2020 -26% weniger verkauft im Vergleich zu 2019.
„Sehr aktiv“ sind vor allem bestimmte, konservative Presseorgane in Bezug auf Wasserstoff.
Die eNordkapp-Challenge.org macht es vor, wir können mit BEV überall hin kommen…
Die Zeit ist jetzt reif…