Europastart von GAC, Aion und Hyptec

23.01.2025 von Thomas Geiger

Vier Stromer für Europa

Mit GAC plant ein weiterer chinesischer Automobilhersteller den Export nach Europa. Geplant sind zunächst vier Modelle, wobei nicht alle den Weg nach Deutschland finden werden.

Ob auf dem Highway noch die Hölle los ist, darüber kann man angesichts der Flaute in Detroit trefflich streiten. Doch dafür geht die Rushhour auf der Seidenstraße munter weiter. Denn während sich nach General Motors ganz offensichtlich auch Ford so langsam aus Europa zurückzieht, drängt dafür ein chinesischer Hersteller nach dem anderen gen Westen.

Vier Modelle für Europa

Und jetzt läuft sich mal wieder ein besonders aussichtsreicher Kandidat warm: GAC, mit der Submarke Aion nach Tesla und BYD immerhin die Nummer drei in der Liga der „New Energy Vehicle“, will sein Glück ab diesem Sommer ebenfalls in Europa probieren und hat dafür jetzt seine Pläne konkretisiert. Geplant sind demnach – erstmal ausschließlich elektrisch und später dann womöglich auch mit Plug-in-Hybrid-Antrieb – vier Autos vom handlichen Kompakten für unter 30.000 Euro bis zum vornehmen SUV im Stil des Tesla Model X für geschätzte 50.000 Euro, von denen mindestens zwei auch in Deutschland angeboten werden sollen.

Los geht es für einen Schätzpreis in der ersten Hälfte der 30.000er mit dem Aion V, einem trotz des kantigen Bugs und des bulligen Auftritts noch vergleichsweise konventionellen Elektro-SUV für die gehobene Kompaktklasse, das mit einer Länge von 4,61 Metern gegen Autos wie den elektrischen Ford Explorer und den Škoda Enyaq anritt und mit 75 kWh auf eine Normreichweite von 521 Kilometern kommen soll.

ID.3-Konkurrent für unter 30.000 Euro

Ebenfalls für Deutschland fest eingeplant – allerdings erst ab dem nächsten Jahr – ist der dann schon viel charakterstärkere Aion UT, den die Chinesen in ihrem Außenstudio in Mailand gezeichnet haben. Er spielt mit einer Länge von 4,27 Metern und einem Zielpreis von weniger als 30.000 Euro in einer Liga mit GWM Ora 03 oder dem BYD Dolphin, ist aber seriöser und bei Antrieb und Akku fortschrittlicher als die einen und trotzdem nicht so bieder und altbacken wie der andere. Geplant ist er mit 60 kWh und einer entsprechenden Normreichweite von 430 Kilometern.

Beide Exportmodelle teilen sich eine Plattform, die mit ihren stolzen 2,75 Metern Radstand nicht nur reichlich Platz auch in der zweiten Reihe garantiert, sondern die vor allem technisch auf der Höhe der Zeit ist. Denn während die Ladeleistung an der Wallbox noch durchschnittliche 11 kW beträgt, stellen die Chinesen am Gleichstrom stolze 180 kW in Aussicht und lassen die etablierte Konkurrenz in dieser Klasse damit ganz schön alt aussehen. Und auch beim Fahren machen sie Tempo – egal ob mit 150 kW oder beim Aion V auf Wunsch auch mit 165 kW sind immer 180 Sachen drin.

Dazu gibt es ein Ambiente, dem man den Sparkurs erst auf den zweiten Blick ansieht – zumal die Ausstattung wie immer bei den Chinesen üppig ist und die Digitalisierung weit fortgeschritten. Wie bei Tesla gibt es deshalb kaum Taster, sondern nur noch einen großen Touchscreen und zwei Kugelwalzen am Lenkrad und wie bei VW dazu trotzdem noch einen zweiten Screen vor dem Fahrer – nur dass der hier spürbar größer ist und mehr Informationen bietet. Auch das ist ein Grund, weshalb vom Head-up-Display bislang keine Rede ist.

Aion Y und Hyptec HT: Fragezeichen für deutschen Marktstart

Neben dem großen V und dem kleinen UT wird es wohl nur für ausgewählte Länder und nicht zwingend auch für uns zu Schätzpreisen um 30.000 Euro den 4,54 Meter langen Aion Y geben, der direkt auf den Wettbewerb mit dem VW ID.4 zugeschnitten ist. Auch er fährt mit einem 150-kW-Motor und auch er kommt im Normzyklus 430 Kilometer weit, weil der Akku hier eine Kapazität von 63 kWh hat.

Und weil die Chinesen wissen, dass sie zum Beispiel in Norwegen ohne Allrad kaum eine Chance haben, und weil sie auch ein kleines bisschen Stolz demonstrieren wollen, planen sie als Flaggschiff den Export des HT, der in China über die Premiumtochter Hyptec vermarktet wird und als direkter Konkurrent des Model X gilt. Selbst die Falcon-Doors für die Hinterbänkler gibt es dort gegen Aufpreis. Bislang nur als Hecktriebler, leistet er in der Top-Version bereits jetzt 250 kW, kommt mit 83 kWh auf 450 Normkilometer. Dazu bietet er mehr Luxus, als Elon Musk je in den Sinn kommen würde. Nicht umsonst lässt sich aus der Lehne des Fahrersitzes ein Schreibtisch klappen und aus der für den Sozius eine Fußauflage.

Mit dem Schutz der Partei

Zwar gibt es schon mehr als genug Chinesen in Europa und mit jedem, der neu dazu kommt, wird der Verdrängungswettbewerb größer. Doch im Gegensatz zu Nio, XPeng, Aiways & Co. muss sich GAC um seine Zukunft wahrscheinlich keine Sorgen machen. Nicht nur, weil die Guangzhou Automobile Group Co. mit ihrem Gemischtwarenladen bereits seit 1955 am Markt ist und sich in China beständig unter den ersten zehn Marken platziert. Sondern vor allem, weil sie zu 60 Prozent in Staatsbesitz ist und im Gegensatz zu vielen Start-ups deshalb unter dem besonderen Schutz der Partei steht. Das gibt ihr auf der Seidenstraße sicher ein bisschen Starthilfe und Rückendeckung zugleich.

Technische Daten Aion V Aion UT Aion Y Hyptec HT
Antrieb: FWD FWD FWD RWD
Leistung: 150–165 kW 150 kW 150 kW 250 kW
Batterie: 75 kWh 60 kWh 63,2 kWh 83 kWh
Ladeleistung (AC): 11 kW 11 kW 11 kW 11 kW
Ladeleistung (DC): 180 kW 180 kW 270 kW N/A
Höchstgeschw. 180 km/h 180 km/h N/A N/A
0–100 km/h: 7,9 s N/A N/A 5,8 s
Reichweite (WLTP): 521 km 430 km 430 km 450 km
Länge: 4,61 m 4,27 m 4,54 m 4,94 m
Breite: 1,85 m 1,85 m 1,87 m 1,92 m
Höhe: 1,69 m 1,58 m 1,65 m 1,70 m
Radstand: 2,78 m 2,75 m 2,75 m 2,94 m
Gepäckraum: N/A 440 l N/A 670–1.802 l
Frunk: 55 l
Marktstart DE: Mitte 2025 2026 N/A N/A
Preis DE (geschätzt): ca. 35.000 € < 30.000 € ca. 30.000 € N/A

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