Opel Mokka Electric Long Range im Fahrbericht

08.10.2024 von Marcus Zacher

Reichweitenboost für den Mokka

Mit einer Kombination aus neuem Akku und stärkerer E-Maschine knackt der Opel Mokka Electric endlich die 400-Kilometer-Marke. Wir waren mit diesem „Long Range“ genannten Modell unterwegs, um herauszufinden, was das Topmodell des Mokka zu bieten hat.

Seit Ende 2020 hat Opel den kompakten Mokka der zweiten Generation im Programm, den es von Beginn an als elektrischen Mokka-e gab. Seitdem blieb die Technik weitestgehend unangetastet und wurde nur im Detail nachgebessert. Das elektrische Kompakt-SUV – inzwischen umbenannt in Mokka Electric – wurde stets vom bekannten, 100 kW starken Elektromotor in Kombination mit einem 50 kWh großen Speicher ausgeliefert. Durch einige Detailverbesserungen konnte die Reichweite im Laufe der Jahre nur marginal von 324 auf 337 Kilometer gesteigert werden.

Was unterscheidet den Long Range vom „normalen“ Mokka?

Einen ordentlichen Reichweitenboost verspricht da der Mokka Electric Long Range, der (zumindest in Deutschland) stets in der gehobenen „Ultimate“-Ausstattung vorfährt und nun seit Kurzem an die Kunden ausgeliefert wird. Dieser ist einem 54 kWh großen Energiespeicher ausstaffiert, der den von Stellantis selbstentwickelten Permanentmagnet-Elektromotor mit 115 kW mit Strom versorgt, was für Normreichweiten von knapp über 400 Kilometer genügen soll. Von dieser Antriebskombination profitieren im Konzern bereits einige ähnlich gestrickte Kompakt-SUV, wie etwa der Alfa Romeo Junior Elettrica, der Fiat 600e oder der Jeep Avenger.

Mokka Electric vs. Mokka Electric Long Range
Opel Mokka Electric Opel Mokka Electric Long Range
Batterie (brutto/netto): 50 kWh/46 kWh 54 kWh/51,5 kWh
Reichweite (WLTP): 338 km 407 km
Leistung: 100 kW 115 kW
Drehmoment: 260 Nm 260 Nm
0–100 km/h: 9,2 s 9,0 s
Höchstgeschw.: 150 km/h 150 km/h
max. Ladeleistung: 100 kW 100 kW
Ladezeit (0–80 %): ca. 30 min ca. 27 min
Preis DE: ab 40.800 € ab 44.720 €
Preis AT: ab 38.599 € ab 40.599 €

So überrascht es auch nicht, dass sich die Fahrleistungen praktisch gleichen: In wenig spektakulären neun Sekunden beschleunigt der Opel auf 100 km/h. Allerdings fühlt sich der Long-Range-Mokka in der Praxis deutlich zackiger an – zumindest, wenn man den Sport-Modus bemüht, in dem die volle Leistung abrufbar ist. Dann drehen ob der 260 Newtonmeter auch schon mal die Vorderräder durch, was sich durch entsprechendes Zerren in der Lenkung bemerkbar macht. Standardmäßig geht es im etwas schaumgebremsten „Normal“-Modus los, wo dieser Effekt weniger häufig zu Tage tritt.

Allerdings kommt vor allem im Sportmodus und auf kurvigen Landstraßen echter Fahrspaß auf. Zwar zieht der Mokka nun nicht gerade wie ein Berserker von dannen, doch Fahrwerk und Lenkung hat das Rüsselsheimer Entwicklungsteam ordentlich abgestimmt. Die Federung ist straff, was komfortorientierten Fahrern womöglich missfällt, aber der Fahrdynamik zugutekommt.

Auf der Autobahn ist, wie beim Brot-und-Butter-Mokka, der Reichweite zuliebe bereits bei 150 km/h. Hier sind die gelungenen Fahrassistenten hervorzuheben, deren Abstimmung offenbar gewissenhaft erfolgte.

Was bringt der Reichweitenboost in der Praxis?

Nach unserer sommerlichen, 185 Kilometer langen Fahrt, die überwiegend über Autobahnen (mit viel Baustellenanteil) und Landstraßen führte, hat der Mokka Electric Long Range exakt 60 Prozent des Ladezustands eingebüßt. Der Verbrauchsrechner zeigt gute 16,2 kWh/100 km an. Nach einer einfachen Dreisatzrechnung wären damit etwa 310 Kilometer Reichweite möglich.

Für reine Autobahnfahrten ist freilich damit zu rechnen, dass der Wert niedriger ausfällt, bei Stadtverkehr entsprechend höher.

Leider hat Opel das lahme Infotainment unangetastet gelassen. Das ist schlichtweg nicht mehr auf der Höhe der Zeit, was sich auch daran zeigt, dass uns die Presseleute mit einem Smartphone und Android Auto auf die Tour schickten. Auch bei den Funktionen, die man heute in einem Elektroauto erwarten darf, herrscht weiterhin Nachholbedarf. Weder One-Pedal-Driving, noch einer SoC-Begrenzung für den Ladevorgang zur Akkuschonung oder eine einfache Hold-Funktion gibt es.

Hier sollte Opel als nächstes ansetzen – und beim Preis. Denn der ist extrem selbstbewusst. Das Einstiegsmodell steht schon für rund 40.000 Euro in der Liste, der Long Range ist in Deutschland gar erst ab 44.720 Euro zu haben.

In Österreich kommen Kunden schon für 40.599 Euro in den Genuss der höheren Reichweite, allerdings mit weniger Ausstattung, als in Deutschland. Die Elektroautoförderung kann davon noch abgezogen werden.

Was macht der Wettbewerb?

Elektrische Kompakt-SUV im Vergleich
Opel Mokka Electr. LR Kia EV3 SR Škoda Elroq 50 Smart #1 Pure+
Batterie (brutto/netto): 54 kWh/51,5 kWh 58,3 kWh/— 55 kWh/52 kWh 66 kWh/62 kWh
Reichweite (WLTP): 407 km 436 km 375 km 420 km
Leistung: 115 kW 150 kW 125 kW 200 kW
0–100 km/h 9,0 s 7,5 s 9,0 s 6,7 s
Höchstgeschw.: 150 km/h 170 km/h 160 km/h 180 km/h
AC-Ladung: 11 kW* 11 kW 11 kW 22 kW
DC-Ladung: 100 kW 101 kW 145 kW 150 kW
Kofferraum: 310–1.060 l 460–1.251 l 470–1.580 l 323–986 l
Preis DE: ab 44.720 € ab 35.990 € ab 33.900 € ab 39.990 €
Preis AT: ab 40.599 € ab 36.840 € ab 35.490 € ab 41.200 €
*optional in AT

Mit Blick auf die wachsende Konkurrenz wird Opel den Mokka womöglich noch einmal neu einpreisen müssen. Der gerade frisch vorstellte Škoda Elroq ist bereits ab 33.900 Euro zu haben (Österreich: 35.490 Euro) und dazu noch ein gutes Stück größer mit entsprechend erweitertem Platzangebot. Gleiches gilt für den Kia EV3, der für etwa 36.000 Euro zu haben ist. Wählt man bei den genannten Kontrahenten die großen Batterien mit rund 80 kWh für über 500 Normkilometer, liegt man preislich etwa gleichauf mit dem Mokka Long Range – bei spürbar höherer Reichweite. Auch ein im Vergleich zum Mokka ungefähr ähnlich großer Smart #1 ist inzwischen deutlich günstiger eingepreist.

Fazit: Der Long Range sollte Standard sein

Mit der zusätzlichen Antriebsoption gewinnt der Opel Mokka Electric vor allem im Alltag spürbar an Reichweite. Rund 300 Alltagskilometer sind für ein kompaktes SUV völlig in Ordnung. Allerdings stellt sich da die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Basismodells, das derzeit kaum noch wettbewerbsfähig erscheint. Auf der anderen Seite fehlt eine Langstrecken-Option nach oben.

Da ein großes Technikupdate auf der vorhanden Mischplattform wenig wahrscheinlich ist, muss der Preis runter, um im härter werdenden Wettbewerb noch Kunden für den Mokka begeistern zu können.

Fotos: Dani Heyne, Opel

Opel Mokka Electric Long Range
Fahrzeugklasse: Kompaktklasse-SUV
Sitze/Türen: 5/5
ANTRIEB
Antriebsart: Vorderradantrieb
Bauart: PSM
Leistung: 115 kW
Drehmoment: 260 Nm
BATTERIE & LADESTANDARD
Spannungsklasse: 400 V
Energieinhalt (brutto/netto): 54 kWh/51,5 kWh
Ladestandard AC: Typ 2 11 kW 3p (in AT optional, Serie 7,4 kW 1p)
Ladestandard DC: CCS 100 kW
Ladezeit AC (20–80 %): 4 h 40 min
Ladezeit DC (0–80 %): 27 min
FAHRLEISTUNGEN
Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
Beschleunigung (0–100 km/h): 9,0 s
REICHWEITE & VERBRAUCH
Verbrauch (WLTP): 15,5 kWh/100 km
Reichweite (WLTP): 407 km
ABMESSUNGEN & GEWICHT
Länge x Breite (exkl. Spiegel) x Höhe: 4,151 m x 1,791 m x 1,534 m
Breite (inkl. Spiegel): 1,987 m
Radstand: 2,561 m
Gepäckraum: 310–1.060 l
Frunk:
Leergewicht: 1.632 kg
Zuladung: 458 kg
Anhängelast (gebremst/ungebremst):
cW-Wert: 0,32
PREIS & VERFÜGBARKEIT
Verfügbarkeit: bestellbar in DE und AT
Preis DE: ab 44.720 €
Preis AT: ab 40.599 €

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Podcast

E-Mobilität in der Landwirtschaft

Ankündigungen & Neuvorstellungen / Podcast

Zum Abo

Die aktuelle Ausgabe!

Die aktuelle Ausgabe!

EAM 01/2025 – Februar/März

EAM-Newsfeed

Follow @elektroautomobil
Social Media Inhalte laden
2 Klicks für mehr Datenschutz: Erst wenn Sie hier klicken, wird eine Verbindung zu den Social Media Plattformen Twitter, Facebook und Instagram hergestellt und Inhalte in die Website geladen. Beim Laden der Inhalte werden Informationen, wie Ihre IP-Adresse, von Ihrem Browser direkt an einen Server von Facebook/Twitter/Instagram in die USA übermittelt und dort gespeichert.
Weitere Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung Social Media Inhalte laden

Das könnte Sie auch interessieren