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EAM 05/2024 - Oktober/November
Hochwertigste Materialien, Liegesitze mit Hot-Stone-Massage und ein Kühlschrank mit Heizfunktion – ist das noch ein Auto oder schon ein Privatjet auf Rädern? Wir zeigen, was der Luxus-Sechssitzer Nio EL8 alles auf dem Kasten hat.
Mit seinen 5,09 Metern Länge und 2,08 Metern Breite ist der EL8 ein edles, aber massives Dickschiff, das eine Menge Platz im Straßenverkehr einfordert. Manch einer mag lästern, Nios Fahrzeuge sähen alle identisch aus – und tatsächlich sind die SUV-Modelle auf den ersten Blick nur schwer voneinander zu unterscheiden – andere werden die einheitliche Designsprache zu schätzen wissen. Nio-typisch ist auch der Naturfokus, der ins Design der Fahrzeuge einfließt, beispielsweise sind die fünf verfügbaren Außenfarben vom Himmel inspiriert, während die drei Innenraumfarben Anleihen von der Erde nehmen.
Wer ultimativen Luxus mit Elektroantrieb sucht, muss keine 200.000 Euro für einen Maybach EQS SUV hinblättern: Der Nio EL8 strotzt vor lauter Opulenz und Komfort, optisch sowie haptisch exquisite Materialien dominieren den Innenraum. Die Passagiere erwarten himmlisch weiche Nackenkissen und beheiz- sowie belüftbare Massagesitze. Bezüglich des Innenraumlayouts kann sich der Kunde zwischen zwei Varianten entscheiden: Serienmäßig verfügt die zweite Reihe über einen breiten Mittelgang, wodurch die dritte Reihe sprichwörtlich kinderleicht erreicht werden kann.
Die Executive-Version hingegen wartet mit einer massiven Mittelkonsole auf, welche zwei Wireless-Charging-Pads sowie einen Kühlschrank, der bis 50 Grad erhitzt werden kann, bietet. Essen warm oder Getränke kühl halten? Hier ist beides möglich. In dieser Konfiguration erfolgt der Zugang zur dritten Sitzreihe über eine diskrete Taste, hält man diese gedrückt, gleiten die Sitze der zweiten Reihe motorisiert nach vorne. Keine eigene Kraft muss hierfür aufgewandt werden, wodurch selbst Kinder – insofern sie groß genug sind, um die Taste unterhalb der Kopfstütze zu erreichen – den Mechanismus bedienen können.
Wer allerdings denkt, dass die dritte Reihe lediglich als Notsitzbank taugt, der täuscht sich: Insofern die beiden Passagiere in der zweiten Reihe gewillt sind, ein Stück ihrer kolossalen Beinfreiheit zu opfern, können hier auch zwei nicht zu groß gewachsene Erwachsene längere Strecken zurücklegen. Reist man zu sechst, gilt es allerdings, mit dem Stauraum gut zu haushalten, denn der Kofferraum verfügt über lediglich 265 Liter Kofferraumvolumen. 810 Liter sind es bei umgeklappter dritter Reihe, einen Frunk gibt es leider nicht.
Der EL8 hat ordentlich Wumms unter der Haube: Dank einem Allradantrieb mit 480 kW und 850 Nm Drehmoment spurtet er in 4,1 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Die Beschleunigungswerte lassen den Passagieren zwar nicht die Spucke wegbleiben, aber dafür sämtliche Überholvorgänge stressfrei absolvieren, was mit einem SUV dieser Größe keine Selbstverständlichkeit darstellt. Sportlich fährt sich der EL8 aber definitiv nicht und auch die Lenkung ist nicht ganz so direkt, wie wir sie uns wünschen. Einen Pluspunkt gibt es einerseits für die Sechskolbenbremsanlage, welche beim EL8 erstmalig anstelle der bisherigen Vierkolbenbremsanlage verbaut wurde, und andererseits für das super komfortable Luftfahrwerk.
Wie üblich werden auch beim EL8 zwei Akkugrößen angeboten: Der 75 kWh fassende Akku soll eine theoretische Reichweite von 390 Kilometern ermöglichen, realistisch bleiben davon wohl 300 bis 350 übrig. Wer regelmäßig lange Strecken absolviert und nicht so oft nach einer Ladestation Ausschau halten möchte, wird sich daher wohl eher für den 510 WLTP-Kilometer versprechenden 100-kWh-Akku begeistern lassen. Das Laden geht hier mit bis zu 240 kW blitzschnell: In nur 20 Minuten schießt der Ladestand von 10 auf 80 Prozent – hui, da bleibt gerade mal Zeit für einen Kaffee und eine kurze Toilettenpause. Nio möchte sich zwar insbesondere durch seine Batteriewechselstationen, welche den leeren Akku in fünf Minuten gegen einen vollen austauschen, von der Konkurrenz absetzen, doch in Anbetracht der kurzen Ladezeit ist die Zeitersparnis durchs „Swappen“ nur marginal.
Nio hat dem EL8 viele technische Helferlein spendiert, sämtliche Assistenzsysteme und insbesondere der adaptive Tempomat mit Lenkassistenz funktionieren zuverlässig. Unser Testfahrzeug verfügte zudem über Banyan 2.3.5, Nios neuester Software-Version. Völlig neu ist hier, dass künftig im Batterie-Menü der State of Health (SoH) eingesehen werden kann. Insbesondere für Gebrauchtwagenkunden stellt das eine enorme Entlastung dar, denn bislang mussten diese auf Angebote von Drittanbietern wie z. B. Aviloo zurückgreifen, um den Gesundheitszustand des Akkus auszulesen. Eine weitere gute Nachricht: Auf Wunsch diverser Nio-Fahrer werden sämtliche Nio-Modelle im Rahmen der kommenden Software-Updates One-Pedal-Driving erhalten. Bislang rekuperierten die Fahrzeuge nicht bis zum Stillstand, sondern rollten mit 5 km/h weiter, wodurch an jeder Ampel und jedem Stoppschild die mechanische Bremse genutzt werden musste.
Viel Platz, beeindruckende Ladeleistungen, sehr gute Software und eine Armada cooler Gadgets: Der EL8 bietet Kritikern kaum Angriffsfläche – doch wie viel sind potenzielle Kunden bereit, für eine chinesische Marke zu zahlen, die obendrein erst seit zweieinhalb Jahren auf dem deutschen Markt vertreten ist? Der Basispreis liegt bei 82.900 Euro, während die Executive-Version ab 84.900 Euro erworben werden kann. Dazu fällt eine monatliche Batteriemiete an: 169 Euro für den kleinen und 289 Euro für den großen Akku. Der Akku kann auch für 12.000 respektive 21.000 Euro erworben werden, ist in diesem Fall aber fest verbaut, wodurch die Batteriewechselstationen nicht genutzt werden können. Gerade im Vergleich mit dem ähnlich gestrickten Kia EV9 fällt die Preisgestaltung also durchaus ambitioniert aus, doch im Verhältnis zur deutschen Konkurrenz, wie dem Mercedes EQS SUV, ist der EL8 wiederum ein regelrechtes Schnäppchen. Wer also bereit ist, für sein Familienfahrzeug tief in die Tasche zu greifen, bekommt hier ein echtes Schmuckstück auf Rädern.
Fotos: Nio
Nio EL8 Standard Range | Nio EL8 Long Range | |
---|---|---|
Fahrzeugklasse: | Luxusklasse-SUV | Luxusklasse-SUV |
Sitze/Türen: | 6/5 | 6/5 |
ANTRIEB | ||
Antriebsart: | Allradantrieb | Allradantrieb |
Bauart: | PSM an der VA, ASM an der HA | PSM an der VA, ASM an der HA |
Leistung: | 480 kW | 480 kW |
Drehmoment: | 850 Nm | 850 Nm |
BATTERIE & LADESTANDARD | ||
Spannungsklasse: | 400 V | 400 V |
Energieinhalt (brutto/netto): | 75 kWh/73,5 kWh | 100 kWh/90 kWh |
Ladestandard AC: | Typ 2 11 kW 3p | Typ 2 11 kW 3p |
Ladestandard DC: | CCS 180 kW | CCS 240 kW |
Ladezeit AC-Ladestation (0–100 %): | ca. 7 h | ca. 9 h |
Ladezeit DC-Ladestation (10–80 %): | 20 min | 20 min |
FAHRLEISTUNGEN | ||
Höchstgeschwindigkeit: | 200 km/h | 200 km/h |
Beschleunigung (0–100 km/h): | 4,1 s | 4,1 s |
REICHWEITE & VERBRAUCH | ||
Verbrauch (WLTP): | 23,1–22,0 kWh/100 km | 22,3–21,2 kWh/100 km |
Reichweite (WLTP): | 375–390 km | 487–510 km |
ABMESSUNGEN & GEWICHT | ||
Länge x Breite (exkl. Spiegel) x Höhe: | 5,099 m x 1,989 m x 1,750 m | 5,099 m x 1,989 m x 1,750 m |
Breite (inkl. Spiegel): | 2,199 m | 2,199 m |
Radstand: | 3,070 m | 3,070 m |
Gepäckraum (dritte Reihe umgelegt): | 810 l | 810 l |
Gepäckraum (dritte Reihe oben): | 265 l | 265 l |
Frunk: | — | — |
Leergewicht: | 2.613 kg | 2.633 kg |
Zuladung: | 652 kg | 632 kg |
Anhängelast (gebremst/ungebremst): | 2.000 kg/750 kg | 2.000 kg/750 kg |
cW-Wert: | 0,25 | 0,25 |
PREIS & VERFÜGBARKEIT | ||
Verfügbarkeit: | bestellbar in DE | bestellbar in DE |
Preis DE: | ab 94.900 € (inkl. Batterie) | ab 103.900 €( inkl. Batterie) |
Preis AT: | N/A | N/A |
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