DS N°8: Frankreichs Rückkehr zur automobilen Größe

16.06.2025 von Thomas Geiger

Erste Testfahrt mit der DS N°8

Mit der N°8 will DS zurück ins automobile Premiumsegment. Ob das gelungen ist, fanden wir bei einer ersten Testfahrt heraus.

In der neuen (Un)ordnung der Welt findet Frankreich zurück zu alter Größe – und zwar nicht nur in der Politik, sondern offenbar auch auf der Straße. Denn während die Stimme aus dem Élysée-Palast wieder mehr Gehör findet, erfährt auch die Automobilbranche wieder mehr Beachtung.

Renault sammelt eine Auszeichnung nach der anderen für die elektrische Wiedergeburt von R5 und R4. Citroën dreht mit dem elektrischen C3 erfolgreich an der Preisschraube. Selbst DS findet so langsam zur wahren Bestimmung und klopft jetzt lautstark an die Tür zur gehobenen Mittelklasse.

DS N°8 als neues Flaggschiff

Lange Jahre war DS nur eine mehr oder minder halbherzige Marketing-Idee und ein Wackelkandidat in der großen Stellantis-Sippe. Nun bekommt die noble Citroën-Schwester – sehr zur Freude von Monsieur le Président – ein neues Flaggschiff. Damit wird sie sogar zum Vorreiter in der Familie.

Denn als erstes und bislang einziges Modell auf der STLA-Medium-Plattform wird es diese N°8 ausschließlich elektrisch geben.

Zwar ist das neue Topmodell noch weit entfernt von der Avantgarde und der Finesse jener Déesse, die vor genau 70 Jahren Citroëns Ruhm ins Legendäre gesteigert hat. Damals wurde das Auto zum Ufo gemacht und nahm die Straßen von Paris im Sturm.

Doch mit spektakulären Scheinwerfern, reichlich Lametta aus Licht und einer auffälligen Zweifarb-Lackierung wird aus einem vermeintlich konventionellen SUV-Coupé wie dem Peugeot E-408 doch noch ein Blickfang. Er macht sich auf den Champs-Élysées genauso gut wie auf dem Ku’damm, der Leopoldstraße oder der Elbchaussee.

Edles und extravagantes Interieur

Und es ist ja nicht nur das Exterieur, das die N°8 zur exklusiven Alternative in der gehobenen Mittelklasse machen soll.

In der bei 4,82 Metern Länge und 2,90 Metern Radstand zumindest vorne angenehm geräumigen Kabine gibt es auffällig gepolsterte Sessel mit Polstern wie Gliederarmbänder. Hinzu kommen geschickt beleuchtete Konsolen und ein Lenkrad, das mit seinen x-förmigen Speichen gefährlich nach Raumschiff aussieht.

Hoher Komfort – inklusive Nackenföhn

Außerdem umgarnt DS die Insassen mit einem Komfort, wie es ihn bei keiner anderen Stellantis-Marke gibt.

Wie immer ist das Fahrwerk wolkenweich. Es bügelt die Straße auf Wunsch auch mit Kameraunterstützung vorausschauend so glatt wie die Tischdecke in einem Sternerestaurant an der Champs-Élysées.

Gegen allfällige Störgeräusche gibt es einen aufwendigen Feinschliff im Windkanal und Dämmglas ringsum. Für das perfekte Wohlfühlklima sind nicht nur beide Sitzreihen beheizt und gekühlt. Es gibt zum ersten Mal in einem geschlossenen Auto sogar einen Nackenföhn. Dieser legt den Insassen einen Schal aus heißer Luft um den Hals – und optimiert dabei ganz nebenbei auch noch den Energiehaushalt sowie die Reichweite.

Zwei Akku- und drei Motorvarianten

Dabei ist die Technik ansonsten weniger extravagant. Genau wie etwa der neue Opel Grandland nutzt auch das DS-Flaggschiff die STLA-Architektur und kombiniert ihre Bausteine in drei Konfigurationen.

Das Basismodell fährt dabei mit einem Frontmotor von 169 kW, der kurzfristig 190 kW leistet. Der Akku fasst 74 kWh und reicht für 550 Kilometer. Alternativ gibt es einen Fronttriebler mit 180 bzw. 207 kW oder einen Allradler mit zwei Motoren und dann 257 respektive 276 kW.

Varianten- und Preisübersicht DS N°8
Ausstattung FWD FWD Long Range AWD Long Range
Batterie: 73,7 kWh 97,2 kWh 97,2 kWh
Reichweite: 550 km 749 km 664 km
Leistung (Standard/Spitze): 169 kW/190 kW 180 kW/207 kW 257 kW/276 kW
Preis DE: 57.700 € 63.200 € 75.000 €
Preis AT: 58.000 € 63.400 € 75.200 €

Diese beiden Varianten setzen auf einen Akku mit 97,2 kWh und sollen bis zu 750 Kilometer weit fahren. Und wo Stellantis bei seinen E-Autos bis dato früh den Stecker gezogen hat, bekommt die N°8 immerhin Auslauf bis 190 km/h.

Entspannter Fahrcharakter mit Einschränkungen beim Laden

Zwar ist die N°8 damit flott bei der Sache, predigt aber in ihrem ganzen Wesen eine gewisse Entspannung und Entschleunigung.

Lenkung, Bremsen und Fahrwerk sind auf Laissez-faire ausgelegt und nicht auf Allez hop! Wer’s eilig hat und gerne flott um die Ecken fegt, der soll doch bitte einen Alfa kaufen – oder zur Not auch einen Audi oder BMW. Im DS sitzt der Connaisseur, der jeden Kilometer genießt. Eile ist ihm fremd.

Derart grundentspannt schafft man es dann vielleicht auch tatsächlich ohne Ladestopp von Frankfurt nach Hamburg. Und falls nicht, hat man zumindest die nötige Gelassenheit, um auch längere Standzeiten zu überstehen.

Denn beim Laden sind die Franzosen nicht ganz so flott. Zwar soll es zumindest gegen Aufpreis später einen Onboard-Charger mit 22 statt 11 kW geben, doch am Gleichstrom ist bei 160 kW Schluss.

Das ist zwar deutlich besser als bei den kleinen Stellantis-Stromern wie dem Opel Frontera oder dem Jeep Avenger. Aber es ist kaum mehr als halb so gut wie bei der Konkurrenz in dieser Klasse, zumal die Ladezeit bei 27 bis 31 Minuten liegt – gemessen von 20 bis 80 Prozent.

Immerhin rühmen sich die Franzosen eines hohen und breiten Plateaus bei der Ladekurve. So sollen 200 Kilometer in zehn Minuten möglich sein.

Fazit: Hoher Komfort, selbstbewusster Preis

Zwar emanzipiert sich DS mit der N°8 weiter denn je von der Stellantis-Sippe. Tatsächlich entsteht ein Auto, das genügend Flair und Finesse besitzt, um – wenn schon nicht gegen Audi, BMW und Mercedes – dann zumindest gegen Volvo, Lexus oder Genesis zu bestehen.

Doch hat der Traum vom Aufstieg auch seinen Preis: Schon das Basismodell kostet mindestens 57.700 Euro (Österreich: 58.000 Euro). Die Spitzenversion wird mit 75.000 Euro notiert (Österreich: 200 Euro teurer). Mit ein paar Extras steht schnell eine Acht an erster Stelle.

Kein Wunder, dass sich DS niemand Geringeren als Jules Verne als Taufpaten fürs Topmodell ausgesucht hat. Denn angesichts dieser Positionierung braucht es schon eine gehörige Portion Zuversicht und Weitblick, um an den erfolgreichen Aufstieg zu glauben.

Fotos: DS Automobiles

Pro & Contra: DS N°8

Pro:

  • sehr hoher Fahrkomfort
  • edler Innenraum
  • hohe Reichweite (im FWD Long Range)

Contra:

  • selbstbewusster Basispreis
  • niedrige DC-Ladeleistung und lange Ladezeit
  • indirekte Lenkung

Drei Alternativen zum DS N°8

BYD Sealion 7

Das SUV-Crossover von BYD punktet mit seiner fahraktiven Auslegung, der umfangreichen Basisausstattung sowie dem kräftigen Antrieb, der jedoch beim Energiekonsum seinen Tribut fordert. Die Preise liegen zwischen 54.000 und 59.000 Euro. Reichweite: bestenfalls 502 km.

Genesis Electrified GV70

Das SUV ist mit 800-Volt-Technologie ausgerüstet und bekommt in Kürze ein Update. Aktuell beginnen die Preise bei rund 70.000 Euro, wofür man einen Akku für 455 km Reichweite und einen Allradantrieb mit 360 kW Leistung erhält.

Lexus RZ

Auch Lexus bereitet aktuell ein Update für den RZ vor, den es derzeit mit Frontantrieb und 150 kW Leistung oder Allradantrieb und 230 kW gibt. Die Reichweite liegt bestenfalls bei 480 km, die Preise liegen zwischen 55.000 und 68.000 Euro.

Bildergalerie DS N°8

Technische Daten FWD FWD Long Range AWD Long Range
Fahrzeugklasse: obere Mittelklasse (E-Segment) obere Mittelklasse (E-Segment) obere Mittelklasse (E-Segment)
Karosserie: fünftürige Schräghecklimousine fünftürige Schräghecklimousine fünftürige Schräghecklimousine
Sitze/Türen: 5/4 5/4 5/4
ANTRIEB
Antriebsart: Vorderradantrieb Vorderradantrieb Allradantrieb
Leistung (Standard/Spitze): 169 kW/190 kW 180 kW/207 kW 257 kW/276 kW
Drehmoment: 343 Nm 343 Nm 509 Nm
BATTERIE & LADESTANDARD
Spannungsklasse: 400 V 400 V 400 V
Zellchemie: NMC NMC NMC
Energieinhalt (netto): 73,7 kWh 97,2 kWh 97,2 kWh
Ladeleistung AC: 11 kW 11 kW 11 kW
Ladeleistung DC: 160 kW 160 kW 160 kW
Ladezeit AC (20–80 %): 4 h 45 min 6 h 10 min 6 h 10 min
Ladezeit DC (20–80 %): 31 min 27 min 27 min
FAHRLEISTUNGEN
Höchstgeschw.: 190 km/h 190 km/h 190 km/h
0–100 km/h: 7,7 s 7,8 s 5,4 s
REICHWEITE & VERBRAUCH
Reichweite (WLTP): 527–550 km 692–749 km 646–664 km
Verbrauch (WLTP): 16,5–15,7 kWh/100 km 17,3–15,9 kWh/100 km 18,0–17,4 kWh/100 km
ABMESSUNGEN & GEWICHT
L x B (ohne Spiegel) x H: 4,820 m x 1,900 m x 1,580 m 4,820 m x 1,900 m x 1,580 m 4,820 m x 1,900 m x 1,580 m
Radstand: 2,900 m 2,900 m 2,900 m
Wendekreis: N/A N/A N/A
Gepäckraum: 621–1.553 l 621–1.553 l 581–1.514 l
Frunk:
Leergewicht: 2.132 kg 2.180 kg 2.289 kg
Zuladung: 508 kg 520 kg 511 kg
Anhängelast (g/u): 1.460 kg/1.200 kg 1.450 kg/1.200 kg 1.600 kg/1.400 kg
cW-Wert: 0,24 0,24 0,24
PREIS & VERFÜGBARKEIT
Verfügbarkeit: bestellbar in DE und AT bestellbar in DE und AT bestellbar in DE und AT
Preis DE: ab 57.700 € ab 63.200 € ab 75.000 €
Preis AT: ab 58.000 € ab 63.400 € ab 75.200 €

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