Erste Fahrt im Porsche Cayenne Electric (2026)

26.08.2025 von Thomas Geiger

Die dritte Elektro-Baureihe macht sich startklar

Cayenne Nummer 4 wird elektrisch: Porsche unterzieht dem neuen SUV derzeit ein Intensivprogramm, bevor es Anfang 2026 zu den Kunden rollt. Punkten soll das elektrische Flaggschiff mit Reichweite, Leistung und Platzangebot.

Erst Leuchtturm, dann rote Laterne – zwar hat Porsche mit dem Taycan schon ganz früh gegen Tesla gekontert und sich vor die Flut aus China gesetzt. Doch inflationäre Restwerte und wachsende Konkurrenz haben den einstigen Shooting Star der Elektromobilität zum Sorgenkind gemacht.

Und als wäre das nicht schon schlimm genug, haben die Schwaben auch noch den Start des elektrischen Macan verstolpert, der sich auch selbst nach über einem Jahr Verspätung partout nicht so richtig berappeln will.

Feinschliff für das Power-SUV

Umso größer ist der Druck auf Michael Schätzle. Er verantwortet die Entwicklung des neuen Cayenne und muss jetzt beweisen, dass aller guten Dinge wirklich drei sind. Denn als drittes E-Modell im Portfolio muss die vierte Generation des Geländewagens jetzt endlich beweisen, dass Porsche den Bogen nicht nur beim Benziner raushat.

Zwar hat er noch drei Monate bis zur Weltpremiere, und bis zur Markteinführung dauert es noch mehr als doppelt so lang. Doch weil Porsche endlich mal wieder gute Nachrichten braucht und weil sie zur IAA sonst nicht viel zu erzählen haben, rücken sie jetzt schon mal die Prototypen ins Rampenlicht. Und weil man einen Porsche nicht nur anschauen, sondern vor allem fahren muss, lassen sie ein paar Auserwählte sogar schon einsteigen und am Rande der Entwicklung ein paar Runden drehen.

Fährt, wie ein Porsche fahren muss

Dabei erlebt man den Cayenne als alten Bekannten und doch ganz neu: Was man unter der nur noch dezenten Tarnung ausmachen kann, sieht unverkennbar nach Cayenne aus, selbst wenn der Wagen für den cW-Wert etwas flacher geworden ist und sich für den Mehrwert im Innenraum in Radstand und Länge ein wenig streckt.

Und was man an Schätzles Seite bei der Fahrt über einsame Straßen im Nirgendwo hinter Barcelona erlebt, fühlt sich so sportlich an, wie man es bei einem Porsche erwartet – egal ob auf dem Hochsitz eines Geländewagens oder wie im Sportwagen mit dem Hintern am Asphalt. Präzise, kontrollierbar und überraschend handlich schneidet der Koloss durch die Kurven und gibt dabei je nach Fahrprofil den entspannten Gleiter oder den engagierten Fighter, der mal wolkenweich über die Straße schwebt und mal bretthart jede Bodenwelle weitergibt.

Weiterentwickelte Elektro-Plattform

Die technische Basis dafür liefert eine Porsche-eigene Weiterentwicklung des PPE-Baukastens aus der Kooperation mit Audi. Sie hat jetzt Allradlenkung und (wie Taycan oder Panamera) das Active-Ride-Fahrwerk, das sich mit seinen elektrischen Stellern an den Federn rasend schnell an Fahrbahn und Fahrstil anpasst. Dazu gibt es schon wieder eine neue Generation von Akkus und Antrieben.

Die wassergekühlte Batterie besteht aus neuen Modulen und wird tiefer im Fahrzeug integriert, was Platz und Gewicht spart und den Temperaturhaushalt optimiert. Und die ölgekühlten E-Motoren haben deutlich mehr Leistung. Das macht den Cayenne vollstromfest und erlaubt obendrein neue Bestwerte an der Ladesäule.

Hohe Ladeleistung und enorme Anhängelast

So ermöglicht die 800 Volt-Architektur nun Spitzen von mehr als 400 kW, lädt die Energie für 300 Kilometer in weniger als zehn Minuten nach und schafft den Sprung von 10 auf 80 Prozent in etwa einer Viertelstunde. Dabei braucht der Cayenne zum Laden erstmal gar keinen Stecker – mit 600 kW Rekuperationsleistung gewinnt er schon beim Fahren ähnlich viel Energie zurück wie ein Formel E-Auto.

Porsche will beim Cayenne allerdings nicht nur mit elektrischen Highlights und mit einer Fahrdynamik punkten, die den E4 (so die interne Bezeichnung) zum Elfer unter den Elefanten macht. Zusätzlich soll der Cayenne auch seinen Ruf als Praktiker in der Porsche-Palette festigen. Mit dem neuen Format gibt es deshalb vor allem im Fond mehr Platz und der Kofferraum wächst um knapp 100 Liter – die noch einmal 90 Liter Frunk unter der elektrisch angesteuerten Bughaube nicht mitgerechnet. Ach ja: Als erstes Elektroauto überhaupt kann der Cayenne deshalb auch noch bis zu 3,5 Tonnen an den Haken nehmen.

Reduzierte Varianz

Zum Start gibt es dem Cayenne im drei Konfigurationen – immer mit Allrad, immer mit brutto 113 kWh und immer mit mehr als 600 Kilometern Reichweite. Dabei wird schon das Basismodell über 300 kW haben, stellt Baureihenleiter Schätzle in Aussicht.

Der Cayenne S dürfte auf 450 bis 520 kW kommen und an der Spitze steht ein Turbo, der mit Launch-Control über 700 kW mobilisiert. Wenn man Schätzle glaubt, soll es anders als etwa beim Elfer oder beim aktuellen Modell darüber hinaus nicht mehr viele andere Varianten geben.

Klar, ein Coupé werden sie wieder bauen, weil sich das beim bisherigen Cayenne bestens verkauft hat. Aber Marketing-Sperenzchen wie einem Turbo GT erteilt Schätzle genauso eine Absage wie einem abgespeckten Basismodell mit Heckantrieb und Schrumpfakku.

Preisparität zum Verbrenner angestrebt

Beides ist auch nicht nötig. Der Turbo ist mit einem Sprintwert von deutlich unter drei Sekunden bis 100 und weniger als zehn Sekunden bis 200 km/h schon jetzt so schnell, dass man vor dem Kickdown seine Nackenmuskeln trainieren sollte und bedient mit mehr als 250 km/h Topspeed auch die eilige Elite.

Und so sehr die Kunden auch aufs Geld schauen mögen, soll das Wohl und Wehe des neuen Cayenne daran nicht hängen, verspricht Schätzle, auch wenn er noch keine Zahlen nennt. Aber so viel ist sicher: Der Preis für das E-Modell wird auf dem gleichen Niveau liegen wie die Verbrenner, die aktuell bei ziemlich genau 100.000 Euro starten.

Alles andere wird auch nicht funktionieren. Denn während Taycan und Panamera vergleichsweise weit auseinanderliegen und beim Macan zumindest in Europa kein Weg am Elektromodell vorbeiführt, haben die Kunden beim Cayenne auch weiter die Wahl. Denn diesmal probieren die Schwaben den Paarlauf – und lassen die dritte Generation nach einem neuerlichen Update auf vorerst unbestimmte Zeit weiterlaufen.

Fazit: Der Elektro-Cayenne muss ein Erfolg werden

Die technischen Daten überzeugen, die praktische Seite stimmt auch und der erwartete Preis dürfte die avisierte Klientel kaum überraschen. Insofern bringt der neue Cayenne alles mit, was für einen Erfolg spricht. Bleibt die Frage, ob das die begüterten Kunden ebenfalls honorieren – oder weiterhin den Verbrenner bevorzugen. Noch ein mäßig erfolgreiches Elektromodell wird sich Porsche auf Dauer jedoch kaum leisten können.

Fotos: Porsche

Drei Alternativen zum Porsche Cayenne Electric

BMW iX

Der BMW iX ist zwar schon seit 2021 im Programm, bekam aber zum Jahresanfang 2025 ein Facelift spendiert. Seitdem leistet der iX zwischen 300 und 485 kW. Das Topmodell, der iX M70, schafft den Standardsprint in 3,8 Sekunden und wird bei 250 km/h abgeregelt. Reichweite? Bestenfalls 701 Kilometer im iX xDrive60.

Lotus Eletre

Über fünf Meter in der Länge misst das Performance-SUV von Lotus, der Eletre. Erhältlich als 600er mit 450 kW oder als 900 mit gar 675 kW ist er ab etwa 100.000 Euro zu haben. Die Topversion sprintet in unter drei Sekunden auf 100 km/h, Schluss ist erst bei 265 km/h.

Polestar 3

Mit einiger Verzögerung hat Polestar Mitte 2024 den 3er zu den Kunden gebracht. Ausgerüstet mit einem 111-kWh-Akku sind bestenfalls Reichweiten von knapp über 700 Kilometern möglich. Es sind Varianten mit Heck- und Allradantrieb erhältlich, die Performance-Version kommt auf 380 kW.

Bildergalerie Porsche Cayenne Electric (2026)

Technische Daten Porsche Cayenne Electric
Fahrzeugklasse: Oberklasse
Karosserie: SUV
Sitze/Türen: 5/5
Antriebsart: Allradantrieb
Leistung: ab ca. 300 bis über 700 kW
Spannungsklasse: 800 V
Batterie: 113 kWh (brutto)
Ladeleistung DC: > 400 kW
Ladezeit DC (10–80 %): ca. 15 min
Höchstgeschw.: > 250 km/h
0–100 km/h: < 3,0 s (Cayenne Turbo)
Reichweite (WLTP): > 600 km
Gepäckraum: ca. 800 l
Frunk: ca. 100 l
Anhängelast: bis zu 3,5 t
Verfügbarkeit: Weltpremiere: Q4/25, Marktstart: Q1/26
Preis (geschätzt): ab ca. 100.000 €

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