Das war der E-Cannonball 2025

24.10.2025 von Vanessa Lisa Oelmann

NRW unter Strom

Der E-Cannonball hat sich längst vom Geheimtipp zum festen Termin im Kalender der deutschen Elektromobilität entwickelt. Mit über 100 Teams, Elektroautos, E-Bikes, umgebauten „Heroes“ und sogar E-Lkw war das Starterfeld der größten Elektro-Rallye Europas dieses Jahr so vielfältig wie nie.

Wenn das Wetter die Pläne über den Haufen wirft

In diesem Jahr stand die Veranstaltung unter dem augenzwinkernden Motto „der beste E-Cannonball ever, ever, NRW“, denn die Route führte quer durchs Ruhrgebiet und das Sauerland, vorbei an Industriedenkmälern, Seen und kurvigen Höhenzügen.

Eigentlich sollte der Start mitten in Düsseldorf stattfinden, denn die Landeshauptstadt hatte gemeinsam mit zahlreichen Partnern für Samstag, den 4. Oktober, zu einem großen Elektromobilitäts-Infotag eingeladen. Dort sollte auch der Parc Fermé eingerichtet werden – doch dann kam der Sturm: Windböen fegten erbarmungslos über den Gustaf-Gründgens-Platz, diverse Zelte wurden beschädigt, Stände umgeworfen. Am Ende fiel der komplette Infotag buchstäblich ins Wasser. Sehr schade, denn der E-Cannonball möchte nicht nur ein abwechslungsreiches Wochenend-Event für Elektromobilisten sein, sondern auch jene aufklären und begeistern, die noch nie einen Stromer getestet haben.

Kurzerhand wurde der Start also zum Crowne Plaza Hotel in Neuss verlegt, wo ohnehin viele Teams übernachtet hatten. Gegen Mittag fiel dort der Startschuss – etwas verspätet, aber mit umso mehr Enthusiasmus, da der Himmel sich bis dahin ein kleines bisschen aufgehellt hatte.

Zwei Tage, hunderte Kilometer, unzählige Aufgaben

Erstmals in der Geschichte des Events fand der E-Cannonball 2025 über zwei Rallye-Tage hinweg statt. Am ersten Tag legten die Teams rund 160 Kilometer zurück, am zweiten waren es über 300. Dabei ging es nicht nur ums Fahren, sondern auch um Geschick, Wissen und gute Nerven. Die Aufgaben reichten von Jahrmarktklassikern wie dem heißen Draht bis zu einer Art Beerpong-Challenge (natürlich ohne Bier).

Im 180 Hektar großen Landschaftspark Duisburg-Nord mussten die Teams binnen 40 Minuten eine Gebäudefassade mit Edelweiß-Stuck suchen, ihren Fund anhand eines Selfies dokumentieren und anschließend eine Erinnerungsmünze prägen. Natürlich gab es aber auch fahrerische Prüfungen: So galt es etwa, auf 30 km/h zu beschleunigen und mit einem fließenden Bremsvorgang so anzuhalten, dass die Fahrzeugfront die Pylone berührt, aber nicht umwirft. Präzision, Timing und Feingefühl waren gefragt, der beste erreichte Wert lag bei 4 Zentimetern Abstand zum orangefarbenen Hütchen. Andere Teilnehmer wussten ihr Fahrzeug deutlich schlechter einzuschätzen und kamen einige Meter zu früh zum Stehen.

Zwei Tage, hunderte Kilometer, unzählige Aufgaben

Hauptsponsor E.On steuerte ein Quiz bei, das am hauseigenen Ladepark zu lösen war – selbstverständlich inklusive kostenlosem Strom. Eine der Fragen lautete etwa: „Wie viele E.On-Ladepunkte gibt es zwischen München und Bergisch Gladbach?“ Hier verschätzten sich die meisten Teams enorm, die richtige Antwort wäre 530 Stück gewesen. Unterwegs sammelten die Teams außerdem Punkte an Durchfahrtskontrollen, etwa auf der Halde Hoheward in Herne oder auf der Rheinfähre zwischen Orsoy und Walsum. Beide Orte boten nicht nur einen schönen Blick, sondern auch einen kurzen Moment zum Durchatmen, bevor die nächste Prüfung anstand.

Von Dacia bis Rolls-Royce und alles dazwischen

Wohl kaum ein Event zeigt so deutlich die Bandbreite der Elektro-Community wie der E-Cannonball. Vom günstigen Dacia Spring bis zum ultra-luxuriösen Rolls-Royce Spectre war alles vertreten, dazu E-Motorräder, elektrische Lkw und die „Heroes“, also liebevoll umgebaute Verbrenner mit elektrischem Herz.

Bei den regulären Elektroautos wurde wie schon in den Jahren zuvor in drei Gruppen gestartet: Gruppe 3 umfasste Fahrzeuge mit kleineren Akkus, Gruppe 2 jene Modelle mit mittelgroßen Batterien und Gruppe 1 die Reichweitenkönige mit den größten Akkukapazitäten. So konnte jedes Team unabhängig von seiner Fahrzeugklasse faire Chancen auf Punkte und Platzierungen behalten, denn genau diese Vielfalt bildet für die Organisatoren das Herzstück des Events.

Doch was wäre der E-Cannonball ohne seine berüchtigten internen Duelle, bei denen stets zwei Teams nochmals gesondert gegeneinander antreten? Auch davon gab es dieses Jahr eine ganze Menge. Christopher Karatsonyi aka Car Maniac und Alexander Bloch fuhren die großen automobilen Geschütze auf und absolvierten die Challenges im erwähnten Rolls-Royce Spectre, mussten sich am Ende aber den Bangula-Brüdern Alex und Albert geschlagen geben, die in einem zum Elektro-Camper umgerüsteten Mercedes EQV unterwegs waren.

Ein weiterer Zweikampf wurde zwischen Team Volvo Trucks und Team Remondis SuMo ausgetragen. Doch selbst, wenn letztere keine 500 Strafpunkte für eine massive Abkürzung der vorgegebenen Strecke aufgedrückt bekommen hätten, wären sie ihren Konkurrenten haushoch unterlegen gewesen und so ging der Sieg an die Trucker im Volvo FH Electric.

Veranstalter Ove Kröger selbst nahm ebenfalls aktiv an seiner eigenen Veranstaltung teil und zwar auf der Energica Experia im sportlichen Duell gegen Influencer Marc Travels, der mitseiner Verge TS Pro um die Welt reist. Hier konnte sich „Doc Tesla“, wie Kröger sich selbst bezeichnet, am Ende nicht gegen den Weltenbummler durchsetzen.

Großes Finale im Ladepark Hilden

Nach zwei Tagen, über 460 Kilometern und unzähligen Challenges endete der E-Cannonball 2025 im Seed & Greet Ladepark Hilden. Zahlreiche Besucher nutzten hier die Gelegenheit, ihre Lieblings-YouTuber zu treffen, Selfies zu machen und die Teilnehmerfahrzeuge aus nächster Nähe zu begutachten.

Zwischen Essensständen der Bäckerei Schüren, Livemusik und Ladegesprächen wurde der Zieleinlauf zu einem regelrechten Volksfest der Elektromobilität. Doch nicht alle Teilnehmer schafften den Weg ins Ziel: Der 1992 auf Elektro umgerüstete Trabant erlitt am zweiten Tag einen Akkuschaden und musste leider abgeschleppt werden. Zwei weitere Teams der Hero-Klasse hatten ebenfalls technische Probleme, konnten ihre Fahrzeuge aber glücklicherweise unterwegs wieder flottbekommen und wurden umso lauter bei der Zieleinfahrt bejubelt.

>> Link zum Ranking des ECB 2025

Wer am Ende der zweitägigen Rallye auf dem Siegertreppchen steht, ist für die meisten Teilnehmer spürbar nicht von Relevanz. Der E-Cannonball ist schließlich kein Rennen, sondern ein Statement für den Spaß an lautloser und emissionsfreier Mobilität.

Wer 2026 dabei sein möchte, sollte daher früh dran sein. Die Bewerbungen laufen traditionell per Kurzvideo und die Plätze sind heiß begehrt. Aber am Ende geht es beim E-Cannonball ja nicht um Geschwindigkeit, sondern um das, was E-Mobilität im Kern ausmacht: Pioniergeist, Teamwork und jede Menge gute Laune.

Fotos: Tobias Seidel

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Podcast

Flottenladen leicht gemacht

Infrastruktur / Podcast

Zum Abo

Die aktuelle Ausgabe!

Die aktuelle Ausgabe!

EAM 05/2025 – Oktober/November

EAM-Newsfeed

Follow @elektroautomobil
Social Media Inhalte laden
2 Klicks für mehr Datenschutz: Erst wenn Sie hier klicken, wird eine Verbindung zu den Social Media Plattformen Twitter, Facebook und Instagram hergestellt und Inhalte in die Website geladen. Beim Laden der Inhalte werden Informationen, wie Ihre IP-Adresse, von Ihrem Browser direkt an einen Server von Facebook/Twitter/Instagram in die USA übermittelt und dort gespeichert.
Weitere Details finden Sie in unserer Datenschutzerklärung Social Media Inhalte laden

Das könnte Sie auch interessieren