Achtung, die Inder kommen!

04.02.2017 von Redaktion Elektroautomobil

Mahindra, Mahindra – war da nicht mal was mit einem nostalgisch angehauchten Nachbau des Ur-Jeeps?

Und bei der Formel E ist doch auch ein Team namens Mahindra Racing dabei. Das war’s aber dann auch schon – mehr können nur eingefleischte Kenner der internationalen Automotive-Szene über den indischen Konzern sagen. Dabei ist Mahindra eine echte globale Größe mit 200.000 Mitarbeitern weltweit, mit Fabriken für Traktoren, Boote, Bikes, SUVs und Pick-ups. Und mit dem Willen, auch in Europa nachhaltig Fuß zu fassen. Auch mit Elektroautos wie dem kürzlich in England gestarteten e2o.

Neben dem durchaus erfolgreichen Engagement in den ersten zwei Formel-E-Serien mit einem achten und einem fünften Gesamtrang sowie Platz zehn und elf für die Fahrer Nick Heidfeld und Bruno Senna machten die unternehmungslustigen Inder um Firmenchef Anand Mahindra zuletzt Ende letzten Jahres von sich reden: Sie kauften sich zu 76 Prozent in die renommierte italienische Design-Schmiede Pininfarina ein und wollen auch die restlichen Anteile erwerben. Erste Kooperationsergebnisse waren schon im Rahmen der Formel E zu bestaunen, und zwar in Form von durchaus appetitlichen italo-indischen Vorschlägen für das zukünftige Design der Rennserie.

Das Ziel: Ein Big Player
Aber damit ist es längst nicht getan. Der nächste Schritt in Richtung Europa führte die Inder nach England. Dort bietet Mahindra seit Mai sein kompaktes, schlichtes und viersitziges Elektroauto namens e2o (sprich I Tu Oh) an. Anders als in Indien enthält der Wagen im Format eines Peugeot iOn alle Sicherheitszutaten wie ABS und ESP, die für eine EU-Zulassung nötig sind. Der Start in England hat ganz pragmatische Gründe: Die e2o werden aktuell nur als Rechtslenker produziert, das reduziert den Aufwand für die Export-Modelle. Aber bei dem Mini-Stromer, dessen Seitenansicht man mit etwas gutem Willen eine Ähnlichkeit mit dem eines geschrumpften BMW i3 nachsagen kann, soll es nicht bleiben. Mahindras England-Chef Steve Parkinson erklärt unmissverständlich, dass man fest daran glaube, einer der „Big Player“ im Elektroautomarkt zu werden. Und bei der Europa-Repräsentanz von Mahindra in Rom schwärmt man von der spannenden Herausforderung, im Zuge einer groß angelegten Globalisierungskampagne auch auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen.

Der indische Pragmatismus ist aber nicht nur am Startpunkt der Elektroautoaktivitäten zu erkennen, sondern auch am Fahrzeug selbst. Statt auf einen starken, schicken und schnellen Luxusschlitten à la Tesla Model S setzt Mahindra auf schlichte und erschwingliche Basis-Mobilität. Der e2o ist nicht schön, er ist nicht flott. Er fährt mit maximal 100 Sachen von A nach B, braucht endlose 18 Sekunden für den Spurt von null auf 100 km/h und hat eine Reichweite von knapp 100 Kilometern. Autotester in England stellen dem 31 kW/42 PS starken Wägelchen mit den gut 15 Kilowattstunden fassenden Lithium-Ionen-Akkus, das auf der Insel ab 16.500 Euro kostet, gerade auch wegen dieser bewussten Reduzierung aufs Wesentliche unterm Strich ein gutes Zeugnis aus.

Der e2o ist nur der Anfang
Zwar gibt es Kritik an der etwas zu dynamischen Kriechfunktion im Stop-and-go-Verkehr und an der Neigung des knapp eine Tonne schweren e2o, den Spurrillen von Autos mit breiterer Spur nachzulaufen. Positiv werden der kleine Wendekreis, die gute Übersicht, das ordentliche Platzangebot und die niedrigen Betriebskosten bewertet. Der Elektro-Inder kann sich gegenüber seinen Mitbewerbern in keiner einzigen Disziplin nach oben absetzen, er gibt aber auch nicht vor, mehr zu sein, als er ist: einfach ein relativ preiswerter, kleiner und simpler City-Flitzer. Und damit eigentlich der perfekte Partner für Flottenbetreiber und Carsharing-Firmen oder -Vereine, Pizza-Ausfahrer oder sonstige Zusteller.

Dass der e2o Mahindras einziger Streich in Sachen E-Antrieb bleiben wird, ist nicht anzunehmen. Auch nicht, dass sich die Inder dauerhaft auf den englischen Markt beschränken werden. Alle Anzeichen sprechen für eine europaweite Expansion. Nach dem Motto: Achtung, die Inder kommen! (Von Rdolf Huber | Fotos: Mahindra)

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